, Frederic Härri, AZ

Der FC Baden verpasst den Sieg trotz Überzahl – wehrt sich aber dagegen, enttäuscht zu sein

Als die allerletzte Flanke durch den Schaffhauser Strafraum gesegelt war und die Partie mit dem finalen Pfiff zu Ende ging, wussten wohl auch die Badener Spieler nicht recht, was sie fühlen sollten. Mussten sie jetzt enttäuscht sein, weil sie eineinhalb Halbzeiten in Überzahl gespielt und trotzdem nicht gewonnen hatten? Oder durften sie stolz sein auf sich, weil sie im dritten Spiel hintereinander ungeschlagen blieben – und eine anspruchsvolle Woche beinahe mit dem Punktemaximum abschlossen?

Michael Winsauer entschied sich – entsprechend seines optimistischen Naturells – für letztere Variante. Der Trainer des FC Baden hatte in dieser noch jungen Saison schon nach derben Kanterniederlagen nach den richtigen Worten fahnden müssen – und diese auch gefunden. Entsprechend konnte ihm dieses 1:1, das in der Summe wohl zu wenig Lohn für ihn und seine Mannschaft war, nichts anhaben. «Drei Punkte wären möglich gewesen. Doch ich habe es auch schon erlebt, dass man in solchen Spielen trotz allem gänzlich ohne Punkt bleibt. Daher nehmen wir dieses Unentschieden gerne», sagte er.

Den Punktgewinn sicherte den Badenern der Stürmer Davide Giampà in der 78. Minute. In einem unübersichtlichen Gewusel vor dem Strafraum der Gäste erspähte der 30-Jährige jenen kleinen Spalt, der ihm eine freie Schussbahn ermöglichte und überwand den an diesem Tag vorzüglich parierenden Schaffhauser Torhüter Simon Enzler. Mit seinem Tor – dem dritten im zweiten Spiel in Folge – brach Giampà gewissermassen die Statik dieses Spiels. Wiederholt hatten es die Badener zuvor versucht, über aussen zum Torerfolg zu kommen. Immer wieder scheiterten sie, weil die Fussspitze im Strafraum zu spät vorschnellte – oder sich Enzler im Zweifelsfall in die Schüsse warf. So fiel der Treffer paradoxerweise durch die Mitte.

Gänzlich entgegen dem Spielverlauf war in der ersten Halbzeit indes der Führungstreffer Schaffhausens gefallen. Das Schlusslicht machte nicht den Anschein, dass es an seiner prekären Situation am Tabellenende dringlichst etwas ändern wollte, sondern spielte abwartend, verhalten und fast ausschliesslich auf Sicherheit bedacht. Gleichwohl kamen die Nordostschweizer in der 31. Minute zu ihrem Tor, weil die Badener einen Corner nur ungenügend verteidigten. Auch Goalie Tim Spycher gab dabei keine gute Figur ab, weil er die Flugbahn des heranrauschenden Balles falsch berechnete und die Flanke nicht mehr erreichte. Nutzniesser war Schaffhausens Arbnor Hasani, der zum 1:0 einköpfte.

«Da waren wir zu passiv, zu wenig entschlossen», sagte Trainer Winsauer nach Spielschluss mit einem Hauch von Ärger. Dieser speiste sich jedoch auch aus der Tatsache, dass seine Mannschaft die spielerische Überlegenheit zunächst nicht in offensiven Druck übersetzen konnte. Zumal die Räume ab Mitte der ersten Halbzeit noch ein bisschen grösser wurden: In der 21. Minute musste Schaffhausens Verteidiger Bujar Lika vorzeitig vom Feld, nachdem er den durchgebrochenen Baden-Stürmer Mats Hanke vor dem Strafraum nur regelwidrig hatte stoppen können. Die rote Karte für die Notbremse war folgerichtig.

Reelle Angriffswellen erzeugte der FC Baden aber erst im zweiten Umgang. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff wäre Flügelspieler Joël Brack aus kurzer Distanz beinahe der Ausgleich gelungen, doch Enzler entschärfte prächtig – wie auch wenig später einen Versuch von Hanke. Gegen den immer defensiver werdenden Gegner spürte Winsauer, was möglich war. Er brachte mit Marin Wiskemann, Christopher Teichmann und Guillaume Furrer frische Offensivkräfte. Und stetig wuchs der Druck. Mehr als Giampàs Treffer gesellte sich jedoch nicht mehr auf die Anzeigetafel im Stadion Esp.

So blieb letztlich das untrügliche Zahlenwerk, das Trainer Winsauers versöhnliche Laune stützte. Einerseits sicherten sich die Badener innert rund einer Woche sieben Punkte und stockten das Konto auf nunmehr neun Zähler auf. Und: Dank dieses Unentschiedens hielten sie Gegner Schaffhausen fünf Punkte auf Distanz. Und ebendarum geht es doch nach Ansicht Winsauers: «Dass wir am Ende der Saison mindestens eine Mannschaft hinter uns lassen.» In diesem Sinne ist der FC Baden mächtig im Soll.

 

Das Telegramm

FC Baden – FC Schaffhausen  1:1 (0:1)

Esp. – 2249 Zuschauer. – SR: Sanli. – Tore: 31. Hasani 0:1. 77. Giampà 1:1.

Baden: Spycher; Gloor (55. Weilenmann), Isufi, Laski, Muff; Brack (55. Teichmann), Kujovic, Pasche (80. Jakovljevic), Dzonlagic (71. Furrer); Hanke (55. Wiskemann), Giampà.

Schaffhausen: Enzler; Krasniqi, Hasani, Rhyner, Lika; Stroscio, Kamber, Gonzalez; Balaj (64. De Donno), Neftali (92. Bunjaku), Javi Navarro (64. Barbosa).

Bemerkungen: Baden ohne Fontana, Romano, Schär, Franek, Tushi, Pauli, Alabi, D’Ovidio (alle verletzt). Capone, Weber (nicht im Aufgebot). – Rot: 20. Lika (Notbremnse). - Gelb. 18. Giampà. 79. Isufi (alle Foul), 88. Enzler (Zeitspiel), 90 Neftali (Unsportlichkeit).