, Nik Dömer, AZ

«Eine unglaubliche Frechheit»: Sion-Fans stürmen den Gästesektor im Stadion Esp

Der FC Baden muss sich gegen den FC Sion auf dem Platz geschlagen geben und bekommt auch noch wirtschaftlich eins ausgewischt. Zahlreiche Gästefans verschaffen sich Zugang zum Gästesektor ohne Eintritt zu bezahlen. Geschätzt dürfte der Schaden mehrere tausend Franken betragen.

Es ist kurz vor 18:00 Uhr im Stadion Esp, als die Badener Zuschauer etwas verdutzt in Richtung Gästesektor schauen. Denn da sind kaum Fans des
FC Sion anwesend, obwohl der Klub über die grösste Anhängerschaft der Liga verfügt. Die Partie läuft schon, ehe sich der Sektor zu füllen beginnt. Plötzlich erklingt auch noch eine Polizeisirene. Schnell wir klar: Da stimmt etwas nicht!

Schlussendlich sind dann nach rund zehn gespielten Minuten doch noch beeindruckende 500 Fans aus dem Wallis im Block anwesend. Lautstark peitschen sie ihr Team nach vorne. Und es wird zünftig gezündet, während dem gesamten Spiel werden zahlreiche Pyros abgefackelt. So stellt sich natürlich die Frage, was ist da beim Einlass eigentlich passiert?

«Die Niederlage kann ich akzeptieren, aber das Vorgehen der Gästefns nicht»

Zwei Tage nach der Niederlage ist Präsident Heinz Gassmann immer noch enttäuscht und wütend über den vergangenen Spieltag. Aber nicht wegen der Niederlage, denn die war nach dem deutlichen 0:4 gegen einen qualitativ überlegenen Gegner schnell verdaut. Viel eher fehlt Gassmann für das Verhalten der Sittener Fans das Verständnis: «Die Niederlage kann ich akzeptieren, aber das Vorgehen der Gästefans nicht. Wir wurden um unsere ehrliche Arbeit beschissen, das ist eine unglaubliche Frechheit.»

Was der Präsident genau meint: Die Sittener Fans haben sich nach ihrer Ankunft zuerst versammelt und danach die Einlasskontrolle gestürmt. Mehrere hundert Fans verschafften sich damit Gratiseintritt (ein Gästeticket kostet 17 Franken), ehe die Kantonspolizei eingriff und die Ordnung wiederherstellte. Präsident Gassmann geht davon aus, dass das von den Fans eine geplante Aktion war: «Als Aufsteiger mit wenig Erfahrung im Sicherheitsbereich sind wir ein leichtes Opfer. Unser Gästesektor hatte noch nie eine solche Auslastung. Wahrscheinlich waren sich die Fans dessen bewusst und nutzten dies schamlos aus.»

Sion-Fans lehnten Vorverkauf ab

Dem FC Baden entging dadurch ein vierstelliger Betrag. In welcher Höhe ist noch unklar. Der Fall wird nun vom Verein aufgearbeitet und bei der Swiss Football League sowie dem FC Sion gemeldet. Hoffnungen, dass es dadurch zu einer Entschädigung kommt, hat Präsident Gassmann aber keine. «Wahrscheinlich wird es einen Strafbetrag für Sion geben, aber dass wir die Tickets noch erstattet bekommen, damit rechne ich nicht. Da müssen wir nun einfach unsere Lehren daraus ziehen.»

Um künftig solche Eskalationen zu vermeiden gibt es für den FC Baden zwei Optionen. Entweder er verkauft im Voraus ein Ticket-Kontingent an die Verantwortlichen der gastierenden Fanszene, damit bereits bei der Stadionankunft alle mit einem Ticket ausgerüstet sind, oder es wird vor dem Gästesektor ein Sicherheitsupgrade errichtet. Eine effiziente Lösung könnten dabei Drehkreuze sein sowie Geländer vor der Einlasskontrolle, die für eine Kanalisierung sorgen. Somit könnte sich ein allfälliger Mob nicht mehr einfach beim Eingang durchdrücken.

Wahrscheinlich ist, dass der FC Baden in Zukunft auf beide Optionen zurückgreifen muss. Denn ein Vorverkauf an Gästefans klappt nicht bei allen Fanszenen. Die Fanverantwortlichen des FC Sion haben eine Anfrage des FC Baden im Vorfeld abgelehnt. Genauere Gründe dafür sind nicht bekannt. Es lässt sich aber angesichts der aktuellen Geschehnissen einfach darüber spekulieren.

Beste Zuschauerzahl in der Challenge League

Immerhin gibt es aus Badener Sicht zum Schluss auch noch Erfreuliches zu vermelden. Bei der Partie gegen den FC Sion waren 3083 Zuschauer im Stadion Esp anwesend. Nicht nur eine Rekordkulisse für den FC Baden in dieser Saison, sondern auch die beste Zuschauerzahl der gesamten Challenge-League-Runde.