, Andi Fretz AZ

Heinz Gassmann: «Der Entscheid des Einwohnerrats hat unsere Chancen auf den Ligaerhalt erhöht»

Heinz Gassmann: «Der Entscheid des Einwohnerrats hat unsere Chancen auf den Ligaerhalt erhöht». Foto Wagner awa.

Es hielt ihn nicht mehr auf dem Sitz. Heinz Gassmann stand auf der Tribüne, den Oberkörper über das Geländer gelehnt, den Blick auf das Geschehen unter ihm gerichtet, damit er ja nichts verpasst. Dergestalt verfolgte der Präsident des FC Baden nicht etwa einen Fussballmatch, sondern die Sitzung des Badener Einwohnerrats in der Burghalde. Das Stadtparlament hatte am Dienstagabend darüber zu entscheiden, wie viel der Fussballverein an den bereits erfolgten Ausbau des Stadions Esp bezahlen muss.

Das Parlament entschied im Sinne des FC Baden. Dieser muss nur 188’000 Franken an den Challenge-League-tauglichen Ausbau des Stadions beisteuern und nicht 415’000, wie vom Stadtrat gefordert. «Die Erleichterung ist gross. Jetzt wissen wir nach langen Monaten endlich, wo wir stehen», sagt Gassmann am Tag danach.

«Wollte unbedingt die Voten der Politiker hören»

Die Debatte im Parlament wollte sich der Freienwiler nicht entgehen lassen. «Ich wollte unbedingt die Voten der verschiedenen Fraktionen, der Befürworter und Gegner hören. Die haben mich sehr interessiert», sagt Gassmann. In jeder Äusserung, ob wohlwollend oder kritisch, stecke ja immer auch etwas Wahres.

Als ehemaliger Unternehmer sei er sich kurze Entscheidungswege gewohnt. Der demokratische Prozess in einem Parlament sei deutlich langatmaiger. Gassmann sagt: "Es wurde heftig debattiert. Und es war kein Entscheid gegen den Vorschlag des Stadtrats, sondern ein Entscheid für den FC Baden und den Sport in der Stadt. Am Vorschlag des Stadtrats hatte der Verein keine Freude", gibt Gassmann unumwunden zu.

Der FC Baden kann mit dem Resultat sehr zufrieden sein. An der Einwohnerratssitzung kam der Verein zwar nicht zu Wort. Aber für den Präsidenten ist klar: «Die offene Kommunikation seitens der Vereinsleitung im Vorfeld der Abstimmung hat sich gelohnt.» Der Verein hat bei fünf Fraktionen vorsprechen können. Die Finanzkommission, in der jede Fraktion vertreten ist, war zu Besuch im Esp, was der FC Baden laut Gassmann sehr schätzte.

Die Frage an den Verein lautete dabei stets: Wie viel könnt ihr beitragen an den Ausbau? Durch Crowdfunding, Geld des Vereins und mit einer erhöhten Ticketabgabe kamen die 188'000 Franken zustande, denen der Einwohnerrat nach einem Vorstoss von Simon Binder (Mitte) zustimmte.

Was, wenn die stadträtliche Variante mit 415'000 Franken obsiegt hätte? «Es hätte uns geschwächt, aber nicht umgebracht», sagt Gassmann. «Wir hätten dann zu wenig Geld, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, und zwar vom Spitzensport bis zum Breitensport.» Der Verein sei auf jeden Franken angewiesen.

Der Entscheid des Einwohnerrats bedeute eine grosse Wertschätzung für die Leistungen des Klubs auf und neben dem Platz. Sei es als Integrationsmotor und Lebensschule für die über 400 Jugendlichen im Breitensport, aber auch für die sportlichen Leistungen der ersten Mannschaft im Spitzensport, ist Gassmann überzeugt.

SVP wollte, dass die Stadt alle Kosten trägt

Die zwei Aufstiege in Folge, die Rückkehr in die Challenge League und das damit einhergehende grosse Interesse am Fussball in Baden und der Region waren auch wichtige Faktoren, dass die Vorlage von Einwohnerrat Simon Binder klar angenommen wurde. Die SVP sprach sich gar dafür aus, dass die Stadt die Kosten für den Stadionausbau alleine trägt. Einen entsprechenden Antrag stellte sie jedoch nicht. Er wäre wohl chancenlos geblieben.

«Der Entscheid des Einwohnerrats hat unsere Chancen auf den Ligaerhalt erhöht», sagt Gassmann. Der Klub könne sich nun wieder auf sein Kerngeschäft Fussball konzentrieren und werde alles daransetzen, die hohen finanziellen und sportlichen Anforderungen zu erfüllen.