, Nik Dömer, AZ

Im Regen abgetrocknet: Der FC Sion zeigt dem FC Baden die Grenzen auf

Der FC Baden muss sich gegen den FC Sion vor über 3000 Zuschauer im Stadion Esp mit 0:4 geschlagen geben. Während sich die Badener an der Sittener Defensive die Zähne ausbeissen, sorgen zwei Eigentore und ein traumhafter Distanzschuss für die Entscheidung.

Schlusspfiff im Stadion Esp: Die Badener Spieler laufen enttäuscht in Richtung der eigenen Fanszene. Gefeiert werden sie trotzdem, obwohl sie gerade eine 0:4-Klatsche kassiert haben. Verdient haben sie sich den Applaus dennoch. Denn schlecht war die Leistung nicht, auch wenn das Endresultat eine einseitige Partie vermuten lässt. Viel eher wurde dem FC Baden von einem abgezockten FC Sion gnadenlos die Grenzen aufgezeigt.

Baden kassiert zwei Eigentore vor Rekordkulisse

Die Partie fand lange Zeit auf Augenhöhe statt. In der ersten Halbzeit erlebten die 3083 Zuschauer (Saisonrekord) im Stadion Esp ein Novum in dieser Challenge-League-Saison. Es gab wenig Torgefahr und die beiden Torhüter wurden kaum gefordert. Der FC Sion hatte aus dem Hinspiel gelernt und spiegelte das Badener Spielsystem. Will heissen: Kein hohes Pressing, beide Teams hatten im Spielaufbau viel Zeit. Entsprechend entstanden auch kaum Kontersituationen. Dass der FC Sion zur Hälfte dennoch mit 1:0 führte, lag lediglich daran, dass der Klärungsversuch von Elis Isufi im eigenen Tor landete. Nach einer Sittener Flanke lenkte er das Leder per Kopf in die eigenen Maschen.

Nach der Pause kamen die Sittener mit mehr Schwung auf den Platz. In der 49. Minute kratzte Tim Spycher mit einem Weltklasse-Reflex einen Abschlussversuch von Dejan Sorgic von der Linie, kurz darauf musste sich der starke Badener Rückhalt aber doch noch gegen den routinierten Stürmer geschlagen geben. Slapstickmässig landete ein Kopfball von Sorgic auf dem Fuss des heraneilenden Yves Weilenmann, der den Ball direkt ins Tor schob.

Quasi mit dem zweiten Treffer setzte strömender Regen ein und erschwerte einen gepflegten Spielaufbau. Die Badener taten sich darauf schwer und bissen sich an der besten Defensive der Liga (Sion kassierte bisher nur sechs Gegentore in dieser Saison) die Zähne aus. Daran konnten auch die eingewechselten Stürmer Chris Teichmann und Guillaume Furrer nichts ändern.

Für die endgültige Entscheidung war dann Ilyas Chouaref zuständig, der in der 78. Minute mit seinem perfekt platzierten Schuss aus gut 20 Metern Distanz für das Highlight des Abends sorgte. Bitter für Badens Keeper Spycher, für ihn gabs zum dritten Mal nichts zu halten. Der Schlusspunkt war das aber noch nicht, in der Nachspielzeit verbuchte Denis-Will Poha noch den vierten Sittener Treffer. Er profitierte von fahrlässigem Badener Defensivverhalten.

«Waren zu wenig böse»

Schaut man sich die Statistiken nach dem Spiel an, sorgt das deutliche Schlussresultat für Verwunderung. Denn der FC Baden war bezüglich Schüsse aufs Tor, Ballbesitz und Passquote fast ebenbürtig und hat zudem auch noch mehr Zweikämpfe gewonnen. Und dennoch ging die Partie deutlich verloren, weil der FC Sion – dessen Budget ungefähr zehnmal grösser als das der Badener ist – in den entscheidenden Momenten abgezockt war und seine Qualität eiskalt ausspielte.

Entsprechend kann auch Trainer Michael Winsauer seinem Team nach dem Spiel keinen grossen Vorwurf machen: «Wir waren zu wenig böse in den Zweikämpfen, das ist uns in Sitten besser gelungen. Nebenbei haben sie taktisch umgestellt. Sie betrieben fast kein Angriffspressing, überliessen uns oft den Ball in unserer Hälfte und wir konnten daraus nicht viel kreieren. Was allerdings daran lag, dass der Gegner einfach viel individuelle Qualität hatte und wir im Spiel gegen den Ball viel Energie verloren haben.»

Entsprechend betont Winsauer, dass dieses Spiel schnell verdaut sein wird: «Natürlich ärgert uns jede Niederlage, aber es gibt Schlimmeres für den FC Baden, als gegen den FC Sion zu verlieren. Sie waren für uns heute einfach eine Nummer zu gross. Das müssen wir neidlos anerkennen. Am Montag werden wir die Partie nochmals aufarbeiten und danach schauen wir nach vorne.»