, Nik Dömer, AZ

Ein Youngster aus der Westschweiz: Warum Jonathan Fontana für den FC Baden den Vertrag bei YB auflöste

Letzte Saison träumte Jonathan Fontana noch vom Durchbruch bei den Young Boys, doch nun ist der schnelle Aussenläufer beim FC Baden gelandet. Einen Rückschritt ist das für den 20-Jährigen aber keineswegs. Er nimmt gar grosse Strapazen auf sich, um für den Aufsteiger in der Challenge League zu spielen.

Der vergangene 20. Mai ist für die Klubhistorie des FC Baden ein ganz spezielles Datum, denn an diesem Tag schafften der Klub im Wankdorf nach 17 Jahren Absenz die Rückkehr in die Challenge League. Mitten im Geschehen war damals auch Youngster Jonathan Fontana. Damals stand er den Badenern noch mit der YB U21 gegenüber und hatte keine Ahnung davon, dass er einst selbst für die Ostaargauer spielen wird.

Fast ein halbes Jahr ist seit diesem denkwürdigen Samstagnachmittag vergangenen. Fontana erinnert sich mit einem Grinsen zurück. Denn damals bezwang er mit seinem Team die Badener gleich mit 3:0. «Die Atmosphäre war für uns YB-Junioren sehr beeindruckend, es waren viele Fans des FC Baden im Wankdorf. Wir waren uns das gar nicht gewohnt, denn mit er U21 spielten wir meistens vor fast leeren Rängen in diesem Stadion.»

Dank etwas Schützenhilfe konnten die Badener trotz dieser Niederlage den Aufstieg bejubeln und Fontana konnte zusehen, wie sie im Wankdorf lautstark mit den Fans feierten. «Es ist verrückt, meine Welt drehte sich damals nur um YB. Ich hoffte, dass ich es in die 1. Mannschaft schaffe und habe keine Sekunde daran gedacht, dass ich irgendwann für den FC Baden spielen werde.»

Keine Perspektive bei YB

Gekommen ist anders. Der amtierende Schweizer Meister empfahl Fontana, dass er den Schritt in die Challenge League machen soll. Obwohl er während zwei Jahren in der U18 und der U21 gesetzter Stammspieler bei den Bernern war und nebenbei auch für die U-Nationalmannschaften aufgeboten wurde, hatte er keine Perspektive auf Einsätze im Fanionteam. Sauer ist er deswegen aber nicht: «Ich wusste, dass der Sprung zur 1. Mannschaft riesig ist und dass nur sehr wenige Spieler diesen direkt schaffen. YB behandelte mich immer fair. Ich hatte zwar noch ein Jahr Vertrag für die U21, doch sie liessen mich gehen und halfen mir auch dabei einen neuen Klub zu finden.»

Drei Vereine aus der Challenge League hatten Interesse am linkfüssigen Aussenläufer, richtig konkret sei es aber nur beim FC Baden geworden, betont der 20-Jährige: «Stephan Keller hat mich angerufen und mir sofort das Gefühl gegeben, dass Baden mich braucht. Ich wusste, dass ich bei diesem Verein eine gute Aussicht auf Spielzeit habe und nebenbei Teil eines familiären Klub werde. Das hat mich schnell überzeugt.»

Inzwischen hat er beim FC Baden einen Zweijahresvertrag unterschrieben und kam in acht von elf Partien zum Einsatz. Im Team ist Fontana – der deutsch, französisch und italienisch spricht – bestens integriert. Seine Formkurve zeigt nach oben. Seit dem Auswärtsspiel in Sion war er viermal in der Stammelf. Hätte er sich zwischenzeitlich nicht eine Zerrung eingezogen, wären es womöglich noch mehr Einsatzminuten gewesen.

Er wurde dabei mehrheitlich als linker Flügelspieler eingesetzt. Keine gewohnte Position für den gelernten Verteidiger, doch für das Badener Umschaltspiel war er dabei mit seinem enormen Tempo ein grosser Gewinn. «Es ist schone eine Umstellung, früher ging es vor allem darum Zweikämpfe in der Defensive gewinnen, nun muss ich selbst mit Dribblings und Abschlüssen für Torgefahr sorgen. Aber diese Herausforderung nehme ich gerne an, inzwischen gefällt mir die offensivere Position sehr gut.»

«Meine Mutter ist die wichtigste Bezugsperson»

Damit der junge Westschweizer mit kamerunischen Wurzeln beim FC Baden spielen kann, ist aber auch mit grossen Umständen verbunden. Fast täglich pendelt er zwischen Neuenburg und Baden mit dem Zug. Denn wohnhaft ist er bei seiner Mutter in Colombier. «Vier Stunden bin ich pro Tag mit dem Zug unterwegs, leider gehts gerade nicht anders, denn der Lohn bei Baden reicht noch nicht für eine Wohnung.» Er ergänzt: «Aber ich nehme den weiten Weg gerne in Kauf, weil ich mir sicher bin, dass Baden für mich der richtige Schritt in meiner Karriere ist.»

Und generell pflegt Fontana mit seiner Mutter ein sehr enges Verhältnis. Als Einzelkind ist er gemeinsam mit ihr aufgewachsen. «Meine Mutter ist für mich die wichtigste Bezugsperson im Leben. Sie ist auch fast bei jedem Spiel anwesend und versteht inzwischen auch etwas von Fussball. Ich kann sie immer um Rat fragen.»

Seinen Vater hat er hingegen nie kennen gelernt. Lediglich, dass er aus dem Kamerun stammt, ist ihm bekannt. «Viele Jahre hörte ich gar nichts von ihm. Erst als es ein paar Medienberichte gab, suchte er plötzlich per Brief den Kontakt. Bisher ist es aber noch nie zu einem Treffen gekommen. Ich vermisse auch nichts, ich hatte bei meiner Mutter eine tolle Kindheit.»

Grosse Konkurrenz auf der Flügelposition

Zurück zum Fussball: Fontana trifft mit dem FC Baden am Sonntag auf den FC Vaduz. Das Hinspiel im Stadion Esp endete mit einer knappen 2:3-Niederlage, nun wollen die Badener auswärts in Liechtenstein zurückschlagen. «Beide Teams haben sich weiterentwickelt. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine ähnliche Partie geben wird, wie zuletzt in Wil. Für uns ist es in Ordnung, wenn der Gegner das Zepter auf dem Platz übernimmt. Denn wir haben Vertrauen in unser Umschaltspiel und wissen, dass wir damit in dieser Liga gegen jeden Gegner punkten können.»

Ob Fontana gegen Vaduz wieder in der Startelf steht, ist noch offen. Generell ist der FC Baden auf den Flügelpositionen mit Guillaume Furrer, Dzonlagic, Daniele Romano und Fontana hochkarätig besetzt. Einen Stammplatz hatte bisher nur Romano auf sicher. «Gemessen daran, dass ich erst während der Saison nach Baden kam, bin ich zufrieden mit der Spielzeit. Aber natürlich ist es mein Anspruch, dass ich mich durchsetze. Ich versuche mich kontinuierlich zu steigern. In Wil konnte ich meinen ersten Assist verbuchen, darauf will ich nun aufbauen.»