, Nik Dömer, AZ

Verletzte Leader, fehlende Emotionen und keine Schützenhilfe: Der FC Baden braucht ein Fussballwunder

Acht Runden vor Schluss hat der FC Baden wieder sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Auch weil er aus Aarau keine Unterstützung erhält. Doch Trainer Mike Winsauer will sich darüber nicht beschweren. Viel eher geht er mit sich und seinem Team nach dem blutleeren Auftritt in Nyon hart ins Gericht.

Die Ernüchterung beim FC Baden nach der Niederlage in Nyon ist riesig. Und dies nicht nur, weil der FC Schaffhausen in Aarau gewinnen konnte und der Rückstand auf Platz 9 wieder sieben Punkte beträgt, sondern weil die Badener neun Runden vor Schluss nicht die nötigen Emotionen auf den Platz gebracht haben, um ein überschaubar starkes Stade Nyonnais in Bedrängnis zu bringen. Ein lauer Kick am Genfersee endete mit einer 0:1-Niederlage.

Höchststrafe für Spielmann und Furrer

Trainer Michael Winsauer geht entsprechend mit sich und der Mannschaft hart ins Gericht: «Nyon musste leider nicht einmal ein gutes Spiel machen, um uns zu bezwingen. Sie standen tief und kompakt und lauerten auf Kontersituationen, wir dagegen kamen kaum hinter ihre Verteidigungskette und konnten während dem gesamten Spiel viel zu wenig Torgefahr kreieren. In den Umschaltmomenten waren wir zu ungenau.»

Bitter ist das insofern, weil sich die Badener eigentlich selbst vorgenommen hatten, auf Kontergelegenheiten zu lauern. Doch weil Nyon selbes vorhatte und das taktisch geschickter machte, war der FC Baden meist in Ballbesitz, wusste damit jedoch nichts anzufangen und war zudem fehleranfällig. Zur Pause zog Winsauer dann die Reissleine und wechselte mit Marvin Spielmann und Guillaume Furrer gleich beide Flügelspieler aus. Wie schon beim Heimspiel gegen Wil lieferten beide eine schwache Vorstellung ab. Bei Spielmann mangelte es an der Leidenschaft, Furrer dagegen erlaubte sich schlicht zu viele Fehler.

Winsauer sagt dazu: «Sie haben jetzt beide viele Chancen von mir bekommen, da möchte ich auch, dass sie mir mal etwas zurückgeben. Das war leider nicht der Fall, deshalb liess ich sie in der Pause draussen. Ich wollte damit auch neue Reize setzen.» Doch auch mit den eingewechselten Jonathan Fontana und Daniele Romano so wie der taktischen Umstellung auf einer Dreierkette wollte den Badenern nicht viel gelingen.

Flair eines Testspiels

Lediglich einmal – kurz nach der Pause – kamen sie dem Ausgleich nahe. Mats Hanke zwang nach einer sehenswerten Einzelaktion Torhüter Edin Omeragic zu einer Glanzparade. Sonst blieb die Badener Offensive aber ohne Durchschlagskraft. Daran änderten auch die eingewechselten Tician Tushi und Arnel Kujovic gar nichts.

Es fehlte die Leidenschaft, es fehlte die physische Resistenz und es fehlten die Qualitäten des verletzten Topskorers Davide Giampà. Diesen Ausfall konnten die Badener nicht kompensieren. Zeitweise hatte das Geschehen ein bisschen das Flair eines Testspiels. Passend dazu auch trostlose die Kulisse, grosszügig gezählte 610 Zuschauer vermeldete der Stadionsprecher des Centre sportif de Colovray.

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis, dass der FC Baden in einem enorm wichtigen Spiel nicht den nötigen Biss hatte. Und so muss sich Winsauer die Frage gefallen lassen, ob möglicherweise nicht jeder Spieler begriffen hat, um was es gerade geht.

Der Trainer betont dazu: «Das ist echt nicht einfach in der Coachingzone, wenn es nur 0:1 steht und der Ruck einfach nicht durch die Mannschaft geht. Sicherlich lag das aber auch an der destruktiven Spielweise des Gegners, das hat uns komplett den Zahn gezogen.» Er führt aus: «Ich muss auch ehrlich sagen, der blutleere Auftritt meiner Mannschaft hat mich überrascht. Es gab keine Anzeichen dafür, die Stimmung war nach dem Sieg gegen Wil sehr gut. Nun müssen wir einiges hinterfragen. Verlieren ist das eine, aber so darf sich der FC Baden nicht präsentieren.»

Ein kleiner Hoffnungsschimmer

Fakt ist: Will der FC Baden auf dem sportlichen Weg den Ligaerhalt schaffen, braucht er schon fast ein kleines Fussballwunder. Nicht zuletzt, weil ausgerechnet der Kantonsnachbar FC Aarau fast schon unerklärliche Niederlagen gegen Badens Abstiegskonkurrenten FC Schaffhausen und die AC Bellinzona kassierte. Winsauer will deswegen aber keinen Groll hegen: «Wenn wir selber die Punkte nicht machen, müssen wir gar nicht auf die anderen schauen.»

Sicherlich dürfte der Glaube an den Klassenerhalt in Anbetracht der Tabellensituation bei den Badenern langsam schwinden. Doch es gibt auch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ein Comeback von Captain Cedric Franek bahnt sich an. Nebenbei werden wahrscheinlich auch die angeschlagenen Tobias Pachonik und Davide Giampà zeitnahe zurückkehren. Drei Spieler, die in dieser äusserst brisanten Phase Verantwortung übernehmen und für Emotionen auf dem Platz sorgen können. Also genau das, was dem FC Baden in Nyon gefehlt hat.