, Nik Dömer, AZ

Eine kleine Sensation im Tourbillon

Der FC Baden beendet seine Resultatkrise und kommt beim FC Sion dank einem 1:1-Remis zum zweiten Punkt in der Challenge League.

Schlusspfiff im Tourbillon. Die neutralen Spielbeobachter reiben sich verdutzt die Augen. Der Aufsteiger FC Baden, der zuletzt ziemlich Prügel einstecken musste und vier Niederlagen in fünf Partien kassierte, trotzt dem Super-League-Absteiger FC Sion dank einem 1:1-Unentschieden einen Punkt ab. Das ist durchaus eine kleine Sensation.

Der Mut des Trainers bezahlt sich aus

Doch von Anfang an: Der FC ­Baden startete im Vergleich zu seiner letzten Auswärtspartie in Thun etwas defensiver ins Spiel. Und es kam dabei auch gleich noch zu einem Novum. Trainer Michael Winsauer formte aus einer Dreierkette eine Vierer­kette, um bei gegnerischen Kontern die Absicherung zu verbessern. Eine taktische Variante, die der FC Baden noch nie unter Winsauer gespielt hat. Neben Captain Cedric Franek, Rajmond Laski und Patrick Muff rückte Yves Weilenmann in die Verteidigungslinie. Und auch bei den Vorderleuten kam es zu einigen Wechseln. So stand (etwas überraschend) Jonathan Fon­tana anstelle von Dejan Jakovljevic und Mats Hanke für Davide Giampà auf dem Platz.

Und dieser System- und Spielerwechsel zeigte Wirkung. Der FC Sion, der bisher zu Hause noch nie mehr als einen Treffer er­zielen konnte und dessen bester Torschütze der 37-jährige Innenverteidiger Reto Ziegler (3 Treffer) ist, biss sich am Badener Bollwerk die Zähne aus. Entsprechend verstrichen die ersten 45 Minuten torlos. Zweimal beanspruchte der FC Baden dafür jedoch auch das Glück des Aluminiums.

Nach dem Seitenwechsel nahm das Spiel plötzlich richtig Fahrt auf. Erst ging der FC Baden nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff überraschend in Führung. Mats Hanke zirkelte eine Ecke geschickt auf Marin Wiskemann, der das Leder darauf per Kopf einnetzte und damit endlich sein erstes Tor in der Challenge League verbuchen konnte. Die Führung der Gäste hielt allerdings nicht lange, praktisch im Gegenzug kamen die Sittener durch Liam Chipperfield zum Ausgleich. Der Sohn der Basler Legende erhielt nach einem missglückten Klärungsversuch zu viel Platz und wusste dies eiskalt auszunutzen. Doch die Badener liessen sich von diesem Schock nicht beirren. Mit jeder verstrichenen Minute stieg der Glaube, dass ein Punktgewinn auswärts beim jahrelangen Superligisten vor 5800 Zuschauern im altehrwürdigen Tourbillon tatsächlich im Bereich des Möglichen liegen könnte. Die Sittener dagegen schafften es kaum, sich aus ihrer individuellen Klasse einen Vorteil zu schaffen. Gab es mal ein erfolgreiches Dribbling, so rückte sofort ein nächster Badener nach, der den Angriff unterband.

Und so wurde möglich, was dem FC Baden wohl kaum jemand zutraute: Der Aufsteiger holt ausgerechnet beim grossen FC Sion, dessen Kaderbudget ungefähr zehnmal so gross sein dürfte, seinen zweiten Punkt in der laufenden Meisterschaft. Gut möglich, dass dies nach einem holprigen Start der Dosenöffner auf dem Weg zum Ligaerhalt sein könnte.

 


Telegramm

Sion – Baden 1:1 (0:0)

Tourbillon. – 5800 Zuschauer. – SR: Thies (Dubrit/Venancius). – Tore: 48. Wiskemann 0:1. 50. Chipperfield 1:1.

Sion: Fayulu; Hefti, Ziegler, Schmied, La­vanchy; Baltazar; Chouaref (85. Halabaku), Kabacalman (56.Bua), Chipperfield (67. Berdayes), Bouchlarhem (67. Souza); Sorgic (67. Fortune).

Baden: Spycher (Note 4,5); Muff (5), Franek (5,5), Laski (4,5), Weilenmann (4,5 / 66. Gloor); Fontana (4,5 / 72. Schär), Kujovic (5), Pasche (4,5 / 81. Jakovljevic), Romano (4,5); Hanke (5 / 81. Teichmann), Wiskemann (5,5 / 81. Giampa).

Bemerkungen: Baden ohne Alabi, Cirelli, D’Ovidio, Dzonlagic, Pauli und Schuppisser (alle verletzt). Sion ohne Diouf, Itaitinga und Moubandjie (alle verletzt). – Verwarnungen: 27. Laski. 52. Pasche (Foulspiel). 85. Teichmann (Handspiel). 86. Berdayes (Foulspiel). 88. Spycher (Zeitspiel). 91. Schär (Foulspiel).