, Nik Dömer und Stefan Wyss, AZ

Jetzt hat plötzlich David den Druck: Ein Aargauer Derby mit speziellen Vorzeichen

Der FC Aarau muss, der FC Baden darf gewinnen. So war das in den ersten zwei Derbys dieser Saison. Im Kantonsduell von heute (18.00 Uhr/AZ-Livestream) sind die Rollen vertauscht. Aarau bleibt zwar der Favorit, doch zum Sieg verpflichtet ist Baden. Dies ist nur eine der Besonderheiten in diesem dritten Derby.

Bisher waren die Rollen beim Aargauer Derby klar verteilt. Hier der FC Aarau, Schwergewicht in der Challenge League und über Jahrzehnte die unangefochtene Nummer 1 im Kanton. Da der FC Baden, der zuletzt über 15 Jahre im Amateurfussball verweilte, ehe er gleich zwei Aufstiege in Serie und damit die Rückkehr in den Schweizer Profifussball schaffte. David gegen Goliath, wenn man sich einer klassischen Metapher bedienen will.

Baden darf sich kaum noch Nullnummern erlauben

Zweimal lag der ganze Druck bei Goliath. Schliesslich galt es für Aarau, die Rolle des Favoriten zu bestätigen. Doch nun ist der Druck auch bei David angekommen. Denn mit 21 Punkten aus 25 Partien droht Schlusslicht Baden in der Tabelle langsam den Anschluss zu verlieren. Noch sind zwar elf Runden zu spielen, doch das Team von Michael Winsauer darf sich kaum noch Nullnummern leisten. Ein Punktgewinn im Derby wäre eminent wichtig, damit der Glaube an den Ligaerhalt kurz vor dem letzten Quartal der Meisterschaft intakt bleibt.

Den Start zu einem erfolgreichen Endspurt machten die Badener am letzten Samstag gegen Vaduz. Zuhause gab es nach einer starken Leistung immerhin einen Punkt. Zwar wäre für die Ostaargauer mehr drin gewesen, doch immerhin konnten sie damit ihre Negativserie (vier Niederlagen) beenden.

Es lässt sich also sagen, dass Baden mit frisch getanktem Selbstvertrauen nach Aarau fährt. Der Tank ist zwar nicht voll, doch dass es in den bisherigen Derbys stets eine enge Angelegenheit war, bestärkt die Badener in ihrem Vorhaben.

Mit Tobias Pachonik, Daniele Romano und Marin Wiskemann sind drei Akteure fraglich. Wieder fit ist dagegen Flügelspieler Marvin Spielmann, der zuletzt krankheitsbedingt pausieren musste. Zwar konnte er mit seinen Leistungen bisher nicht so richtig überzeugen, doch er dürfte gegen seinen ehemaligen Klub besonders motiviert sein, um die Kritiker verstummen zu lassen.

Hübel verpasst Duell mit Ex-Klub

Beim FC Aarau fehlen die gesperrten Marvin Hübel und Noël Wetz. Für Hübel kommt erstmals in der Meisterschaft Ersatzkeeper Andreas Hirzel zum Einsatz. Nicht dabei ist auch Trainer Alex Frei nach seiner vierten Verwarnung letzte Woche in Schaffhausen. Er wird wie schon bei der Sperre aufgrund der Mittelfinger-Geste durch Norbert Fischer vertreten.

Wie oft Fischer in den nächsten Wochen noch einspringen muss, bleibt abzuwarten. Die Disziplinarkommission der Liga leitete am Dienstag ein Verfahren gegen Frei ein, weil dieser in Schaffhausen nach dem Spiel in die Schiedsrichterkabine trat – «ohne anzuklopfen», wie die Liga schrieb. Ob Frei für weitere Spiele gesperrt wird, dürfte die Liga Anfang nächster Woche bekannt geben.