, Nik Dömer, AZ

Badenfahrt-Effekt ist ausgeblieben

Der FC Baden kassiert gegen den FC Wil eine weitere bittere Niederlage, er muss sich zu Hause im Esp gleich mit 0:5 geschlagen geben.

Die Geschichte wäre grandios gewesen: Beflügelt durch die Badenfahrt, die dem kleinen Städtchen Baden in den letzten Tagen weitaus über die Kantonsgrenzen Relevanz verliehen hat und insgesamt etwa eine Million Menschen anzog, holt der FC Baden völlig überraschend den ersten Saisonsieg. Doch weit gefehlt, der Badenfahrt-Effekt blieb aus. 0:5 stand es nach 93 Minuten im Stadion Esp, der FC Baden musste gegen den FC Wil zum vierten Mal im fünften Saisonspiel als Verlierer vom Platz.

Doch der Reihe nach. Baden startete gegen Wil mit leicht veränderter Startaufstellung (Joël Brack ersetzte den angeschlagenen Marin Wiskemann) defensiver, als man es sich von ihm bisher gewohnt war. Bewusst wollte die Truppe von Michael Winsauer auf die Umschaltmomente lauern und selbst dem Gegner solche nicht zugestehen. Im ersten Durchgang ging dieses Vorhaben teilweise auf. Wil war zwar die dominantere Mannschaft, kam aber kaum zu gefährlichen Möglichkeiten. Lediglich in der 16. Minute waren die Badener bei einem Eckball für einen kurzen Moment überfordert. Und weil sich der Gegner derweil in einer überragenden Verfassung befindet, wurde dies auch gleich ausgenutzt. Der 1,96-Meter-Hüne Philipp Altmann liess Rajmond Laski im Kopfballduell keine Chance und netzte eiskalt ein.

Kaum gefährlich war auf der Gegenseite allerdings auch der FC Baden. Einmal scheiterte Brack aus spitzem Winkel und einmal war es Davide Giampà, der mit seinem Distanzschuss für etwas Gefahr sorgte. Mehr war da im ersten Durchgang nicht. Zu fehlerhaft und mutlos schien das Umschaltspiel über weite Strecken. Die 1272 Zuschauer im Stadion Esp wurden im zweiten Durchgang Zeuge davon, wie die Badener Defensive zunehmend Risse bekam. So wurden die Gastgeber in der 56. Minute eiskalt ausgekontert. Sofian Bahloul war es schliesslich, der die Überzahlsituation ausnutzte und Tim Spycher mit einem platzierten Schuss vom Rande des Strafraums erwischte. Während die Badener beim letzten Heimspiel gegen Vaduz nach dem zweiten Gegentreffer wachgerüttelt wurden, blieb eine Reaktion diesmal aus. Zwar versuchten die Hausherren, mit mehr Risiko nach vorne zu spielen, doch das wiederum wussten die konterstarken Ostschweizer auszunutzen. Erst war es Aaron Appiah, der mit einem sehenswerten Solo in der 82. Minute für die frühzeitige Entscheidung sorgte, kurz darauf wurde Baden mit zwei geschickten Pässen ausgespielt und Bahloul netzte erneut ein. Beim fünften Gegentreffer durch Jordan Gele wenige Sekunden vor dem Abpfiff war dann sämtliche Gegenwehr gebrochen.

Was den Badenern zu denken geben muss, ist, dass der Auftritt in der Offensive zu harmlos war. Auch in der zweiten Halbzeit wurde es vor dem Ex-Baden-Goalie Nicholas Ammeter kaum gefährlich. Lediglich Brack, dessen Hackentrick in der 75. Minute knapp am Pfosten vorbeirauschte und Michi Schär, der nach einem Geniestreich von Arnel Kujovic alleine aufs Tor laufen konnte, brachten den Wiler Torhüter kurz ins Schwitzen.

Michael Winsauer war nach der Partie entsprechend verärgert: «Wenn du defensiv stehen willst, dann musst du in den Umschaltsituationen den Gegner überraschen. Das ist uns nicht gelungen, wir konnten kaum gefährliche Torchancen kreieren. Auch bei den Standards waren wir zu harmlos. Leider gelingt es uns momentan auch nicht, durch individuelle Klasse zum Torerfolg kommen.»

Der Trainer führt aus: «Uns fehlen in den Umschaltmomenten die Ruhe und das Vertrauen am Ball. Natürlich macht sich da auch ein bisschen die Verunsicherung nach dem schwierigen Saisonstart bemerkbar. Andererseits stimmt auch die Abstimmung zwischen den Spielern noch nicht gänzlich, da müssen wir weiter daran arbeiten.»