, Michael Wehrle

«Das Wunder von Bern»

Der FC Baden kann im Stadion Wankdorf den sportlichen Aufstieg die Challenge League klar machen.

Der 4. Juli des Jahres 1954 ging als «Wunder von Bern» in die Fussballgeschichte ein. Im Wankdorfstadion gewann Deutschland gegen den hohen Favoriten Ungarn den Weltmeistertitel. Vor 65 000 Zuschauern holten die Deutschen einen 0:2-Rückstand auf und siegten dank des Tores von Helmut Rahn sechs Minuten vor dem Ende 3:2.

Gut 31 Jahre später schrieb der FC Baden im Wankdorf Geschichte. In ihrer einzigen Saison in der Nationalliga A, 1985/86, gewannen die Aargauer lediglich ein Spiel. Im Wankdorf schlugen sie den späteren Meister, die Young Boys, mit 1:0. Am 17. November 1985, einem nasskalten Sonntag, traf einzig der Isländer Gudmundur Thorbjörnsson in der 11. Minute. 2200 Fans verloren sich im Stadion. Als «Wunder von Bern» ging diese Partie nicht in die Geschichtsbücher ein, eine sportliche Sensation war sie dennoch.

Und nun kann der FC Baden fast 38 Jahre später erneut für ein kleines «Wunder von Bern» sorgen. Nicht mit einem spektakulären Resultat, sondern mit dessen Auswirkungen. Holen die Badener gegen die U21 der Young Boys am Samstag, 20. Mai, um 16 Uhr mindestens einen Punkt, dann steigen sie – zumindest sportlich – in die Challenge League auf. Und das als Neuling in der Promotion League.

Im grossen Stadion Wankdorf, das ausser dem Namen nichts mehr mit der alten Spielstätte zu tun hat, werden sich wieder die Besucherinnen und Besucher verlieren. Ein paar hundert vielleicht werden es sein, der Grossteil darunter Fans des FC Baden. Und ein «Wunder» brauchen die Spieler auf dem Kunstrasen nicht, sondern eine konzentrierte, gute Leistung.

Noch sind die Erinnerungen an die Vorrunde wach, eines der spektakulärsten Spiele in dieser Saison. 3:1 führten die jungen Berner im Stadion Esp. In der 90. Minute glich der eingewechselte Michael Weber aus, der ebenfalls eingewechselte Captain Luca Ladner erzielte fünf Minuten später per Freistoss sogar noch das 4:3. «Das war schon ein spezielles Spiel, das haben alle noch präsent», weiss Badens Trainer Michael Winsauer.

Gesunde Mischung aus Freude und Anspannung

«Die Stimmung ist sehr gut, es ist eine gesunde Mischung aus Freude und Anspannung», schildert Winsauer die Gemütslage der Badener. Von Beginn an müsse seine Mannschaft hellwach sein. «Wir haben in dieser Woche im Training viel Wert auf den Ballbesitz gelegt, eine gute Intensität gezeigt», erklärt er. Und macht klar: «Es gibt kein grosses Taktieren, wir fahren nach Bern, um zu gewinnen.» Auch der Wechsel von Torhüter Marvin Hübel nach der Saison zum FC Aarau sorge nicht für Verunsicherung. «Das war im Team allen schon etwas länger klar», sagt Winsauer.

Gut getan habe allerdings der Sieg vor einer Woche. Wie gegen YB gewann die Badener da auch gegen die U21 des FC St. Gallen in der Nachspielzeit noch drei Punkte - in Unterzahl. Rajmond Laski ist nach seinem Platzverweis gegen St. Gallen gesperrt. Ihn dürfte Binjamin Hasani in der Abwehrkette 1:1 ersetzen. «Bini hat die ganze Saison gezeigt, dass auf ihn Verlass ist», macht sich Winsauer in dieser Hinsicht keine Sorgen. Erfreulich sei, dass Yves Weilenmann wieder schmerzfrei im Training sei und möglichweise auch zu einem Einsatz kommen könnte.

Weniger Möglichkeiten hat Winsauer im Angriff. Mit Chris Teichmann und Fabio Capone fehlen zwei Stürmer sicher. Doch dieses Handicap machten die Badener schon vor einer Woche wett.