, Stefan Wyss, AZ

Spät vom Glück verlassen

Der FC Baden liegt auswärts gegen Stade Nyonnais lange in Führung. Doch in der Nachspielzeit kassiert er noch den Ausgleich zum 1:1.

Noch eine letzte Flanke galt es abzuwehren. Und Baden-Trainer Michael Winsauer gab hinterher zu, er habe die Augen zugemacht. Er wollte nicht mehr hinschauen und hoffte nur noch, dass auch der letzte Angriff von Nyon keinen Schaden anrichten würde. Doch er hoffte vergebens. Franck Koré stiegt nach einer Flanke von der linken Seite am höchsten und wuchtete den Ball mit dem Kopf zum 1:1-Schlussresultat ins Tor. Buchstäblich in letzter Sekunde wurde dem FC Baden der dritte Sieg in dieser Saison entrissen.

Die Enttäuschung war den Aargauern ins Gesicht geschrieben, als sie sich mit gesenktem Haupt von den rund 30 Fans verabschiedeten, welche die weite Reise an den Genfersee auf sich genommen hatten. Doch verdient war der Ausgleich für Nyon im Duell der Aufsteiger am Ende trotzdem. 27:6 Torschüsse und fast 70 Prozent Ballbesitz waren statistisches Dokument der Dominanz der Waadtländer. So gesehen könnten sie sich beim FC Baden auch über einen gewonnenen Punkt freuen und nicht wegen der zwei verlorenen hader.

Gleichwohl wäre der spät verpasste Auswärtssieg Badens nicht gestohlen gewesen. Denn leidenschaftlich und taktisch geschickt verteidigte die Mannschaft das Führungstor aus der 24. Minute, als Rajmond Laski mittels Penalty traf. Eigentlich wurden die Badener in diesem Spiel je länger es dauerte desto besser. Womit wir zum Anfang des Spiels kommen: In der Startphase hatte man sich tatsächlich sorgen müssen um Baden. In den ersten sieben Minuten vereitelte Torhüter Tim Spycher drei Mal eine Grosschance Nyons. Der Rückstand schien eine Frage der Zeit. Doch nach und nach fanden die Badener besser ins Spiel. Nach vorne sorgten sie zwar selten für Entlastung, doch es gelang vermehrt, die Räume über die Seiten und am Strafraum zu schliessen. Eine richtig gute Chance gestand Baden dem Gegner bis zum Ende der ersten Halbzeit jedenfalls nicht mehr zu.

Nach der Pause wurde das Spiel wilder. Nyon machte zwar weiterhin Druck, aber die Badener konnten sich nun in der Offensive häufiger zeigen. Der eingewechselte Stefano Cirelli, der nach rund einer Stunde den mit Rückenproblemen ins Spiel gestiegenen Alexandre Pasche ersetzte, war ein belebendes Element. An seiner Seite steigerte sich Arnel Kujovic, der zweite zentrale Mittelfeldspieler. Und über die Seiten schafften insbesondere Omer Dzonlagic rechts, sowie Aussenverteidiger und Captain Patrick Muff links gelungene Vorstösse. Sie alle zeichneten sich durch ein enormes Laufpensum aus. Das galt nicht zuletzt auch für die beiden Stürmer Davide Giampà und Marin Wiskemann. Gerade dieser wurde zu einer Art Symbolfigur für den Badener Kampfeinsatz in Nyon. Schon vor der Pause wurde Wiskemann am Kopf getroffen und spielte fortan mit einem dicken Verband. Doch der Wille trug ihn immer wieder zu langen Läufen und weiten Wegen. Nie mehr als in der 73. Minute, als er sich wie ein Stehaufmännchen gegen die ganze Nyon-Abwehr behauptete, am Ende aber aus spitzem Winkel an der Fussabwehr von Torhüter Edin Omeragic scheiterte.

Es war die beste Chance nach der Pause, auf 2:0 zu erhöhen und das Spiel vielleicht vorzeitig zu entscheiden. Und wer weiss, vielleicht hätte Winsauer dann auch in der letzten Minute noch aufs Feld schauen können. Worauf Winsauer aber auf jeden Fall schauen sollte: auf die Tabelle. Da steht der FC Baden zwar noch immer auf Platz acht, aber er hat nun eine erste Marke erreicht. Mit zehn Punkten stiess er in den zweistelligen Bereich vor und dies dank einer vorzüglichen Serie von fünf Spielen ohne Niederlage. Das ist seit Anfang September nur Thun geglückt, dem Leader nach Verlustpunkten.

Das Telegramm

Stade Nyonnais - FC Baden 1:1 (0:1)

Centre sportif de Colovray. – 520 Zuschauer. – SR: Esther Staubli. – Tore: 24. Laski (Foulpenalty) 0:1. 95. Koré 1:1

Nyon: Omeragic; Gazzetta (71. Elias Pasche), Strohbach, Sylvestre-Brac, Busset, Sawadogo (79. Dugourd); Fouley (68. Koré), Diogo Carraco (71. Gaillard), Camara, Escorza, Gomis.

Baden: Spycher; Weilenmann, Isufi, Laski, Muff; Dzonlagic (64. Teichmann), Kujovic, Pasche (64. Cirelli), Romano; Wiskemann (85. Hanke), Giampà.

Bemerkungen: Baden ohne, Schär, Franek, Tushi, Pauli, Alabi, D’Ovidio (alle verletzt). Capone, Weber, Brack (nicht im Aufgebot). – Gelb: 24. Sylvestre-Brac (Foul). 55. Spycher (Reklamieren). 78. Busset. 94. Koré (Foul). - 63. Lattenkopfball Busset.