, Nik Dömer, AZ

Perfect Match: Wie die Liebe dem FC Baden einen neuen Abwehrpatron bescherte

Der 29-jährige Tobias Pachonik hat schon viele Ligen gesehen und mehrere Abstiegskämpfe geführt. Im Januar wechselte der Abwehrspieler nun zum FC Baden, um den Aufsteiger zum Klassenerhalt zu führen. Hinter seiner Verpflichtung steckt aber nicht nur sportliches Interesse, sondern auch eine Liebesgeschichte.

Hervorragende Zweikampfwerte am Boden, dominante Kopfballduelle und zuverlässiges Passspiel: Der FC Baden hat in der Winterpause einen neuen Abwehrchef gefunden - Tobias Pachonik. Seit seiner Verpflichtung ist der 29-jährige Deutsche in der Innenverteidigung unumstritten und glänzt nicht nur als Abräumer, sondern auch mit Dynamik im Spielaufbau.

Von Oslo nach Baden

Dass Pachonik sofort so überzeugt, ist ein Glücksfall für den FC Baden. Es war nicht zu erwarten, denn der Defensivspieler hatte schwierige Wochen hinter sich. Die zweite Hälfte der Saison beim norwegischen Verein Stabæk Fotball gestaltete sich schwierig: Nach einem Trainerwechsel wurde Pachonik nicht mehr eingesetzt. Die letzten elf Spiele der Saison verbrachte er auf der Bank. Anschliessend stieg der Verein im vergangenen Dezember ab.

Inzwischen ist dieser Rückschlag jedoch passé, Pachonik ist beim FC Baden längst angekommen und tritt bereits so auf, als ob er schon die ganze Saison Teil des Teams wäre. «Es wurde mir wirklich leicht gemacht, die Mannschaft ist sehr einheitlich, es gibt keine Grüppchen. Die positive Stimmung hat mir beim Einleben gut geholfen.»

Natürlich tauchen auch Fragen auf. Wie kommt ein Spieler auf die Idee, von Oslo nach Baden zu wechseln? «Ich wollte endlich mal in der Nähe von meiner Heimat spielen. So sehe ich meine Eltern und Freunde wieder öfters. Ausserdem bin ich immer offen für neue Länder und neue Ligen, das hat meine Karriere bisher geprägt», erklärt der Abwehrspieler.

Bester Rechtsverteidiger der Serie B

Tatsächlich: Nimmt man seinen bisherigen Werdegang genauer unter die Lupe, dann fällt auf, dass der Verteidiger ein Vielreisender ist. Der Allgäuer aus der Kleinstadt Marktoberdorf wurde ursprünglich beim FC Nürnberg ausgebildet und konnte für den «Club» gar ein paar wenige Einsätze in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga verbuchen. Parallel spielte er in Deutschlands U-Nationalmannschaften für die U19 und die U20 an der Seite von heutigen Bundesligaspielern wie Julian Brandt oder Davie Selke.

Als es dann in Nürnberg für ihn nicht mehr weiterging, wechselte er zuerst zu den Stuttgarter Kickers und später nach Gelsenkirchen zu Schalke 04, wo er in der zweiten Mannschaft spielte. Doch nach einer Saison brach Pachonik das Projekt aufgrund mangelnder Perspektive bei den Königsblauen ab. Es folgte ein neues Abenteuer in Italien. In der Serie B bei Carpi. Dort war er fortan gesetzt, während zweier Saisons war er Leistungsträger des Teams. Er wurde gar während dieser Zeit zum besten Rechtsverteidiger - Pachonik kann auf mehreren Positionen spielen - der Liga gewählt.

Danach ging es weiter in den Norden. Beim VVV-Venlo war dann Abstiegskampf in der holländischen Eredivisie angesagt. Wobei sich der Defensivakteur erneut ins Rampenlicht spielen konnte. Einmal stand er sogar bei einem Voting des besten Rechtsverteidigers unter den Top 4 der Liga. Das Abenteuer in Venlo ging zwei Spielzeiten lang gut, in der dritten Saison stieg der kleine Verein jedoch ab. Doch der deutsche Defensivspieler blieb dem Klub treu, absolvierte auch noch in der zweithöchsten Liga eine Saison, ehe es zum besagten Wechsel nach Norwegen kam.

Die Liebe führte Pachonik nach Baden

Rückblickend meint Pachonik, der inzwischen der holländischen und italienischen Sprache mächtig ist und auch Norwegisch versteht: «Eigentlich habe ich eine solche internationale Karriere nie geplant, aber die Wechsel haben in meiner jeweiligen Situation einfach immer Sinn ergeben.» Er führt aus: «Ich bin dennoch froh um jede Station. Ich hab mich mit den Ländern und den Sprachen gerne beschäftigt und versuchte immer, das Maximum herauszuholen. Auch mein Spielstil wurde dadurch geprägt. In Italien lag der Fokus in der Defensive, in Holland hingegen war der Fussball offensiver. Ich konnte überall etwas dazulernen.»

Dass Pachonik jetzt beim FC Baden spielt, könnte man durchaus als «Perfect Match» betiteln. Es ist nämlich nicht nur so, dass er sich wieder in der Nähe seiner Heimat befindet, sondern auch in der Nähe von seiner Freundin. Er kennt die Umgebung also schon ein bisschen länger, die Liebe hat ihn bereits vor vier Jahren in den Ostaargau geführt. Hier hat er seine Freundin kennengelernt, die in der Stadt Baden wohnt. Auf die Frage, wie die Beziehung zustande kam, sagt er schmunzelnd: «Ich hatte zuvor eigentlich gar keinen Bezug zur Schweiz. Wir haben uns online angenähert.»

Vor vier Jahren steckte der FC Baden noch im tiefen Amateurfussball. Logischerweise verschwendete Pachonik damals noch keinen Gedanken daran, dass er dereinst für den Verein in einer Profiliga auflaufen könnte. «Ich hab im letzten Sommer in der Zeitung vom Aufstieg in die Challenge League gelesen, als ich bei meiner Freundin zu Besuch war. Ich fand das sehr interessant, also hab ich das meinem Berater mitgeteilt. Nun hat es ein halbes Jahr später mit dem Wechsel geklappt, es passte einfach gerade für alle Parteien. Darüber bin ich sehr glücklich.»

«Wir sind nie unterlegen»

Nun steckt Pachonik mit dem FC Baden in einer heiklen Phase. Das Abstiegsgespenst sitzt im Nacken. Keine neue Situation für den Verteidiger, der zuletzt auch Abstiegskampf in Holland und Norwegen erlebte. Doch bei seinem neuen Verein hat er ein gutes Gefühl: «Unsere Entwicklung geht in die richtige Richtung, es herrscht keine Unruhe. Auch nach der bitteren letzten Niederlage nicht. Wir sind eine homogene Truppe, jeder haut sich im Training voll rein. Und auch die Art und Weise, wie die Spiele verlaufen, stimmen mich optimistisch. Wir sind nie unterlegen. Es fehlt nicht mehr viel, damit wir zu mehr Punkten kommen.»