, Nik Dömer, AZ

Derby-Brisanz, Rekordkulisse und Einzelgespräche: So bereitet sich der FC Baden auf das Derby vor

Wenn am Sonntag der FC Baden den FC Aarau empfängt, steht für das Heimteam einiges auf dem Spiel. Nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. Trainer Michael Winsauer und Präsident Heinz Gassmann äussern sich vor dem Aargauer Derby zur Situation.

Nun ist es endlich soweit, für den FC Baden steht das bisher grösste Spiel der Saison vor der Tür: Er empfängt den FC Aarau am Sonntag um 14:15 Uhr zum Aargauer Derby. Rund 4500 Zuschauer werden erwartet, so viele gab es bei einem Meisterschaftsspiel im Stadion Esp noch nie. Und es könnte sogar der Stadionrekord fallen.

Die Anspannung steigt und die Vorbereitungen für das erste Derby-Heimspiel seit über 20 Jahren laufen auf Hochtouren. Präsident Heinz Gassmann rechnet mit einem grossen Aufmarsch: «Der Vorverkauf läuft sehr gut, die 4000-Zuschauer-Grenze ist bereits geknackt. Und ich denke, dass wir an der Tageskasse sicherlich auch noch ein paar hundert Tickets verkaufen werden. Wir erreichen damit ziemlich sicher eine Meisterschafts-Rekordkulisse. Hier lag der Bestwert bisher bei 3083 Zuschauern, diesen gab es im vergangenen Oktober gegen den FC Sion.»

Fällt der Zuschauerrekord im Esp?

Ab wann genau im Stadion Esp von einem Zuschauerrekord gesprochen werden kann, ist unübersichtlich. Gemäss der Seite «Transfermarkt» wurde dieser beim Cup-Spiel im Jahr 2013 gegen den FC Zürich (4800 Zuschauer) erzielt. Der Präsident meint dazu: «Die genaue Bestmarke kenne ich nicht genau. Ich mag mich erinnern, dass das Stadion im Jahr 1988 bei der Eröffnungsfeier ebenfalls proppenvoll war, damals fand ein Freundschaftsspiel gegen Sampdoria Genua statt. Ich denke aber, dass die 4800 Zuschauer im Cup schon als Rekord bezeichnet werden können, seit der FC Baden den Spielbetrieb aufgenommen hat.»

Ob dieser womöglich geknackt wird, dürfte auch ein vom Wetter abhängig sein. Wobei die Machenschaften von Petrus bei Gassmann ein paar Sorgenfalten auslösen. Gemäss Prognose sollte es am Sonntag zwar trocken bleiben und vereinzelt sogar Sonnenstrahlen geben, doch eben auch Temperaturen um den Gefrierpunkt: «Da wir auf Kunstrasen spielen, ist das Wetter in der Regel kein grosses Thema. Ein Problem haben wir allerdings, wenn der Platz einfriert.» Der Präsident ergänzt: «In diesem Fall könnte die Partie nicht stattfinden. Aber wir sind gewappnet. Der Anlagenwart der Stadt wird schauen, dass dieses Szenario nicht eintritt. Zudem stehen auch FC-Baden-Aktive bereit für eine Schneeräumungsaktion am Samstag oder gar Sonntagmorgen.»

«Hab den Dialog mit den Fans gesucht»

Viele Zuschauer, dazu auch noch ein Derby gegen den FC Aarau. Die Rivalität zwischen den beiden Fanlagern ist inzwischen bekannt. Logisch, dass das auch Brisanz mitbringt. Nicht zuletzt, weil sich der FC Baden am 5. Dezember bei der Abstimmung zur Stadionfinanzierung vom Einwohnerrat mehr Unterstützung erhofft, als der Stadtrat vorschlägt. Dieser empfiehlt dem Parlament nämlich, dass sich der FC Baden mit 415'000 Franken an der neuen Lichtanlage beteiligen soll. Das entspricht der Hälfte der Kosten. «Diese Summe würde uns nachhaltig schwächen, deshalb haben wir in den letzten Tagen das Gespräch mit den Parteien gesucht und dabei um mehr Unterstützung gebeten. Wir sind da und dort auf Gehör gestossen und haben ein gutes Gefühl», sagt Gassmann.

Das Letzte, was Gassmann und der FC Baden deshalb nun gebrauchen können, sind Tumulte und Krawalle, weil sich ein paar einzelne Fans nicht beherrschen können. «Ich hab den Dialog zu unseren Fans gesucht und ihnen die Lage erklärt. Ich gehe davon aus, dass sie begriffen haben, was auf dem Spiel steht.»

Der Präsident ergänzt: «Wir sind nicht naiv und mussten in den letzten Tagen auch zur Kenntnis nehmen, dass die Sicherheitskosten nach neuer Einschätzung der Polizei nochmals angestiegen sind. Und dennoch bin ich guter Dinge. Ich glaube an die Vernunft der Fans und hoffe, dass am Sonntag ein Aargauer Fussballfest steigen wird. Wir wollen der Stadt zeigen, dass das Interesse an Challenge-League-Fussball gross und der FC Baden somit eine Bereicherung für ganze Region ist.»

«Wir wissen, dass wir nach schwachen Spielen zurückschlagen können»

Und nun zum Sport. Trainer Michael Winsauer musste mit seiner Mannschaft in dieser Woche eine grosse Enttäuschung verarbeiten. Der Auftritt bei der AC Bellinzona war mager. Offensiv zu harmlos, defensiv zu schläfrig. Fehlende Entschlossenheit war in vielen Zweikämpfen zu erkennen. Steckt der FC Baden also vor dem Derby plötzlich in einer mentalen Krise?

Winsauer winkt ab: «Eine Krisenstimmung herrscht bei uns keineswegs, das Spiel ist längst verdaut. Die Saison hat uns gelernt, dass wir schnell den Blick nach vorne richten müssen. Und wir wissen auch, dass wir nach schwachen Spielen wieder zurückschlagen können. Das ist uns in dieser Saison schon mehrfach gelungen.»

«Wollen dem FC Aarau den Schneid abkaufen»

Gegen den FC Aarau erwartet der Trainer ohnehin von seiner Mannschaft, dass jeder Spieler zu bis in die Zehenspitzen motiviert sein wird. «Ausverkaufte Hütte, Derby gegen den grossen Kantonsnachbaren. Die Vorfreude ist riesig. Ich habe in dieser Woche viele Einzelgespräche geführt und bin mir sicher, dass wir am Sonntag ein komplett anderes Gesicht zeigen werden, als das in den letzten beiden Partien der Fall war.»

Klar ist aber auch, dass der FC Aarau aufgrund der individuellen Qualität als Favorit in diese Partie gehen wird. Punkto Taktik möchte sich Winsauer nicht in die Karten blicken lassen, aber er verrät: «Das Derby schreibt sowieso seine eigenen Gesetze. Entscheidend wird sein, wer besser mit den Emotionen umgehen kann. Unser Ziel ist es, mit leidenschaftlichen Zweikämpfen die Fans hinter uns zu bringen und die Aarauer Offensive verzweifeln zu lassen. Wir wollen dem FC Aarau in unserem Stadion den Schneid abkaufen.»