, Nik Dömer, AZ

Heisssporn mit Zauberfuss: Zumberi will den FC Baden bissiger machen

Erst Leistungsträger, dann plötzlich vereinslos: Badens Neuzugang Lavdim Zumberi hat ein emotionales Jahr hinter sich. Nun verrät er, warum er beim FC Wil suspendiert wurde, weshalb ein Transfer zum FC Aarau nicht geklappt hat und wie er dem FC Baden im Abstiegskampf helfen kann.

Zähne zeigen und Ellenbogen ausfahren: Will sich der FC Baden im Abstiegskampf durchsetzen, dann muss er dringend bissiger werden. Sei es beim Durchsetzen im gegnerischen Strafraum, oder beim Verteidigen in der eigenen Box. Einer, der den Badenern dabei helfen kann, ist Winter-Neuzugang Lavdim Zumberi. Er selbst sagt über sich: «Meine Spielweise lebt von Emotionen.»

Suspendierung beim FC Wil

Man könnte sagen, dass der FC Baden im Winter einen Heisssporn verpflichtet hat. Schliesslich handelt es sich beim besagten Lavdim Zumberi um diesen Spieler, der sich beim FC Wil im Frühling 2023 mit Teamkollege Sofian Bahloul angeblich eine handgreifliche Auseinandersetzung erlaubte und darauf suspendiert wurde. Doch mit dieser Version ist der Bazenheider nicht einverstanden: «Der FC Wil hat aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.»

Er führt aus: «Wir gerieten aneinander, aber wir haben uns nicht geprügelt. Manchmal gehen die Emotionen eben mal hoch im Training, so etwas gehört zum Fussball dazu. Dass wir beide darauf drei Wochen suspendiert wurden, eine saftige Geldbusse erhielten und der FC Wil auch noch die Öffentlichkeit darüber informierte, war völlig übertrieben. Sofian und ich haben uns nach der Aktion auch bald wieder verstanden, so schlimm war das nicht.»

Der Vorfall sorgte für einen Knick in Zumberis Karriere, die zuvor erst richtig Fahrt aufnahm. Beim FC Wil avancierte der beim FCZ ausgebildete Mittelfeldspieler zum Leistungsträger, mit seiner Mannschaft feierte er im Winter 2022 völlig überraschend den inoffiziellen Titel als Wintermeister. Doch nach der Saison ging es für ihn beim zweitgrössten Ostschweizer Fussballverein nicht mehr weiter, obwohl der schweizerisch-kosovarische Doppelbürger einen Vertrag bis 2025 gehabt hätte: «Wir einigten uns darauf, dass wir den Vertrag auflösen. Aber ich bin dem Verein dennoch sehr dankbar, dass ich mich dort während drei Saisons entwickeln konnte. Auch mit den Trainern Brunello Iacopetta und Alex Frei habe ich sehr gerne zusammengearbeitet und pflege noch immer guten Kontakt.»

«Hätte wirklich gerne für den FC Aarau gespielt »

Ebendieser Alex Frei war es dann auch, der ihn im vergangenen Sommer nach Aarau ins Training einlud. Zumberi absolvierte die gesamte Saisonvorbereitung mit dem FCA und rechnete schon fast mit einer Verpflichtung, ehe diese dann doch nicht zustande kam. «Ich hätte wirklich sehr gerne für den FC Aarau gespielt, der Verein ist eine Top-Adresse in dieser Liga. Sandro Burki teilte mir dann aber mit, dass sie zuerst einen Platz im Mittelfeld freibekommen müssen, um mich zu verpflichten. Das war dann leider nicht der Fall.»

Kurz darauf bekundete Super Ligist Stade Lausanne-Ouchy Interesse, doch die Gespräche scheiterten aufgrund Vertragsdetails: «Es gab eigentlich gar keine richtigen Verhandlungen, zuerst signalisierte mir der Sportchef, dass sie mich unbedingt wollen, doch dann brach plötzlich der Kontakt ab.»

Und weil es sonst nur Angebote aus dem Ausland gab, die zwar einen finanziellen Reiz hatten, aber in sportlicher Hinsicht wenig lukrativ waren, stand der 24-Jährige zu Beginn dieser Saison plötzlich ohne Verein da. «Mit diesem Szenario hab ich eigentlich gar nie gerechnet, schliesslich ging es zuvor nur bergauf und ich war der Überzeugung, dass ich mich mit guten Leistungen bei einigen Teams auf den Zettel gespielt habe.»

Plötzlich vereinslos

Rückblickend meint er, dass der vergangene Herbst die schwierigste Phase in seinem Leben gewesen sei: «Ich liebe den Fussball über alles und verfolge auch viele Ligen intensiv. Plötzlich dazustehen und selbst nicht mehr Teil dieser Welt zu sein, war für mich brutal.» Zumberi versuchte das Beste aus der Situation zu machen: «Ich trainierte härter denn je, arbeitete alleine mit einem Physio und stellte auch meine Ernährung um. Ich wusste, dass sich im Winter neue Türe öffnen werden und wollte mich bestmöglich vorbereiten.»

Die Türe hat sich nun in Baden geöffnet und der Mittelfeldakteur nahm das Angebot dankend an: «Es gab bereits im Sommer Kontakt mit Stephan Keller, aber damals war ich noch auf den FC Aarau fokussiert. Nun wusste ich, dass diese Herausforderung für mich passt. In Baden habe ich gute Chancen auf Spielzeit, die ich dringend brauche. Und ich denke, ich bringe die richtige Mentalität mit, um dem Klub im Abstiegskampf zu helfen.»

«Ich mag Druck»

Noch sind Zumberis Leistungen beim FC Baden überschaubar. In Neuenburg und beim Aargauer Derby stand er in der Startelf, konnte aber noch keine Skorerwerte verbuchen. Dann kam er gegen die AC Bellinzona und den FC Schaffhausen zu einem Teileinsatz, ehe er sich am Oberschenkel eine leichte Zerrung zuzog: «Ich will so schnell wie möglich in den Spielrhythmus kommen, aber das geht nicht so einfach von null auf hundert. Es braucht eine gewisse Zeit, damit sich die Muskulatur an die Intensität gewöhnt.»

Dazu kommt auch, dass Zumberi – der sich mit seinen Standardkünsten einen Namen gemacht hat – in Baden einen offensiveren Part übernehmen soll, als das bei Wil der Fall war. Doch darin sieht er kein Problem: «Ich will der Mannschaft dort helfen, wo sie mich braucht. Und ich bin mir bewusst, dass dringend mehr Torgefahr kreiert werden muss. Ich denke, dass ich mit meinen Stärken im Abschluss sowie meiner Spielintelligenz dem Team weiterhelfen kann. Zudem achte ich mich sehr auf die Details im Spiel, hinter jedem Pass steckt eine Botschaft.»

Zeit, um sich heranzutasten, bleibt Zumberi dabei jedoch kaum noch. Nach vier Niederlagen in Serie und vier Punkten Rückstand auf den zweitletzten Platz wächst der Druck stetig. «Ich mag Druck und kenne dieses Gefühl auch schon aus meiner Zeit in Wil, als wir ebenfalls gegen den Abstieg kämpften. Es ist genug Qualität im Team, um den Ligaerhalt zu schaffen. Aber das alleine reicht nicht. Wir brauchen jetzt Emotionen auf dem Platz, um das Glück zu erzwingen. Und genau dabei will ich eine tragende Rolle übernehmen.»