, Michael Wehrle (Text und Bilder)

Trotz der Niederlage steigt die grosse Party

Der FC Baden feiert zum zweiten Mal in Folge einen Aufstieg, obwohl die Mannschaft wie schon vor einem Jahr verloren hat.

Samstag Nachmittag, Stadion Wankdorf in Bern, 14.50 Uhr. Noch ist das Stadion mit seinen 32 000 Plätzen leer. Doch es tönt schon. «FC Bade…» Der Fanclub, die Kurve ist im Anmarsch. Die Fans haben sich in Bern angemeldet, der Gästesektor wird für sie geöffnet. Und wenige Minuten später marschieren sie lautstark ein, singen weiter. Zwei Spieler der U21 der Berner Young schauen, was denn da los ist. «Stimmung, toll», sagt Jonathan Fontana. «Normalerweise spielen wir vor etwa 50 Zuschauern», erzählt der 20-Jährige.

Gut 100 Badener Fans in der Kurve füllen das Stadion mit Leben, singen und feiern schon mal. Bis zum Spielbeginn um 16 Uhr kommen gut noch einmal 300 Anhänger des FC Baden auf der Gegentribüne dazu. Es wird ein Nachmittag, der aus Badener Sicht nichts für schwache Nerven ist. Die Mannschaft von Trainer Michael Winsauer tritt nicht auf wie gewünscht, es fehlen Tempo und Spritzigkeit. Die Badener verpassen Chancen, Aaron Appiah nutzt seine für YB. Und läuft direkt vor die Badener Kurve, jubelt provoziert.

Trotz des Rückstands der Badener feiern die Fans, schliesslich führt ja Rapperswil-Jona gegen Brühl und das reicht zum Aufstieg. Dann die Ernüchterung. Brühl hat die Partie gedreht, Baden liegt 0:3 zurück. Aus der Traum, vorerst. Die Mannschaft macht sich niedergeschlagen auf den Weg Richtung Fans. Und die jubeln plötzlich wieder. Brühl hat ausgeglichen, das reicht. Es kommt noch besser, Rapperswil-Jona geht wieder in Führung. Es folgen die bangen Minuten bis zum Schlusspfiff am Zürichsee. Und dann gibt’s in Bern kein Halten mehr. Die Fans rennen runter, die Spieler klettern über die Werbebande, nur ein Zaun trennt noch die beiden Gruppen, die nun ausgelassen tanzen. Bier fliesst. «Dä Heinz, dä isch dä Bescht» und «Bade, jetz fangts erscht richtig a», singen alle. Heinz Gassmann ist der Präsident, der den Verein zum zweiten Aufstieg innerhalb eines Jahres führte. «Die Jahre wiederholen sich», sagt Captain Luca Ladner, der nun seinen Abschied nimmt. Schon vor einem Jahr waren die Badener nach einer Niederlage aufgestiegen.

Fast eine halbe Stunde dauert das Spektakel, bis sich die Spieler langsam auf den Weg Richtung Kabine machen. Dort geht die Feier weiter, das Duschen muss erst mal warten. «Die sollen jetzt feiern, das haben sie doch verdient», zeigt die Helferin der Young Boys Verständnis. Auch wenn ihr Arbeitstag länger wird, sie muss das Stadion abschliessen, wenn alle draussen sind.

Um 19.30 Uhr fährt der Car endlich ab. «Wir brauchen Bier», tönt es. Also nächster Halt Grauholz. Die Raststätte wird gestürmt, lautstark aber völlig friedlich. Die restlichen Kunden nehmen es gelassen hin, fragen was los ist und zeigen Verständnis. Im Car ist es dann erstaunlich ruhig. Kein Vergleich zur Heimreise vor einem Jahr aus Paradiso. Zwar braust immer wieder mal kurz Jubel auf, stimmt einer ein Lied an, doch lange Zeit geniessen alle ruhig den Triumph.

Im Stadion Esp brutzeln die Bratwürste auf dem Grill. Ein Bier, eine Wurst und dann ziehts Spieler und Trainer in die Stadt. Jetzt geht die Party richtig los, bis zum frühen Morgen.