«Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen»: Ein weiterer Aufstiegsheld verlässt den FC Baden
Diese Nachricht ist ein Paukenschlag: Dejan Jakovljevic verlässt den FC Baden per sofort. Der 32-jährige Mittelfeldspieler, der in den letzten fünf Jahren eine tragende Rolle bei den Badenern spielte und massgebenden Anteil am Doppelaufstieg hatte, geht unerwartet in Fussballrente. Was ist passiert?
Plötzlich ist alles vorbei. Noch am letzten Wochenende verbrachte Jakovljevic mit der Mannschaft ein paar Tage in Davos, nun hat er quasi über die Nacht einen Schlussstrich gezogen und seinen Spind geräumt. Der Entscheid fiel am Dienstagabend nach einem Gespräch mit Trainer Michael Winsauer und dem sportlichen Berater Stephan Keller: «Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie meine sportliche Rolle in der Rückrunde aussehen sollte. Anschliessend war für mich klar, dass es das für mich gewesen ist.»
Es war allerdings keine Entscheidung aus der Emotion heraus. «Ich wusste schon im Sommer, dass sich meine Karriere dem Ende zuneigt und ich maximal noch eine Saison absolvieren werde. Im Verlauf der Hinrunde habe ich dann gemerkt, dass für mich Aufwand und Ertrag nicht mehr stimmen. So beschäftigte ich mich bereits im Dezember intensiv mit meinem Karrierenende», sagt Jakovljevic, der nebst dem Fussball als Inside Sales Specialist arbeitet.
Für ihn fühlt sich der Entscheid auch mit ein paar Tagen Abstand richtig an: «Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, hätte meine Entscheidung anders ausgesehen. Dann hätte ich mindestens bis Ende Saison durchgebissen. Aber ich bin nun 32 Jahre alt und habe in den letzten 20 Jahren alles dem Fussball untergeordnet. Nun möchte ich die freie Zeit meiner Frau und meiner eineinhalbjährigen Tochter widmen. Ich freue mich richtig darauf, auf das was nun kommt.»
Beim FC Baden wird der Entscheid von Jakovljevic sehr bedauert. Er war nicht nur sportlich auf dem Rasen mit seiner Kämpfermentalität und seinem Offensivantrieb ein wertvoller Spieler, sondern als meinungsstarker und kommunikativer Routinier auch ein wichtiger Bestandteil innerhalb der Mannschaft. Mit seinem Abgang verliert der Verein eine Person, die die Badener Werte verkörpert hat. Er verliert eine Identifikationsfigur.
Jakovljevic ist sich bewusst, dass er in Baden geschätzt wurde. Trotz unterschiedlicher Ansichten punkto seiner Rolle in der Challenge League hat er Verständnis für sämtliche Entscheidungen, die der Klub in der jüngsten Vergangenheit getroffen hat: «Der Doppelaufstieg hat den FC Baden vor eine unglaubliche Herausforderung gestellt. Ich habe damit gerechnet, dass sich schnell vieles verändern wird.» Er ergänzt: «Natürlich hätte es für mich besser laufen können, aber ich bin deswegen nicht verärgert. Schliesslich haben wir alle das gleiche Ziel. Wir wollen, dass der FC Baden in dieser Liga bleibt. Die Qualität dazu ist vorhanden, da bin ich mir sicher.»
Entsprechend wird Jakovljevic, der in seiner Aktivkarriere für den FC Aarau, die Old Boys, den SC Cham und den FC Baden spielte, stets mit positiven Gefühlen an seine Badener Zeit zurückdenken. «Für mich war immer klar, dass ich in Baden meine Karriere beenden werde. Der Verein ist mir sehr ans Herz gewachsen. Die Erfolge, die ich hier feiern konnte, die bleiben für die Ewigkeit.»
Dass er kein richtiges Abschiedsspiel erhält, spielt ihm keine Rolle. Seine letzte Partie im Badener Dress ist somit ausgerechnet das Auswärtsspiel in Schaffhausen, bei dem er zwar mal wieder in der Startelf stand, dann aber mit einer Kopfverletzung ausgewechselt werden musste. Der Offensivakteur hätte definitiv ein schöneres Ende verdient, sagt aber: «Ich bin nicht so der Fussballromantiker, was das anbelangt. Ich brauche kein kitschiges Ende.»
Mit dem Abgang von Dejan (auch als «Deki» beim Klub bekannt) endet das Kapitel Jakovljevic beim FC Baden definitiv. Ganz anders sah es noch im Jahr 2022 aus, als sein Vater Ranko (Trainer der 1. Mannschaft) und sein Bruder Saša (Spieler in der 2. Mannschaft) ebenfalls noch Teil des Vereins waren. Allesamt konnten sie mit ihren Teams damals einen Aufstieg bejubeln. Knapp eineinhalb Jahre später ist die Familien-Ära vorbei. Ranko ist Talent Manager beim FC Aarau und Saša spielt inzwischen beim FC Schönenwerd-Niedergösgen. Wehmütig ist «Deki» deshalb nicht: «So ist nun mal der Lauf des Fussballs, ich habe die Zeit sehr genossen und werde auch bestimmt wieder ins Esp zurückkehren. Jetzt gebe ich halt als leidenschaftlicher Fan in der Rückrunde alles dafür, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schaffen wird.»