, Nik Dömer, AZ

«Bringt uns nichts»: Ernüchterung beim FC Baden trotz gutem Derby-Auftritt

Der FC Baden hat dem FC Aarau im Derby bis zum Schlusspfiff die Stirn geboten, mehr aber auch nicht. Trainer Michael Winsauer kann der knappen Niederlage Positives abgewinnen, aber es überwiegt eine bittere Erkenntnis.

Als Davide Giampà eine Viertelstunde vor Schluss den Spielstand auf 1:2 verkürzte, wurde es nochmals richtig laut im Stadion Esp. Der FC Baden bot dem grossen Kantonsrivalen FC Aarau bis zum Schlusspfiff einen heroischen Kampf. Zu mehr reichte es zwar nicht mehr, aber dennoch konnten die Badener mit erhobenem Haupt das Feld verlassen. Denn ihre Leistung war ebenbürtig.

«Kamen zu spät in die Zweikämpfe»

Trainer Michael Winsauer hat einen Moment gebraucht, um das Spiel zu verdauen. Es ist zwar nicht so, dass er masslos enttäuscht gewesen wäre, doch die Niederlage ging nicht spurlos an ihm vorbei: «Es ärgert mich, dass wir den Start verpatzt haben und dadurch früh in den Rückstand gerieten. Wir fanden nicht richtig in die Partie, kamen zu spät in die Zweikämpfe, setzten ihre Verteidiger zu wenig unter Druck und hatten zu viel Respekt.»

Was der Coach dabei besonders bedauert, ist, dass seine Mannschaft nicht nahtlos an der starken Leistung in Neuenburg anknüpfen konnte: «Wir wollten bei Ballgewinn zielgerichtet nach vorne spielen und mit Tempo hinter ihre Verteidigungskette kommen, das ist uns leider nicht so gut gelungen.

Ab der 20. Minute sah er dennoch einen Steigerungslauf seiner Mannschaft. Die Badener kamen zu guten Chancen, Guillaume Furrer setzte dabei im ersten Durchgang einen Schuss an den Pfosten. Und auch nach dem Seitenwechsel war das Geschehen über weite Strecken ausgeglichen. Das unterstreichen auch die Statistiken nach dem Schlusspfiff. Ballbesitz, Pässe, Schüsse und Zweikämpfe, praktisch in allen Bereichen waren die beiden Aargauer Teams auf Augenhöhe.

Aber dennoch ging das Spiel verloren. «Die Aarauer hatten einen ähnlichen Spielansatz wie wir, sie operierten viel mit langen Bällen und suchten schnell den Abschluss. Es war kein berauschender Fussball, aber er war effektiver als unserer. Was natürlich auch daran lag, dass sie über noch mehr individuelle Klasse verfügen.»

Badens Innenverteidigung überrascht

Winsauer kann dem Spiel trotz Niederlage aber auch Positives abgewinnen. Etwa liess er erstmals das Innenverteidiger-Duo Emirhan Eraslan und den frisch verpflichteten Tobias Pachonik gemeinsam auflaufen. Die beiden gaben ein dynamisches Duo ab und zeigten dem Trainer, dass er auch künftig auf sie setzen kann: «Ich wollte den Gegner etwas überraschen, also nahm ich Rajmond Laski ins Mittelfeld und bildete eine neue Innenverteidigung, um gegen die vielen hohen Bällen besser dagegenwirken zu können.» Winsauer fügt an: «Die Umstellung ist zwar nicht belohnt worden, aber das ist kein Vorwurf an die beiden. Tobias hat für sein Debüt ein ordentliches Spiel abgeliefert und Emirhan hat seinen Job tadellos erledigt.»

Ebenfalls Lust auf mehr machte die überragende Stimmung im Esp. 5100 Zuschauer am Dienstagabend, das ist Badener Stadionrekord und hat die Erwartungen des Vereins weit übertroffen. Eine solche Kulisse ist für diese Liga ein absolutes Highlight und verdeutlicht: Das Interesse im Aargau an Challenge-League-Fussball ist riesig: «Die Atmosphäre war überragend, die meisten Spieler bei uns haben so etwas noch nicht erlebt. Es war ein richtiger Hexenkessel, in dem wir uns zurecht finden mussten. Solche Erlebnisse stärken auch den Charakter der Mannschaft.»

Zuletzt gilt festzuhalten, dass der kleine FC Baden dem FC Aarau bis in die letzte Minute die Stirn geboten hat. Trotz grossen Unterschieden punkto Erfahrung, Kaderqualität und generell finanziellen Mitteln waren die Badener wie schon im ersten Direktduell erstaunlich nahe am Punktgewinn dran.

Formstarkes Bellinzona gastiert im Esp

Für Winsauer überwiegt am Schluss aber die bittere Erkenntnis, dass es aus den letzten sechs Partien nur einen Punkt gab. Auf einen Sieg wartet er mit seiner Mannschaft seit anfangs November. Das ist zu wenig, wenn der FC Baden den Ligaerhalt schaffen möchte: «Es bringt uns nichts, wenn wir gut spielen, aber nichts Zählbares holen. Das hatten wir gegen Schaffhausen, Thun und nun gegen Aarau. Aber ich bleibe optimistisch, dass wir bald wieder punkten werden. Die Entwicklung stimmt.»

Den nächsten Anlauf dafür nimmt der FC Baden am kommenden Sonntag im Stadion Esp gegen die AC Bellinzona. Ein schwieriger Gegner, bei dem man zuletzt im Tessin Ende November chancenlos war. «Seit dem Trainerwechsel gehört Bellinzona formstärksten Teams. Wir wissen, dass sie gerade in der Offensive viel Qualität besitzen. Zuhause muss es aber dennoch unser Anspruch sein, dass wir gegen sie punkten. Nicht zuletzt, weil sie vermutlich im Abstiegskampf ein direkter Konkurrent sein werden.»