, Nik Dömer, AZ

Kippt nun die Stimmung? Schlusslicht FC Baden hat das Messer am Hals

Nach der dritten Niederlage in Serie (2:3 gegen Stade Nyonnais) wird es beim FC Baden ungemütlich. Der Druck beim Tabellenletzten der Challenge League nimmt zu, Spieler und Trainer werden nicht von Kritik verschont. Nun äussert sich Michael Winsauer zur heiklen Situation.

Michael Winsauer ist ein Mann der besonnenen Worte. Seine Sätze formuliert der Badener Trainer mit Bedacht. Doch nach dem Schlusspfiff am Samstag, als die 2:3-Niederlage im kapitalen Spiel gegen Stade Nyonnais feststand, war die Fassungslosigkeit spürbar: «Uns sind unbeschreibliche Fehler passiert, die wir uns in dieser Liga nicht leisten können. Diese Niederlage wird schwer zum Verdauen sein», lautete sein überraschend ehrliches Fazit direkt nach dem Spiel.

Fehler durch mangelnde Erfahrung

Inzwischen ist der erste Schock zwar verdaut, aber der Ärger über die verpassten Punkte ist beim Coach immer noch präsent: «Die Art und Weise, wie wir die Führung zweimal verspielt haben, ist schon schwierig zu akzeptieren. Wir hatten das Spiel eigentlich lange Zeit völlig unter Kontrolle, doch dann unterliefen uns plötzlich Aussetzer. Wir haben damit ein völlig verunsichertes Nyon zurück ins Spiel gebracht und ihnen am Ende auch noch den Sieg geschenkt.»

Auf der Suche nach den Gründen für die misslungene zweite Halbzeit meint Winsauer: «Es ist keine Frage der Qualität, der Dosenöffner für Nyon entstand durch einen Standard. Da reagierten wir zu wenig entschlossen. Beim dritten Gegentor mangelte es dann auch noch an der Kommunikation. Das sind Fehler, die auch durch mangelnde Erfahrung zustande kamen.» Er fügt an: «Wir haben uns für den Weg mit den jungen Spielern entschieden. Sie brauchen Zeit zum Lernen. Wir vom Staff und die erfahreneren Spieler helfen ihnen dabei.»

Der Torhüter steht nicht zur Diskussion

Konkret meint Winsauer damit den 20-jährigen Innenverteidiger Emirhan Eraslan, der sich beim entscheidenden Treffer mit seinem Klärungsversuch bitter verschätzte. Er meinte aber auch den 19-jährigen Goalie Tim Spycher, der bei zwei Gegentoren nicht gut aussah. Spycher musste dafür Kritik von ein paar Fans einstecken. Trainer Winsauer betont, dass sich die Torhüterfrage keineswegs stellt: «Tim hat in vielen Partien einen hervorragenden Job gemacht und uns mit starken Paraden im Spiel gehalten. Nun macht er gerade keine leichte Phase durch, aber wir lassen ihn deswegen bestimmt nicht fallen. Er hat ein starkes Gemüt. Ich traue ihm zu, dass er gestärkt aus dieser Situation rauskommt.»

Noch bleiben dem FC Baden 13 Partien, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Doch mit jeder Niederlage wächst der Druck. Bisher strahlten die Verantwortlichen nach jedem Rückschlag Zuversicht und Optimismus aus. Natürlich stellt sich da die Frage: Wann kippt die Stimmung? «Das wird bei mir nicht der Fall sein. Und ich werde auch alles dafür tun, dass dies auch bei der Mannschaft nicht passieren wird. Ich weiss, dass wir jeden Tag alles dafür tun, um erfolgreich zu sein. Wir haben die Qualität für den Ligaerhalt, aber wir stecken nun in einer mentalen Krise. Das kriegen wir nicht gelöst, wenn wir jetzt einfach den Ton verschärfen.»

Schärfer wird der Ton aber gegenüber Winsauer. Vereinzelte Fans haben Zweifel am Trainer geäussert, obwohl dieser den Verein in seiner ersten Badener Saison gleich zum Aufstieg in die Challenge League geführt hatte: «Es ist im Fussball leider so, dass die sportlichen Erfolge schnell vergessen werden. Aber ich bin mir schon auch bewusst, dass es im Profigeschäft gewisse Mechanismen gibt. Ich bin froh darüber, dass der Präsident mir das Vertrauen ausgesprochen hat. Er weiss, wie viel Fleiss und Energie ich in meine Aufgabe als Trainer investiere.»

Winsauer ergänzt: «Wenn einige Fans mich beschimpfen, kann ich damit klar kommen, ich habe doch schon bisschen was erlebt im Fussball. Aber wenn sie auf junge Spieler losgehen, habe ich grosse Mühe damit.»

«Vielleicht brauchen wir das Messer am Hals»

Nun denn, am Samstag trifft der FC Baden auswärts auf den FC Thun. Wahrlich kein Aufbaugegner, in der Hinrunde gab es in der Stockhorn-Arena eine 0:6-Abreibung. Liegt da überhaupt etwas drin für die Badener, deren Selbstvertrauen als Tabellenletzter mit zuletzt drei Niederlagen in Serie ziemlich angeschlagen ist? Winsauer meint: «Vielleicht brauchen wir das Messer am Hals, um endlich wieder Punkte einzufahren. Das war ja bereits zu Beginn der Saison der Fall, als wir nach fünf Spieltagen nur einen Punkt auf dem Konto hatten und danach eine positive Serie hinlegen konnten.»

Der Trainer ergänzt: «Wenn wir unser Spiel gegen Thun durchziehen können und uns dabei keine Aussetzer erlauben, dann haben wir eine Chance. Das hat man beim letzten Direktduell im Esp bereits gesehen. Vielleicht hilft uns dabei auch noch eine Portion Wut im Bauch, die sich nach den letzten beiden ärgerlichen Niederlagen definitiv angestaut hat.»