, Nik Dömer, AZ

«Hatten keine Angst vor Aarau» – Dieser Badener Trainer kennt das Rezept für den Derbysieg

Daniel Hedinger war ein Abräumer auf dem Platz im Stadion Esp, inzwischen ist er beim FC Baden für die U15 zuständig. Nun erklärt der heutige Trainer, wie ihm einst als Spieler mit seinem Team ein grosses Kunststück im Aargauer Derby gelang.

Wenn der FC Baden am Sonntag den FC Aarau empfängt, dann kribbelt es bei Daniel Hedinger wieder. Zu gut mag er sich noch an den Sonntag, den 29. März im Jahr 1992 erinnern. Damals gewann er mit dem FC Baden gegen den FC Aarau im Stadion Esp vor 3000 Zuschauern mit 2:1 und zog mit seinem Team in den Viertelfinal des Schweizer Cups ein.

«Wurden keine Nettigkeiten ausgetauscht»

Der FC Baden war damals der klare Aussenseiter, der FC Aarau dagegen spielte in der Super League. Hedinger erinnert sich zurück: «Wir wussten, dass Aarau die stärkere Mannschaft hat, aber wir waren uns auch sicher, dass wir sie schlagen können und gingen entsprechend mit viel Selbstvertrauen ins Spiel.»

Hedinger führt aus: «Es war ein knappe Angelegenheit, ich spielte als 22-Jähriger im defensiven Mittelfeld und war ein Abräumer auf dem Platz. Am Ende bodigten wir die Aarauer mit 2:1. Es war zwar keine hitzige Rivalität, wie man es aus Zürich kannte, denn viele Spieler waren untereinander befreundet. Aber es wurden auch keine Nettigkeiten ausgetauscht. Dafür hat man sich dann nach dem Spiel in der Stadt auf ein Bier getroffen».

Heute sagt der 53-Jährige rückblickend, dass dies sein schönster und grösster Sieg mit dem FC Baden war, für den er zwischen 1990 und 1995 auf dem Platz stand. Generell lässt sich Hedingers Bilanz gegen den FC Aarau sehen, dreimal spielte er in dieser Zeit mit dem FC Baden gegen den Kantonsrivalen aus dem Westen. Dabei gab es ein Remis, eine Niederlage und einen Sieg. «Gegen Aarau waren wir immer frech und hatten Vertrauen in unsere Stärken. Wir wussten, dass auch wir eine gewisse spielerische Qualität im Kader haben, die durch das Derby beflügelt wurde.»

Ein Provokateur und ein Terrier

Bis heute fühlt sich Hedinger mit dem FC Baden sehr verbunden und identifiziert sich mit dem Verein. Auch wenn das Verhältnis in der Vergangenheit manchmal schwierig war. «Ich war kein einfacher Spieler. Auf dem Feld war ich ein Provokateur und ein Terrier, der sehr physisch spielte. Gewiss brachte ich Qualitäten mit, die man gerne im Team hat, aber ich liess mir auch generell wenig von den Trainern sagen. Das hat mich dann wohl auch die Profikarriere gekostet.» Er ergänzt: «Vor meiner Zeit in Baden hatte ich als aufstrebender Junior Angebote der damaligen NLA-Vereine Wettingen und GC. Ich wollte mich jedoch im Esp behaupten und entwickeln, weil ich in Baden garantierte Spielzeit bekam. Leider klappte das dann nicht wie geplant, nach fünf Jahren hab ich keine Vertragsverlängerung mehr erhalten.»

So landete der in Windisch aufgewachsene Hedinger nach seiner Zeit in Baden etwa nicht im Oberhaus, sondern im Amateurfussball. Er spielte für den FC Muri, YF Juventus, den FC Wohlen und später auch noch für den FC Wettingen in der 1. Liga, ehe er die Aktivkarriere beendete und in die Welt der Fussballtrainer eintauchte. Erst beim Jugendverein FC Brugg, dann beim Team Aargau als Assistent und seit 2017 trainiert er die Badener U15 mit viel Leidenschaft.

Ein Coach, der kein Blatt vor den Mund nimmt

Mittlerweile kennt Hedinger in Baden praktisch jeden Junior und jeder Junior kennt «Hedi». Man nimmt ihn beim FC Baden als leidenschaftlichen Coach wahr, der kein Blatt vor den Mund nimmt: «Ich würde schon sagen, dass ich hart zu meinen Spielern bin. Ich fordere viel und wähle stets offene und direkte Worte, damit sie wissen, woran sie sind. Dennoch würde ich auch behaupten, dass ich zu den allermeisten Jungs eine sehr gute Bindung habe. Wir stehen ja schliesslich fünfmal die Woche gemeinsam auf dem Platz.»

Für ihn ist die U15 die spannendste Nachwuchsstufe: «Die Jungs haben Potenzial und sie wollen sich für die Selektion zur U16 beweisen. Aber sie befinden sich auch in einem Alter, in dem man viele Flausen im Kopf hat. Da ich selbst ein schwieriger und rebellischer Junior war, weiss ich genau, wie ich mit ihnen umgehen muss.»

Hedinger – der nebenbei auch noch der Hauswart der Heilpädagogische Schule Wettingen ist – sieht genau darin den Reiz des Trainerjobs: «Vermutlich übe ich meine Funktion beim FC Baden auch mit so viel Passion aus, weil ich möchte, dass andere Spieler mehr aus ihrem Potenzial machen, als das bei mir der Fall war. Ich interessiere mich für die Persönlichkeitsentwicklung meiner Spieler und versuche, ihnen die richtige Einstellung für eine erfolgreiche Zukunft zu vermitteln.»

Der Schlüssel zum Derbysieg

Zurück in die zweithöchste Liga der Schweiz. Zu Hedingers Zeit hiess diese noch Nationalliga B, heute Challenge League. Die Rollen sind am Sonntag mindestens so klar verteilt wie im Jahr 1992. Ob Hedinger einen Tipp für die 1. Mannschaft hat? «Wir hatten keine Angst vor Aarau, sondern traten furchtlos auf und hielten mit physischem Spiel dagegen.» Gut möglich, dass dies auch noch 30 Jahre später ein Schlüssel zum Erfolg sein könnte.