, Nik Dömer, AZ

PRESSEBERICHT aus dem Badener Tagblatt: Bekommt der FC Baden Hilfe am grünen Tisch?

Ausstehende Spielerlöhne, fehlende Pensionskassenzahlungen und eine ungeklärte Stadionmiete: In der Challenge League werden der FC Schaffhausen und die AC Bellinzona mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Sollten Konsequenzen für die Vereine folgen, könnte dies dem FC Baden in die Karten spielen.

In sportlicher Hinsicht sieht es derweil für den FC Baden düster aus. Sieben Punkte Rückstand auf den zweitletzten Platz sind zehn Runden vor Schluss eine happige Hypothek. Ob die Badener am Ende den Klassenerhalt schaffen, könnte nicht nur von sportlichen Faktoren abhängig sein. Womöglich verhilft ihnen auch ein Entscheid am grünen Tisch. Denn in der Challenge League rumort es beim FC Schaffhausen und bei der
AC Bellinzona. Es drohen Punktabzug und Lizenzverweigerung.

Der erste Blick richtet sich nach Schaffhausen. Bei diesem Verein ist nicht immer alles mit rechten Dingen gelaufen. In der Saison 2021/22 spielten Agustin Gonzalez und Joaquin Ardaiz phasenweise ohne gültige Arbeitsbewilligung, wofür der Klub nachträglich gebüsst wurde. Und auch in dieser Saison sorgten die Schaffhauser für einige Negativ-Schlagzeilen, in denen ihre Geldsorgen thematisiert werden. Im letzten Dezember haben Jimmy Berisha und Samuel Haas den schlingernden Klub übernommen. Sportlich ging es seither aufwärts, sämtliche Sorgen und Altlasten scheint die neue Führung jedoch nicht losgeworden zu sein.

Spielergewerkschaft fordert Lohnbezahlung für Dezember 2023

Konkret liegen dieser Zeitung nun brisante Informationen vor. Es handelt sich um einen eingeschriebenen Brief (vom 5. März) der Spielergewerkschaft «Swiss Association of Football Players», die sich bezüglich eines Spielers (Name ist der Red. bekannt), der noch bis 1. Juli 2024 unter Vertrag steht, direkt an CEO und Verwaltungsratspräsident Jimmy Berisha wendet. Darin steht: «Leider hat der Spieler den Lohn für Dezember 2023 noch immer nicht erhalten. Der Lohn für Januar 2024 wurde bezahlt. Dort wurde allerdings eine Busse von CHF 1’500 in Abzug gebracht, welche nicht akzeptiert wird (siehe unser Schreiben vom 2. Februar 2024). Sodann ist auch der Lohn für Februar 2024 noch nicht bezahlt.»

Und es kommt noch dicker. Recherchen haben ergeben, dass der Spieler (inzwischen vom FCS verliehen) seit Februar keine Einzahlungen mehr in die Pensionskasse erhält. Er wurde vom FC Schaffhausen trotz laufendem Vertrag abgemeldet. Der Leihspieler ist womöglich kein Einzelfall. Dieser Zeitung wurde zugetragen, dass es noch einen weiteren Fall geben würde, der Fragen aufwirft. Es geht um einen Spieler, der Schaffhausen im Winter verlassen hat und angeblich bis ins neue Jahr auf vier ausstehende Lohnzahlungen gewartet hat. Inzwischen soll er sich mit Schaffhausen geeinigt haben.

Teile dieser heiklen Informationen haben inzwischen auch den Weg zur Swiss Football League gefunden. Womöglich kommt es nun zu einem Verfahren. Denn gemäss SFL-Reglement dürfen Vereine, die 2023 nicht alle Spielerlöhne beglichen haben, für die Rückrunde keine neuen Akteure verpflichten. Konkret heisst es unter Artikel 11: «Will ein Klub in der Wintertransferperiode einen neuen Spieler qualifizieren, so hat er die vollständige Bezahlung der fälligen Löhne des Vormonats bis am 15. Januar respektive 15. Februar gegenüber der SFL zu bestätigen. Für Klubs, die dies unterlassen, werden keine Spieler neu qualifiziert. Sobald die Bestätigung bei der SFL eintrifft, wird die Qualifikationssperre aufgehoben.»

Aber warum konnte der FC Schaffhausen dennoch neue Spieler verpflichten? Die SFL will auf Anfrage keine detaillierten Antworten liefern, betont jedoch, dass der Fall bekannt sei und der Sachverhalt geprüft werde.

FCS-COO Haas: «Wir haben nie ein Schreiben erhalten»

Und was sagt der FC Schaffhausen dazu? Samuel Haas – COO und Mitglied der Geschäftsleitung – gibt sich über die Anfrage dieser Zeitung überrascht. Er betont: «Mich hat kein Einschreiben der Spielergewerkschaft erreicht. Sämtliche Einschreiben per Post für die FCS AG werden umgehend an mich weitergegeben, ich kann daher die Anschuldigungen nicht nachvollziehen.»

Zum Fall des Leihspielers meint er: «Die Situation war speziell. Der Spieler erwähnte in einem Gespräch im Dezember, dass er allenfalls wechseln wolle. Wir versuchten mit ihm über einen längeren Zeitraum eine passende Lösung zu finden. Diese ergab sich jedoch erst am letzten Tag des Transferfensters mit einer Leihe.»

Haas führt aus: «Wenn ein Spieler uns verlässt, dann wird der letzte Lohn zurückbehalten. Das haben wir vertraglich festgehalten. Es geht darum, dass wir den Spielern jeweils Wohnung und Auto zur Verfügung stellen und wir zuerst die angestauten Kosten eruieren wollen und diese dann von der letzten Bezahlung abziehen. Das ist ein gängiger Ablauf und entsprechend auch keine Verbindlichkeit, die wir bis Ende 2023 hätten begleichen müssen, um neue Spieler zu verpflichten.»

Schaffhausen befürchtet keine Konsequenzen

Und was ist mit der angeblich ausstehenden Februar-Bezahlung sowie der Abmeldung bei der Pensionskasse? «Es handelt sich um ein Missverständnis. Unsere Lohnbuchhaltung wird extern geführt. Sie ging nach mehreren Abgangsversuchen davon aus, dass der Spieler uns per 15.2. nun definitiv verlässt. Darum hat der Spieler auch den Lohn nicht vollumfänglich erhalten. Wir hatten diesbezüglich mit dem Spieler direkt Kontakt. Die Nachzahlung hat aber bereits stattgefunden.»

Zum zweiten Spieler, der angeblich auf vier Lohnzahlungen warten musste, erklärt Haas: «Gemäss den Daten, die wir von unseren Vorgängern übernommen haben, wurde der Spieler normal monatlich bezahlt. Am Ende des Jahres haben wir den Vertrag mit ihm aufgelöst und eine Auflösungsvereinbarung definiert. Diese wird selbstverständlich auch eingehalten.»

Konsequenzen befürchtet der FCS keine. Haas sagt: «Wir haben alles fristgerecht bezahlt. Es ist schade, dass solche Themen nun aufkommen. Trennungen mit den Spielern laufen nicht immer perfekt, aber wir hatten das Gefühl, dass wir mit ihnen gute Lösungen gefunden haben. Diese Rückmeldung kam auch von der Spielerseite.»

Nun stellt sich die Frage, ob der FC Schaffhausen den eingeschriebenen Brief der Spielergewerkschaft (SAFP) wirklich nicht erhalten hat. Auf Nachfrage wollte SAFP-Präsident Lucien Valloni keine Auskunft zum Fall geben.

Und wie geht es nun weiter? Ob dem FC Schaffhausen nun Konsequenzen (womöglich Punktabzüge) drohen, entscheidet schlussendlich die zuständige Disziplinarkommission, sofern die SFL ein Verfahren einleitet. Sollte diese zum Entschluss kommen, dass der FCS nicht allen Verbindlichkeiten bis Ende 2023 nachgekommen ist und dabei gegen das Reglement verstossen hat, müsste sie wohl ein Exempel statuieren. In diesem Fall hätte der FCS die Rückrunde mit Spielern bestritten, die eigentlich gar nicht lizenziert sein dürften. Das wäre also Wettbewerbsverzerrung.

Bellinzona könnte Lizenz nicht erhalten

Schwierigkeiten hat allerdings nicht nur der FC Schaffhausen, sondern auch die AC Bellinzona. Erst kürzlich berichtete das Portal ticinonews.chdarüber, dass der Tessiner Challenge Ligist am 22. April die Lizenz wohl nicht in erster Instanz erhalten wird. Offenbar wurde die Stadionmiete nicht oder nur teilweise bezahlt. Die Schulden belaufen sich auf 65'000 Franken. Und weil das Stadion der Stadt gehört, weigert sich diese nun, das Formular für die Beantragung der Lizenz zu unterzeichnen.

Ebenfalls problematisch dürfte sein, dass die ACB den Beitrag an die Nachwuchsorganisation Team Ticino noch nicht geleistet hat. Der Betrag liegt bei rund 90'000 Franken. Warum die Gelder nicht bezahlt wurden und wie ernst die finanziellen Schwierigkeiten der Tessiner sind, ist nicht bekannt. Doch es kursieren derweil Gerüchte, dass ein Konsortium am Kauf von Bellinzona interessiert ist und die Gespräche darüber aufgenommen wurden.