, Frederic Härri, AZ

Dieses Derby hatte alles

Auch das zweite Derby der Saison geht an den FC Aarau. Im restlos ausverkauften Stadion Esp siegen die Gäste gegen den FC Baden 2:1. Nikola Gjorgjev und Milot Avdyli schiessen die Tore für die Aarauer, die sich nach dem Anschlusstor von Davide Giampà am Ende zum Sieg zittern. Auch für zahlreiche Aufreger war gesorgt.

Davide Giampà liess sie noch einmal mächtig jubeln, die Zuschauer im Stadion Esp. Zumindest all jene, die ihr Herz an die Heimmannschaft verschenkt hatten. Eine Viertelstunde vor Schluss schraubte sich der Badener Stürmer hoch, per Kopf stellte er den Anschluss her. Was folgte, war Sturm und Drang der Gastgeber, und ein satter Distanzschuss von Arnel Kujovic, den Aaraus Torhüter Marvin Hübel aus dem Winkel fischte – ­gerade so. Der FC Baden war hier drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen. Tatsächlich.

Ja, dieser Abend erinnerte einen daran, dass man nicht nach Zürich, Mailand oder Berlin zu reisen brauchte, um ein stimmungsvolles Duell zweier Rivalen zu erleben. Sämtliche Derby-Ingredienzen waren auch im unscheinbaren Badener Aussenbezirk Dättwil vorhanden: In Fäkalsprache getunkte Grüsse vom einen Fanblock an den anderen. Eine Rekordkulisse trotz ungünstiger Anspielzeit. Unerwünschte Nebeneffekte wie Pyrotechnik oder Becherwürfe. Die fast schon obligate Rudelbildung, ein Pfostenschuss, ein Offsidetor. Und ein enges Spiel, wider Erwarten.

Gjorgjev wird zum Spielverderber

1:2 endete die Partie aus Sicht der tapferen Badener, weil Nikola Gjorgjev vor 5100 Zuschauern den Spielverderber gab. Ein Tor erzielte der Angreifer des FC Aarau selbst, eines bereitete er vor. Dabei gelang ihm der erste Akt schon früh. In der 14. Minute dribbelte er von aussen nach innen, büschelte sich den Ball zurecht, zog ab – und sah seinen Schuss von einem gegnerischen Bein abgelenkt ins Tornetz purzeln. Baden-Torhüter Tim Spycher war ohne Abwehrchance.

Das 1:0 für die Gäste bedeutete auch, dass der Matchplan von Michael Winsauer nicht aufgegangen war, zumindest vorerst nicht. Im Gegensatz zum jüngsten 1:1 gegen Xamax, als der Gegner hoch angelaufen worden war, liess der Trainer des FC Baden seine Spieler defensiver agieren. Eng aufgereiht postierten sich die Badener vor dem eigenen Strafraum und schauten sich an, was ihnen der FCA anbot.

Gjorgjevs Tor bedingte jedoch, dass sich das Heimteam aus seinen Schneckenhäuschen zu trauen hatte, um zu punkten. Das gelang erst in Ansätzen. In der 21. Minute setzte Daniele Romano einen sachten Warnschuss ab. Und keine zehn Minuten später schoss Flügelspieler Guillaume Furrer aus 18 Metern an den Aussenpfosten. Es war ein erstes Ausrufezeichen, mehr aus Zufall geboren. Aber immerhin.

Die Badener, sie leisteten dem FC Aarau insgesamt weitaus kräftigere Gegenwehr, als dies zuletzt die lethargischen Vaduzer getan hatten. Doch auch der FCA spielte stringenter als vor wenigen Tagen. Und jubelte noch vor der Pause über das zweite Tor: Nach einer einstudierten Corner-Variante schoss Valon Fazliu ein. Schiedsrichterin Michèle Schmölzer aber winkte ab – Offside. Das Verpasste holte Aarau nach dem Seitenwechsel nach: In der 65. Minute legte Gjorgjev ab auf Milot Avdyli, der mit einem überlegten Schuss ins weite Eck traf.

Hernach hätten es die Aarauer auch geruhsamer haben können, doch Fazliu scheiterte aus bester Position an Spycher (71.). So begann nach Giampàs 1:2 das, was Alex Frei tunlichst zu vermeiden ersuchte: das Zittern. Dem Aarau-Trainer entging nicht, wie der FC Baden stärker und stärker wurde, immer wieder sah man ihn an der Seitenlinie poltern. Nach vierminütiger Nachspielzeit war er schliesslich erlöst. Und durfte über den Sieg jubeln, in einem denkwürdigen Kantonsderby.