, Michael Wehrle

Herr Constantin verzichtet auf den Apéro

Der Präsident des FC Sion kommt zwar zum Spiel seiner Mannschaft nach Baden, sucht aber keinen Kontakt zu seinem Kollegen Heinz Gassmann.

Unter den Präsidenten der Klubs in der Challenge League ist er das bekannteste Gesicht. Christian Constantin. Der Alleinherrscher beim FC Sion, der während des Matches schon mal von der Tribüne zur Trainerbank heruntersteigt und bestimmt, was nun zu tun ist. Nun, am Samstag im Badener Esp blieb der Walliser ruhig in seinem Sessel sitzen, ganz offensichtlich war er zumindest einigermassen zufrieden mit dem, was seine Kicker beim 3:0 gegen den FC Baden zeigten.

In der Lounge beim Präsidenten des FC Baden, Heinz Gassmann, liess er sich allerdings nicht blicken. Ganz offensichtlich hatte «Mister Sion» keine Lust auf Smalltalk unter Kollegen und einen offerierten Apéro. Gassmann wars egal. Und wenn er auch mit dem Ergebnis seiner Mannschaft natürlich nicht zufrieden war, so freute er sich bereits auf einige Tage im Tessin.

Dank und viele Glückwünsche für Gassmann

«Seit er seinen Abschied offiziell bekannt gemacht hat, wirkt er tatsächlich schon etwas entspannter, gelassener», sagt Gassmanns Frau Lisbeth. Viele Mails, WhatsApp- und SMS-Nachrichten hat Gassmann in den vergangenen Tagen erhalten, die ihm dankten für seinen Einsatz beim FC Baden und ihm alles Gute für die Zukunft wünschten.

Noch ist Gassmann im Amt, doch erste Aufgaben gibt er schon weiter. Ein neuer Trainer muss her, bisher übernahm der Präsident die Suche, nun bindet er seinen designierten Nachfolger Gianmarco Coluccia mit ein. «Gemeinsam mit unserem sportlichen Berater Stephan Keller sind wir jetzt auf der Suche», sagt Gassmann. Er denke, in drei, vier Wochen könnten sie den Nachfolger von Michael Winsauer präsentieren.

«Wir sind kein sinkendes Schiff», betont Winsauer bei seinem Auftritt vor den Supportern während des üblichen Apéros vor dem Spiel. «Die Mannschaft und ich geben alles, um ein Fussballwunder möglich zu machen», erklärt er.

Ein beliebter Trainer geht

Viele Supporter bedauern den Abschied von Winsauer. «Das ist doch ein Blödsinn, dass so ein Trainer wegen einer fehlenden Lizenz nicht in der Challenge League arbeiten darf», sagt Marijan Jakopovic. Bei einer Bank frage auch niemand nach einem Papier des Managers, wenn er einen guten Job mache. Das sieht Hansjörg Keusch genauso: «Schade, dass Mike geht, er ist ein guter Kommunikator, guter Psychologe, einfach ein guter Mann, da braucht es keine spezielle Lizenz auf diesem Niveau.»

Auch Mats Urwyler findet: «Winsauer ist ein guter Trainer, ich sehe seine Arbeit in den vergangenen zwei Jahren nur positiv.» Treue Fans sind die Neuenhofer Heinz Ackle und Käthi Häfliger: «Wir bedauern sehr, dass Mike geht, das hat gepasst mit ihm, auch weil wir als ehemalige Pädagogen eine gewisse Nähe spürten, wie er seine Arbeit angegangen ist. «Mike hat einen guten Job gemacht», bringt es der Badener «Maradona» kurz auf den Punkt.

Viel Lob und viel Verständnis gibt’s auch für Gassmann. «Er hat den Verein gut aufgestellt, deshalb glaube ich, dass seine Fussstapfen, die er hinterlässt, gar nicht so gross sind», überlegt Ackle. «Aber der Verlust ist gross, sein Nachfolger muss viel Arbeit übernehmen», sind sich Urwyler und Jakopovic einig. «Beim Abstieg ist die Hälfte der Mannschaft weg, das gibt ordentlich zu tun, damit auch eine Klasse tiefer ein gutes Team auf dem Platz steht», sagt Keusch.

Das weiss auch Coluccia. «Wir suchen nun einen Nachfolger für Heinz, eventuell stocken wir den Vorstand von fünf auf sechs Personen auf», erklärt er. Denn Arbeit gebe es genug.