, Nik Dömer AZ

Die neue Spielkultur: Warum der FC Baden plötzlich Spiele gewinnt

Der FC Baden hat zuletzt mit zwei Siegen in Serie für Verblüffung in der Challenge League gesorgt. Trainer Michael Wisauer erklärt die Gründe, warum es seiner Mannschaft nach schwierigem Saisonstart nun so gut läuft. FOTO Wagner

Es ist noch keine zwei Wochen her, da hatte die Stimmung beim FC Baden einen Tiefpunkt in dieser Saison erreicht. Gross war der Ärger über den ratlosen Auftritt bei der 0:4-Niederlage gegen den SC Kriens im Schweizer Cup. Doch inzwischen ist die Badener Welt wieder in Ordnung, sogar mehr als das. Manch einer blickt wohl immer noch verblüfft auf die Tabelle: Sechs Punkte hat das Team von Michael Winsauer in den letzten beiden Challenge-League-Spielen geholt. Wie ist das denn möglich?

«Am Potenzial der Spieler habe ich nie gezweifelt»

Nicht ganz so überrascht über den plötzlichen Turnaround ist Trainer Michael Winsauer. Sagt er zumindest. «Am Potenzial der Spieler habe ich nie gezweifelt, es fehlte bisher einfach noch am Selbstvertrauen und der Erfahrung. Wir haben viele Spieler im Kader, die noch nie in der Challenge League gewirkt haben, übrigens auch das Trainerteam nicht. Wir müssen jeden Tag dazulernen und uns entwickeln.» Der Trainer führt aus: «Ich wusste vor dem Spiel gegen Stade Nyonnais, dass uns eine intensive Zeit mit drei Partien innert zehn Tagen bevorsteht und dass dies eine grosse Chance auf mehr Punkte für uns sein kann, sofern wir den Stein ins Rollen bringen. Das ist uns dann gut gelungen. Entsprechend ist auch der starke Auswärtsauftritt gegen Neuchâtel Xamax am vergangenen Dienstag zu erklären. Der FC Baden präsentierte plötzlich eine Reife, die man so bisher noch nie in dieser Saison sah. Fehler des Gegners wurden eiskalt ausgenutzt und trotz zahlreichen gefährlichen Angriffen des Gastgebers liess er sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, die Badener erlaubten sich in der Defensive kaum einen Fehler.

«Die Niederlage in Kriens hat etwas ausgelöst»

Gemäss Winsauer hat der plötzliche Badener Erfolg mehrere Gründe. Der physische Zustand, die damit verbundene Laufbereitschaft und die Trainingsintensität seien aktuell top: «Die Niederlage gegen Kriens hat etwas ausgelöst. Da war viel Enttäuschung, Wut und Selbstkritik. Seither sind die Trainings noch intensiver geworden und es hat einen Ruck durch das Team gegeben. Nebenbei profitieren die Spieler auch von unserem Fitnesstrainer Philipp Strebel, der einen starken Job abliefert. Was die Kondition betrifft, begegnen wir den Profiteams beinahe schon auf Augenhöhe.»

Nebenbei scheint auch die neue Spielkultur des FC Baden zu greifen. Die Badener spielen seit der Partie gegen den FC Sion (1:1) mit einer Viererkette (zuvor Dreierkette) in der Defensive. Angriffspressing sieht man nur noch selten, eher lauern die Spieler nun auf die Umschaltmomente, um den Gegner dann auszukontern. Zudem ist das Offensivspiel variabler geworden, vereinzelt werden die Stürmer auch mit hohen und weiten Bällen lanciert.

Der FC Baden muss demütig bleiben

Doch nur am Spielsystem möchte Winsauer den Erfolg nicht festmachen: «Natürlich spricht die Umstellung auf die Viererkette momentan für sich. Aber wir laufen unheimlich viel und wir verteidigen solidarisch und kompakt. Es gelingt uns, die Räume für den Gegner eng zu machen. Diese Basics setzen wir von Spiel zu Spiel besser um.»

Nun gastiert am Sonntag im Stadion Esp der letztplatzierte FC Schaffhausen. Die Badener haben bereits fünf Punkte Vorsprung auf den langjährigen und etablierten Challenge-Ligisten. Sind die Hausherren nun gar der Favorit? Der Badener Trainer will davon nichts wissen: «Schaffhausen hat eine Profimannschaft mit viel Erfahrung im Kader. Sie haben sich bisher viel zu schlecht für ihren Aufwand belohnt. Es wäre völlig absurd, uns die Favoritenrolle in die Schuhe zu schieben. Wir wissen, dass sie einen schwierigen Start hatten und jetzt mit grosser Motivation ins Esp reisen werden. Wir müssen hochkonzentriert auftreten und auf eine gute Zweikampfquote kommen, damit wir eine Chance auf Punkte haben.»

Winsauer fügt an: «Wir dürfen nicht vergessen, dass in den letzten beiden Partien vieles auch zu unseren Gunsten lief. Goalie Tim Spycher und die gesamte Defensive haben zwei sehr starke Partien abgeliefert, nebenbei half der Gegner auch mit Fehlern mit. Aktuell müssen mehrere Faktoren für uns sprechen, damit es zu einem Sieg reicht. Deswegen sind wir gut beraten, wenn wir nach zwei Siegen in Serie demütig bleiben und weiter fleissig an unserer Entwicklung arbeiten.»