, Michael Wehrle

«Die Stunden darf ich nicht zählen»

Barbara Kipfer leidet mit den Spielern des FC Baden und bereitet alles für Training und Match vor.

Es war kein angenehmer Abend für Barbara Kipfer. Um 17 Uhr war die Materialchefin der ersten Mannschaft des FC Baden ins Esp gekommen. Um ein Uhr morgens machte sie sich auf den Heimweg. Mit einer 0:4-Klatsche im Gepäck. Natürlich waren nicht ihr die Kicker von Xamax Neuchâtel um die Ohren gelaufen, gelitten hat Kipfer dennoch. «Aber es konnte nach den zwei Auswärtssiegen nicht so weiter gehen», sagt sie. Nun sei die Euphorie etwas gedämpft, alle seien wieder auf dem harten Boden der Challenge League gelandet.

Klar, die Stimmung sei nach einem solchen Spiel nicht berauschend. Und so sieht Kipfer dann mal über Kleinigkeiten hinweg, die sie sonst nicht durchgehen lässt. «Da räum ich den Becher weg, den einer stehen gelassen hat», erklärt sie. Normalerweise zitiere sie den Spieler herbei. Zu Hause hat sich Kipfer vor den Fernseher gesetzt, die erste Halbzeit der Partie noch einmal angesehen. Denn im Stadion bekommt sie nicht allzu viel vom Spiel mit. Ich darf zwar auf der Spielerbank sitzen, doch meist stehe ich beim Eingang zu den Kabinen, verfolge von dort das Match so gut es geht», erklärt sie. Immer wieder müsse sie etwas holen und bringen, das sorge für viel Unruhe, darum stehe sie inzwischen etwas weiter weg, auch auswärts.

Vor elf Jahren übernahm sie das Amt beim FC Baden. «Cyril Schneider, der Torhüter, kannte uns und fragte meinen Mann, ob er das Amt nach dem Abgang von Herbert Skok übernehmen wolle», blickt sie zurück. Kipfers Mann, engagiert beim FC Brugg, konnte nicht und so kamen sie auf die Idee, warum sollte eine Frau das nicht machen. Seither ist die 58-Jährige dabei. Fussball gespielt hat sie nie, beim FC Celerina aber zugeschaut und später in der Halbzeit Getränke verkauft.

Jeder bekommt das Trikot an seinen Platz

«Der Job hat sich entwickelt», erklärt sie. Sie mache das Material für Trainings und Spiele bereit. Für die Spieler lege sie Trikot, Hose und Stulpen am Matchtag auf dessen Platz in der Garderobe. Danach komme alles in die Wäsche, sortiert von Kipfer. Trainingssachen lege sie ins Körbchen der Spieler, die werfen es nach der Arbeit in einen grossen Korb. Gewaschen wird alles im Stadion. Kipfer sorgt für Getränke, Snacks. Und am Ende räumt sie die Kabine auf.

«Seit Corona hat jeder Spieler seine Flasche, normalerweise mit Wasser, wir haben aber auch Magnesium und Sirup», sagt sie. Und nach dem Match steht seit dieser Saison «Kaex» bereit, ein Aufbaugetränk. Neu ist auch, dass in der Challenge League der Heimklub dem Gegner Bälle zu Verfügung stellen muss, eine weitere Aufgabe die Kipfer übernommen hat.

Fünfmal pro Woche im Einsatz

Bei jedem Training ist Kipfer dabei, bei allen Spielen, auch auswärts, da kommt sie dann schon mal auf 13 Stunden. «Die Stunden darf ich nicht zählen», sagt sie. Es brauche schon viel Idealismus für diesen Job. Fünfmal pro Woche steht sie im Einsatz.

Nervös sei sie bei den Spielen, angespannt, je nach Bedeutung. Erspart sei ihr bisher der Albtraum geblieben, mal etwas vergessen zu haben. Barbara Kipfer mag die Spieler, grundsätzlich seien es angenehme Typen, aber jeder ticke halt ein wenig anders: «Wir müssen uns auch aneinander gewöhnen, gerad die Jungen erziehe sie manchmal auch ein bisschen.» Sie fordere Disziplin, auch neben dem Platz. «Aber es gibt Viele, die Danke sagen und das freut mich», sagt sie. Und sie hat noch lange nicht genug. «So lange ich Freude daran habe und der FC Baden mich will, mache ich weiter.»