, Frederic Härri, AZ

Der FC Aarau schlägt den FC Baden auch im vierten Aargauer Derby

Die Aarauer bleiben auch im vierten Duell gegen den Rivalen siegreich. Im Stadion Esp gelingt der Mannschaft von Interimstrainer Ranko Jakovljevic ein 1:0-Erfolg. Das goldene Tor erzielt Nikola Gjorgjev in der 69. Minute.

Es braucht manchmal nicht viel, um ein festgefahrenes Spiel aufzuweichen. Eine Tempoverschärfung, ein geniales Zuspiel, ein raffinierter Abschluss. Ein einfaches Rezept – dem sich auch der FC Aarau entscheidend bediente für die perfekte Derby-Bilanz.

Die 69. Minute lief in diesem vierten und letzten Saison-Duell beider Kantonsrivalen. Für einmal ging es schnell, über Isaac Pappoe und Valon Fazliu fand der Ball zu Nikola Gjorgjev, dessen Schlenzer sich zum 1:0 ins Netz senkte. Gjorgjev, der Derbyheld. Wie schon beim letzten Besuch im Stadion Esp.

Das Stadion war nicht ausverkauft

Zu Beginn dieses Jahres, beim Aarauer 2:1-Sieg, war mit 5100 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Heimstätte des FC Baden ein Besucherrekord aufgestellt worden. Gebrochen wurde diese Marke am Dienstagabend nicht. Es war kalt, vielleicht noch etwas angenehmer als im Januar, doch immerhin lag damals noch so etwas wie sportliche Brisanz in der Luft. Selbige ist inzwischen abhandengekommen, da beide Teams ihre Saisonziele wenige Spieltage vor Schluss verfehlt haben. Nur noch ums Prestige ging es, um nichts anderes mehr. Vollständigkeitshalber sei es erwähnt: Es kamen 3770 Menschen.

Die Fankurven indes taten ihr Bestes, um die Rivalität noch einmal hochleben zu lassen. In der Aarauer Kurve etwa war ein Transparent zu bestaunen («Mit Vollgas id Nati B?»), das den sich anbahnenden Abstieg des Kantonsrivalen thematisierte.

Baden startete verhalten

Doch auch jenen, die angesichts der Kälte nicht zu Frotzeleien aufgelegt waren, wurde durchaus Unterhaltsames geboten. Zumindest ab der 35. Minute. Da traf der Badener Abwehrspieler Rajmond Laski im Anschluss an einen Corner den Pfosten – und das kam wie aus dem sprichwörtlichen Nichts.

Bis dahin war der FC Baden nicht unbedingt die schlechtere, doch aber die weitaus zaghaftere Mannschaft gewesen. Meist sahen sich die Gastgeber einfach an, wie sich die Aarauer den Ball in einer Seelenruhe hin und her schoben, gefährliche Vorstösse aber suchte der hoffende Heimfan vergebens. Was einigermassen erstaunlich war, hatte Baden angesichts der tristen Lage am Tabellenende doch rein gar nichts mehr zu verlieren. Scheinbar aber sass der Schreck der heftigen 0:4-Niederlage in Bellinzona vom vergangenen Wochenende noch zu tief in den Knochen der Spieler.

Jedoch wirkte Laskis Aluminiumtreffer als Katalysator. Plötzlich erfasste die Badener der Mut und die Lust aufs Angreifen. Aussenstürmer Mats Hanke schoss platziert, doch Aarau-Goalie Marvin Hübel fischte den Versuch gekonnt aus dem Eck (40.). Der FCA derweil sah sich vom aufbegehrenden Gegner inspiriert, kam seinerseits zu seiner besten Chance, als Gjorgjev den Ball nach Pass von Ryan Kessler nur hauchdünn am Pfosten vorbei legte (44.). Den gefährlicheren Eindruck in den Minuten vor der Pause hinterliess insgesamt der FC Baden.

Im Nachhinein wird Trainer Michael Winsauer die 15-minütige Unterbrechung, die folgte, wohl verflucht haben. Denn in der Kabine erhielten die Aarauer Zeit, sich neu zu sortieren. Und zusehends näherten sich die Gäste in der zweiten Halbzeit dem Torerfolg an, Gjorgjev suchte wiederholt einen Partner für den Doppelpass, den er meist in Stürmer Shkelqim Demhasaj fand. Jener Demhasaj sah seinen Kopfball in der 63. Minute auf der Linie von Badens Verteidiger Patrick Muff geklärt, es war gewissermassen das finale Signal, dass der FCA hier drauf und dran war, erneut das erste Tor in einem Aargauer Derby zu erzielen. Und das tat er denn auch, sechs Minuten später, in Person von Gjorgjev.

0:1, 1:2, 0:2 und nun 0:1. Stets war es knapp, wenn sich die Kontrahenten gegenüberstanden. Für die Badener indes ist das ein schwacher Trost. Weil Schaffhausen im Parallelspiel in Bellinzona ein 1:1 errang, ist der Nichtabstieg angesichts von nun neun Punkten Rückstand noch einmal unwahrscheinlicher geworden als ohnehin schon.