, Nik Dömer, AZ

Zweitgefährlichster Spieler der Liga: Giampà macht nach Denkzettel die Challenge League unsicher

Nach einem schwierigen Saisonstart hat Badens Goalgetter Davide Giampà den Tritt gefunden. In den letzten vier Partien gelangen ihm drei Tore. Nun erklärt der Stürmer, weshalb er zuerst seinen Stammplatz verlieren musste, um zurück zu alter Stärke zu finden.

Der Badener Aufschwung in der Challenge League ist eng mit einem Namen verknüpft: Davide Giampà. Mit fünf Treffern gehört er zu den gefährlichsten Spielern der Liga. Und er hat das Momentum auf seiner Seite: Drei Tore in den letzten vier Partien sind dem Stürmer gelungen. Ein deutliches Statement, nach dem der 30-Jährigen zuvor einen schwierigen Start in die Saison erwischte.

«War kein schlechtes Spiel von uns»

Klar, der FC Baden hat am letzten Samstag 0:4 gegen den FC Sion verloren. Ein grosser Rückschlag ist das in der positiven Entwicklung des FC Baden aber nicht. Das sieht auch der Team-Topskorer Davide Giampà so: «Es war kein schlechtes Spiel von uns. Wir haben lange nichts zugelassen, bei den ersten beiden Eigentoren war viel Pech im Spiel. Sonst hätte das ganz anders ausgehen können.»

Etwas kritischer sieht er hingegen die Offensivleistung. Denn die routinierte Sittener Verteidigung machte dem Badener Angriff das Leben schwer. «Wir kamen nicht hinter ihre Kette, weil sie tief standen und uns damit wenig Möglichkeiten zum Kontern zugestanden haben. Darauf hatten wir keine passende Antwort bereit, auch weil uns die Risikobereitschaft fehlte. Das ärgert mich ein bisschen.»

Giampà hatte als Verteidiger einen Profivertrag

Hört man Giampà analysieren, dann merkt man sofort, dieser Spieler ist in der Challenge League angekommen und er strotzt vor Selbstvertrauen. Bereits in der letzten Saison erzielte er 17 Tore für den FC Baden in der Promotion League, nun steht er schon wieder bei fünf Treffern.

Besonders spannend ist diese Entwicklung, weil Giampà einst einen Profivertrag als Defensivspieler beim FC Wohlen in der Challenge League hatte. Erst seit 2019 spielt er in der Offensive: «Die Instinkte eines Stürmers hatte ich schon immer, im Nachwuchs spielte ich lange Zeit auf offensiven Positionen. Erst in der U16 wurde ich zum Verteidiger umfunktioniert. Das hab ich dann einfach so akzeptiert.»

Inzwischen stellt sich die Frage, was aus Giampà geworden wäre, hätte man während seiner gesamten Karriere auf ihn im Sturm gesetzt. «Es ist witzig, wenn ich den neuen Spieler im Team erzähle, dass ich selbst mal Verteidiger war. Das glaubt mir keiner. Natürlich hab ich mich auch schon gefragt, was wäre gewesen, wenn ich als Stürmer richtig gefördert worden wäre. Aber ich hadere nicht mit der Vergangenheit. Solche Entwicklungen haben auch mit Glück zu tun. Wichtig ist, dass es jetzt für mich passt.»

«Hatte Wut im Bauch»

Und derweil passt es für Giampà in der Challenge League richtig gut. Mit seinen fünf Toren steht er aktuell in der Torschützenliste auf dem 2. Platz. Bedenkt man dabei, dass er nebst dem Fussball auch noch zu 100 Prozent als Immobilienmakler arbeitet, ist diese Leistung noch beachtlicher. Doch auch wenn die Statistik für sich spricht, bekundete er zu Beginn dieser Saison Mühe. «Ich musste mich zuerst an die neue taktische Ausrichtung gewöhnen. Unser Spiel ist laufintensiver geworden, wir konzentrieren uns aufs Kontern und ich bin nicht mehr der Schnellste. Zudem habe ich auch neue Mitspieler erhalten, mit denen ich mich erst einmal finden musste.»

Was Giampà damit genau meint: Er ist kein Stürmer, der sich im Angriff meistens etwas zurückfallen lässt. Denn mit seiner Physis, seiner Technik und seiner Schusskraft ist er aus der zweiten Reihe besonders gefährlich. Damit er auf dem Feld genug Platz hat, braucht er einen Mitspieler, der mit tiefen Läufen die Löcher in der gegnerischen Defensive aufreisst. In dieser Saison übernahm Marin Wiskemann meist diese Aufgabe. «Stürmer sollten sich ergänzen, das ist bei uns der Fall. Ich bin froh, dass ich solche Teamkollegen habe, die richtig Tempo machen können. Die Abstimmung zwischen uns wird immer besser.»

Die Anlaufschwierigkeiten mit dem neu zusammengestellten Team führten bei Giampà dazu, dass er zwischenzeitlich auswärts in Sion, in Kriens und zuhause gegen Stade Nyonnais seinen Platz in der Startelf verlor. Für ihn war das eine negative Premiere unter Trainer Michael Winsauer. «Ich verstand seine Entscheidung und hatte dennoch Wut im Bauch, dass ich nicht von Beginn spielen durfte. Das hat neue Kräfte bei mir freigesetzt. Ich wollte dem Trainer zeigen, dass er einen Fehler gemacht hat und traf danach dreimal in zwei Partien. Der Denkzettel hat mir offensichtlich gut getan.»

Zuversicht vor dem Spiel gegen Wil

Nun steht für Giampà und den FC Baden ein kompliziertes Auswärtsspiel beim FC Wil an. Im ersten Duell verloren die Badener zuhause deutlich mit 0:5. Doch die Karten sind inzwischen neu gemischt. Die Wiler sind aus dem Tritt gekommen und kassierten zuletzt vier Niederlagen in Serie. Und die Badener haben seither ihr System umgekrempelt und dadurch deutlich mehr Selbstvertrauen getankt: «Das wird ein ganz anderes Spiel geben. Wenn wir defensiv diszipliniert und in der Offensive effizient auftreten, dann bin zuversichtlich, dass es in Wil für Punkte reichen wird», gibt sich Goalgetter Davide Giampà zuversichtlich