, Nik Dömer, AZ

Spannungen zwischen den Fanszenen und mässiger Vorverkauf: So ist die Lage vor dem Aargauer Derby

Am Dienstag treffen zum letzten Mal in dieser Saison der FC Baden und der FC Aarau aufeinander. Trotz sportlich ernüchternder Situation bei beiden Teams dürfte das Esp zum Hexenkessel werden. Badens Präsident Heinz Gassmann äussert sich im Vorfeld zum Ticket-Verkauf, der Beziehung zur Fanszene und den neuen Sicherheitsmassnahmen im Stadion.

Nach der 0:4-Niederlage am letzten Freitag steht Präsident Heinz Gassmann in Bellinzona noch ein Weile vor dem Gästesektor und spricht mit den mitgereisten Badener Fans. Trotz sportlichem Tiefpunkt in der Challenge League findet ein ruhiger Austausch statt. Es scheint so, als ob sich die Fans damit abgefunden haben, dass ihr Klub schon bald wieder in der Promotion League spielen wird. Aber sie äussern noch einen letzten Wunsch an den Präsidenten: Der FC Baden soll sich unbedingt mit einem Derbysieg verabschieden.

Rückblickend betont Gassmann zur Szene vor dem Gästesektor: «Die Fans haben der Mannschaft in dieser bitteren Stunde Unterstützung gegeben, der Austausch war sehr positiv. Ihnen und auch allen anderen Unterstützern und Sponsoren sind wir es schuldig, dass wir bis zum Schluss mit vollem Einsatz um Punkte kämpfen. Sollten wir tatsächlich absteigen, so wollen wir das wenigstens mit erhobenem Haupt tun.»

Nur rund 2000 Tickets fürs Derby verkauft

Ist nach den Vorfällen, die sich vor ein paar Wochen beim Heimspiel gegen Nyon und auswärts in Aarau ereigneten, also alles wieder in Ordnung mit der eigenen Fanszene? «Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir eine wachsende Szene in dieser Liga haben. Ich denke, bei ihnen war es ähnlich wie bei der Mannschaft auf dem Platz, es gab Hochs und Tiefs in dieser Saison. Ich habe mich vor allem über die Böllerei und den Vandalismus geärgert, und nun freue ich mich aber auch sehr darüber, dass sie sich seit einigen Partien korrekt verhalten und uns unermüdlichen Support geben.»

Von ganz grosser Bedeutung für die Fans und den Verein ist entsprechend nun das Aargauer Derby. Womöglich ist es für die Badener die letzte Chance für längere Zeit, um den grossen Kantonsrivalen zu ärgern. Quasi ein Prestige-Duell, das am Dienstagabend (um 20:15 Uhr) im Stadion Esp ansteht. Die Vorfreude beim Aargauer Fussballvolk scheint dabei aber nicht mehr ganz so gross zu sein, wie das beim ersten Derby in Baden der Fall war. Nur rund 2000 Tickets gingen bisher weg. Auch bei der Aarauer Fanszene lief der Vorverkauf nicht mehr so erfolgreich, erst 300 Tickets wurden für den Gästesektor verkauft. Beim ersten Direktduell im Esp waren es noch doppelt so viele.

«Die sportliche Situation ist nicht mehr so spannend»

Ist der Hype um das Aargauer Derby also ein bisschen verpufft? Der Präsident erklärt dazu: «Leider ist die Wetterprognose nicht gut, es wird kalt am Dienstagabend. Kommt dazu, dass die sportliche Situation bei beiden Teams nicht mehr so spannend ist. Ich denke, das sind die Gründe dafür, dass wir wohl nicht mehr ein ausverkauftes Esp haben werden. Wir rechnen etwa mit 3000 Zuschauern.»

Eine ähnliche Einschätzung gab der FC Baden allerdings auch bereits vor seinem ersten Derby-Heimspiel ab, das ebenfalls unter der Woche stattfand. Das Esp war anschliessend restlos ausverkauft. «Ende Januar war die Situation speziell. Wir hatten schon viele Tickets verkauft, weil es sich um ein Nachholspiel handelte, das ursprünglich an einem Samstag hätte stattfinden sollen. Da wir nicht wussten, ob die Zuschauer auch an einem kühlen Dienstagabend zu uns kommen, haben wir uns verschätzt.» Gassmann führt aus: «Nun verlief der Vorverkauf überschaubar, entsprechend fällt unsere Prognose vorsichtig aus. Falls es jedoch einen starken Ansturm an der Tageskasse geben sollte, wären wir bereit und würden uns sehr darüber freuen.»

«Rechne nicht damit, dass es nochmals solche Krawalle geben wird»

Ob volle oder nur halbvolle Hütte: Die beiden Fanszenen werden garantiert erneut zahlreich im Esp vertreten sein. Und das ist bekanntlich nicht ganz unproblematisch, da die Gruppierungen im Verlaufe der Saison mehrfach signalisiert haben, dass sie sich überhaupt nicht leiden können. Beim letzten Derby im Brügglifeld kam es vor allem zu Verfehlungen seitens der Badener Fans. Gassmann betont dazu: «Sicherlich haben auch die Provokationen der Aarauer Fans ihren Teil dazu beigetragen. Aber das soll keine Entschuldigung sein. Alle wissen, dass ein solches Verhalten nicht mehr tolerierbar ist. Und seither hat sich unsere Fanszene auch so verhalten, wie wir uns das wünschen. Ich rechne nicht damit, dass es nochmals von der Badener Seite solche Krawalle geben wird.»

Eher hat der Präsident Bedenken, dass es zu einer Retourkutsche der Aarauer Fans kommen könnte. Bereits beim ersten Derby im Esp gab es Probleme bei den Abgrenzungen zum Gästesektor. Dort wurden nun Anpassungen vorgenommen: «Es gab Meetings mit der Polizei und der Liga. Wir haben alles dafür getan, um das Gefahrenpotenzial zu verringern. Die Gitterabsperrung zum Gästesektor wurde mit Sichtschutz ausgestattet und es werden mehr Sicherheitsleute dort positioniert sein. Zudem hoffen wir, dass es auch ausserhalb des Stadions ruhig bleibt. Da hatte die Polizei beim letzten Mal die Lage gut im Griff, das stimmt uns zuversichtlich», so Gassmann.