, Nik Dömer, AZ

«Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle»

Trainer Michael Winsauer erlebt mit dem FC Baden emotionale Tage. Obwohl der Aufstieg geschafft wurde, ist die Freude noch verhalten.

Michael Winsauer ist bestimmt auch schon frischer in eine neue Woche gestartet. Doch die Augenringe darf er sich als Aufstiegstrainer erlauben.  Zu wenig Schlaf sei ohnehin ein Problem, mit dem er seit der Geburt seiner Kinder sehr gut umgehen könne, sagt er mit einem Schmunzeln.

Der Badener Trainer bestätigt, was von dieser Zeitung bereits gemutmasst wurde: Die vergangene Samstagnacht war feuchtfröhlich. Der sportliche Aufstieg des FC Baden in die Challenge League wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Die Vöglein hätten bereits gezwitschert, als sich der Coach schlussendlich auf den Heimweg von Baden in Richtung Waltenschwil begab.

Dem FC Baden wurde nichts geschenkt

Mit der Leistung von sich und seiner Mannschaft ist er zufrieden. Zumindest mit der, die nach dem Spiel gegen die YB U21 in der Bar und später im «LWB» abgerufen wurde: «Wir bewiesen auf jeden Fall eine gute Ausdauer, für das haben wir die ganze Saison hart trainiert», scherzt der Coach. Insbesondere auf den Staff sei er stolz. «Goalietrainer Beat Hubeli und mein Assistent Tom Lehmann haben ebenfalls noch sehr lange durchgehalten. Wir standen den Spielern in nichts nach.» Es habe eine Weile gedauert, ehe dem Trainer am Samstag bewusst wurde, dass seiner Mannschaft wirklich gerade der Aufstieg in die Challenge League gelang: «Es war schon eine komische Situation. Nach der 0:3-Niederlage im Wankdorf und der anschliessenden Gewissheit, dass wir es sportlich geschafft haben, war es schon eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Aber die Stimmung bei mir und der Mannschaft wurde von Bier zu Bier lockerer. Gegen Mitternacht war sie dann schon eher einer Aufstiegsparty entsprechend.» Winsauer ist ein Trainer, der es gerne genau nimmt. Er investiert viel Zeit in die Analysen. Normalerweise hat er an Niederlagen einen Tag lang zu beissen. Beim 0:3 gegen die YB U21 machte er jedoch eine kleine Ausnahme: «Natürlich war ich enttäuscht. Aber als klar war, dass wir den sportlichen Aufstieg geschafft haben, sah ich nur noch das ganze Bild der Saison. Meine Mannschaft hat als Aufsteiger aus der 1. Liga eine Sensation geschafft. Und uns wurde dabei auch wirklich gar nichts geschenkt.» Was der Trainer damit wahrscheinlich meint: Im Verlauf dieser Saison hätte der FC Baden allen Grund gehabt, um sich zu beklagen. Erst wurden ihm im Winter wegen dem Chiasso-Konkurs drei Punkte abgezogen, dann erhielt wenige Runden vor Schluss auch noch Aufstiegskonkurrent SC Brühl einen Sieg durch ein unsportliches Forfait von Stade Nyonnais geschenkt. Die Badener blieben jedoch in beiden Fällen ruhig.

Das lange Warten auf den Lizenzentscheid

Aufgearbeitet wird das verkorkste Spiel im Wankdorf aber dennoch. Während Winsauers Spieler am Montag einen freien Tag genossen, machte sich der Trainer bereits an die Analyse. Denn die Saison dauert schliesslich noch eine Runde. «Es war ein unglücklicher Auftritt. Sicherlich merkte man uns auch die intensive Belastung der Saison an. Viele Spieler gehen auf dem Zahnfleisch. Und sicherlich spielte auch der Kopf mit. Das Thema Aufstieg war in den letzten Wochen sehr präsent, das hat uns auch im mentalen Bereich vieles abverlangt.» Nun sollen die Kräfte gebündelt werden, um gegen den SC Cham am kommenden Samstag den perfekten Saisonabschluss zu feiern. Mit einem Punktgewinn könnte der FC Baden den dritten Platz festigen. «Auf die Vergabe der Lizenz haben wir keinen Einfluss, da hat unser Präsident jetzt alles gegeben in den letzten Wochen und Monaten. Aber für ein gutes Spiel sind wir verantwortlich. Wir wollen alles dafür geben, um diesen letzten Spieltag erfolgreich zu gestalten.»

Damit die grosse Aufstiegsparty definitiv steigen kann, ist der FC Baden auf positiven Entscheid der «Swiss Football League» angewiesen. Am Freitag wird bekannt geben, ob die Badener in zweiter Instanz die Lizenz für die Challenge League erhalten werden. «Die Stimmungslage ist noch verhalten freudig. Es kann uns zwar niemand mehr den sportlichen Aufstieg nehmen, aber wir warten eben alle noch hoffnungsvoll auf den positiven Lizenzentscheid», so Michael Winsauer.