, Nik Dömer AZ

Die Zürcher Fraktion beim FC Baden

Die FCZ-Leihspieler Mats Hanke und Fabian Gloor wollen beim FC Baden den nächsten Schritt machen. FOTO WAGNER.

Sie sind jung, talentiert, wurden beide beim FC Zürich ausgebildet und sind im vergangenen Juli auf Leihbasis zum FC Baden gewechselt: Mats Hanke und Fabian Gloor. Nach sechs absolvierten Runden konnten beide bereits ihr Potenzial in der Challenge League andeuten, nun wollen sich die FCZ-Youngsters in der Startaufstellung unverzichtbar machen und ihre Profikarriere damit so richtig lancieren.

Plötzlich Stürmer

Rund eine Woche ist seit dem Auswärtsspiel gegen den FC Sion vergangen. Erstmals in dieser Saison konnte Mats Hanke eine richtige Kostprobe seines Könnens abliefern. Hanke sprintete im Tourbillon 81 Minuten lang unermüdlich über den Rasen und lieferte dabei auch noch den Assist zum Führungstreffer mit einem präzisen Eckball.

Rückblickend lässt sich sagen: Hanke zeigte ein durchaus gelungenes Startelf-Debüt für den FC Baden. Er selbst ist mit seinem Auftritt zufrieden: «Ich war im ersten Moment etwas überrascht, als ich im Car nach Sion erfuhr, dass ich in der Startaufstellung stehen werde. Nervös war ich deswegen aber nicht wirklich. Mit solchen Situationen muss man umgehen können. Ich denke, dies ist mir nicht schlecht gelungen.»


Speziell beim Debüt von Hanke: Der 1,77m-grosse Offensivakteur spielte neben Marin Wiskemann als Stürmer und nicht im zentralen Mittelfeld, wo er sonst im Nachwuchs beim FC Zürich meist zum Einsatz kam. «Natürlich werde ich mit meiner Grösse kein Kopfballungeheuer mehr, aber ich kann das mit Technik, Spielintelligenz und Passspiel auch gut lösen. Deshalb war das für mich kein Problem, dass der Trainer mich auf dieser Position einsetzte.» 

«Brauchte eine Veränderung»

Der linksfüssige Mats Hanke gehört mit seinen 19 Jahren zu den jüngsten Spielern im Badener Kader. Viel Eingewöhnungszeit habe er deswegen aber kaum gebraucht: «Die Stimmung in Baden ist anders als bei der U21 des FC Zürich. Die Mannschaft ist eine grosse Familie und viele spielen schon lange zusammen, so etwas merkt man gleich. In diesem Umfeld fand ich mich sehr schnell zurecht.»

Der Start in die Challenge League war für den Aufsteiger holprig. Die Mannschaft musste während den ersten sechs Runden viel Lehrgeld bezahlen. Gewiss auch keine leichte Situation für Hanke, doch den Wechselentscheid bereut er deshalb nicht: «In den letzten zehn Jahren absolvierte ich beim FCZ sämtliche Nachwuchsstufen, aber zuletzt gab es keine Aussichten auf Einsätze in der ersten Mannschaft. Der Umweg mit einer Leihe zu einem Challenge-League-Verein hat bereits einige FCZ-Spieler weitergebracht. Deshalb war ich überzeugt, dass das auch mir guttun würde. Und inzwischen hat sich dieser Eindruck bestätigt.»

 Hanke hat beim FC Baden nicht viel Eingewöhnungszeit gebraucht.

Dass das Interesse dann ausgerechnet aus Baden stammte, kam ihm entgegen. «Ich habe eine kaufmännische Grundausbildung abgeschlossen und suche mir gerade eine KV-Stelle in der Region Zürich. Wohnhaft bin ich noch bei den Eltern in Oberrieden. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich für meinen neuen Verein nicht umziehen musste. Beim FC Baden passt momentan vieles zusammen.»

«Jetzt drückt mich so schnell keiner mehr weg»

Gemeinsam mit Hanke wechselte kurz vor dem Saisonbeginn noch ein zweiter Zürcher in den Ostaargau: Fabian Gloor. Der 21-jährige Verteidiger und Hanke verstehen sich gut. Im Verlauf der gemeinsamen Jahre im FCZ-Nachwuchs sei eine Freundschaft entstanden, betont Gloor: «Wir waren in diesem Sommer sogar erstmals gemeinsam in den Ferien und verbrachten ein paar Tage auf Mallorca. Da wussten wir noch gar nicht, dass wir demnächst beide in Baden spielen werden.»

Fabian Gloor konnte in den letzten Jahren im physischen Bereich zulegen.

Auf dem Platz ist Gloor ein ganz anderer Typ als Hanke. Der Aussenverteidiger ist stämmiger und etwas grösser (1,84m), sein Spiel ist geprägt durch Tempo und Technik. Das war allerdings nicht immer so: «Zwischen der U15 und der U16 hatte ich eine schwierige Phase. Ich verlor den Anschluss, weil mein Körper sich nicht genug schnell entwickelte. Ich war klein und schmächtig. Nach ein paar Tests stellte sich heraus, dass mein biologisches Alter zwei Jahre im Verzug war.»

Gloor führt aus: «Der FCZ glaubte an mein Potenzial, aber ich musste einen Umweg über den Partnerverein Red Stars machen. Dort spielte ich dann eine Saison in der U16. Es war eine schwierige Phase, aber ich bin drangeblieben. Und das hat sich ausgezeichnet, mit 18 Jahren hat mein Körper nochmals einen Entwicklungsschub gemacht. Ich hab an Grösse und Muskelmasse zugelegt. Jetzt drückt mich so schnell keiner mehr weg.»

Wird Gloor kubanischer Nationalspieler?

Grosse Unterstützung hatte Gloor stets von seinem Elternhaus in Adliswil. Er kommt aus einer sportverrückten Familie mit aussergewöhnlichem Hintergrund. Seine Mutter stammt aus Kuba, entsprechend gross ist die Verbindung zum Inselstaat in der Karibik. «Ich kam in Kuba zur Welt und lebte dort zwei Jahre lang. Auch danach waren wir jedes Jahr zu Besuch. Ich habe dort Freunde und Verwandte. Auch sie verfolgen meine Karriere, ich musste sogar schon einmal der kubanischen Presse Auskunft über mich geben.»

Der kubanisch-schweizerische Doppelbürger führt aus: «Theoretisch käme derweil ein Einsatz für die kubanische A-Nationalmannschaft in Frage. Sie haben mich auf dem Schirm und es gab auch bereits Kontakt. Konkret ist zwar noch nichts, aber eine Nominierung würde mich auf jeden Fall reizen. Als Fussballer ist es schliesslich immer eine riesige Ehre und ein grosses Abenteuer, wenn man für ein Land spielen kann.»

Gloor liebäugelt mit einem Einsatz für die kubanische Nationalmannschaft.

Fabian Gloor im kubanischen Trikot, das könnte Zukunftsmusik sein. Die Gegenwart heisst FC Baden. Und da kommt er seit vier Partien immer zum Einsatz, dreimal davon sogar in der Startelf. «Ich brauchte einen Moment, bis ich mich zurechtfand. Ich war mir bisher beim FCZ die Viererkette gewohnt, in Baden spielte ich zuletzt als Aussenläufer in der Fünferkette. Ich hatte dadurch sehr viele Offensivaktionen, konnte mich dabei aber noch zu wenig oft in den Zweikämpfen durchsetzen. Daran möchte ich arbeiten.»

Er ergänzt: «Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich in Baden akklimatisiert bin. Es hat mich überrascht, wie gut Mats und ich vom Team aufgenommen wurden. Das war ich mir bisher nicht gewohnt. Bei der FCZ U21 überwog der Konkurrenzgedanke, in Baden habe ich hingegen das Gefühl, Teil eines grossen Freundeskreises zu sein.»

Fabian Gloor, der nebst dem Fussball Betriebswirtschaft an der Uni Zürich studiert, spürt nach wenigen Wochen bereits eine Verpflichtung gegenüber dem Verein. «Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber ich kann mich bereits voll und ganz mit dem Klub identifizieren. Auch die Fans sind Klasse, man merkt, dass sich viele Leute aus der Region für den Verein interessieren. Deshalb möchte ich alles dafür tun, damit wir am Ende der Saison den Ligaerhalt schaffen.»