Der Torhüter, der Verteidiger und der Stürmer
Sie sind jung, begeisterte Fussballer und dicke Freunde. Das Trio ist fast unzertrennlich: Marvin Hübel, Binjamin Hasani und Joël Brack mischen mit dem FC Baden nicht nur die Promotion League auf, sie büffeln auch gemeinsam für die Matur. Sie sind fast gleich alt. Hübel wird am 1. März zwanzig Jahre alt, Hasani am 22. April und acht Tage später folgt dann noch Brack.
Schon seit acht Jahren sitzen Hasani und Brack in derselben Klasse. Sie absolvierten zusammen die Sportschule in Buchs. Vier Jahre Bezirksschule und nun das letzte Jahr an der Kanti. Hübel machte ein Jahr später aus dem Duo ein Trio. Für die Aufnahme an der Sportschule braucht es eine Empfehlung. Im Fussball wird das Talent geprüft, in messbaren Sportarten wie etwa Schwimmen zählen die Zeiten. Und stimmen müssen natürlich auch die Noten. «Du musst wie üblich die Schule mit einem Schnitt von 4,7 abschliessen, um an die Sportkanti wechseln zu dürfen», erklärt Hasani. Zudem gebe es vorher noch ein Aufnahmegespräch.
Im Sport sind die drei seit dieser Saison wieder vereint. Bereits bei der U9 des FC Aarau kickten Brack und Hasani zusammen, Hübel kam nach der U13 vom FC Wohlen dazu. Im Juli 2020 wechselte Brack in die Jugend des FC Baden, Hübel einen Monat später direkt zur ersten Mannschaft in die 1. Liga.
Hasani komplettierte das Trio beim FC Baden
Hübel ist unbestrittener Stammspieler beim FC Baden und auch Torhüter der Schweizer U20-Nationalmannschaft. Er hatte in der vergangenen Saison grossen Anteil am Aufstieg der Badener, war ein sehr sicherer Rückhalt. In der Schlussphase der Saison spielte sich auch Brack in die erste Mannschaft. Bei der Reserve in der 3. Liga hatte er Tor um Tor erzielt. Trainer Ranko Jakovljevic führte ihn kontinuierlich an das höherklassige Team heran.
Seit der aktuellen Spielzeit gehört Brack unter Trainer Michael Winsauer zum Kreis der Stammspieler. Anfangs brachte Winsauer den Angreifer auf der offensiven Position im Mittelfeld, zuletzt lief er wieder im Sturm auf. Erst nach dem Saisonstart stiess Binjamin Hasani zu seinen Kumpels. Beim FC Aarau kam er nicht mehr zum Einsatz, so liess er sich nach Baden ausleihen. Das Pech des Patrick Muff war sein Glück. Der Abwehrspieler verletzte sich schwer, Hasani füllte die Lücke in der Dreierkette und entwickelte sich zum sicheren Wert.
«Wir sind alle drei der Chef», beschreiben sie ihre Rolle. «Joël ist ein guter Mensch, mit dem man es immer lustig haben kann. Aber er kann auch ernst sein und er ist für einen da, wenn man ihn braucht», charakterisiert Hübel. «Ich erlebe ihn ähnlich, er ist vielleicht etwas mehr der Lausbub bei uns, aber bei Problemen immer zu Stelle und er kann auch hart sein, wenn er seine Gedanken durchsetzen will», pflichtet Hasani bei. «Marvin ist sicher der Ruhigste von uns. Er ist immer da und hilft. Für uns als Trio passt es einfach, wir vertrauen uns blind», betont Brack.
Nach der Matur soll der Schritt zum Profi gelingen.
In Sachen Fussball sind Hübel und Hasani ihrem Kollegen einen Schritt voraus. Sie stehen beim FC Aarau unter Vertrag und sind an den FC Baden ausgeliehen. Die Aarauer wollten Hübel vor dieser Saison zurückholen, auf eigenen Wunsch durfte der Goalie aber bleiben und in der Promotion League Spielpraxis sammeln. Das gilt auch für Hasani, dessen Vertrag der FC Aarau noch in den Tagen vor der Ausleihe um zwei Jahre verlängerte. Beide streben nach der Matur eine Profikarriere an. Sie haben die Sicherheit, dank des schulischen Rucksacks jederzeit ein Studium beginnen oder ins Berufsleben einsteigen zu können. Joël Brack beginnt im nächsten Jahr ein Praktikum bei einer Grossbank. Wirtschaft und Recht ist denn auch sein Lieblingsfach, genau wie bei Hasani. Hübel dagegen fühlt sich eher im Fach Geschichte wohl.
Beendet haben die Drei inzwischen ihre Maturarbeit, die sie gemeinsam in Angriff nahmen. «Bis zu vier Schüler dürfen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten», erklärt Brack. Sie entschieden sich für ein Peer-Review zur Sportschule Buchs. «Peer-Review ist ein Verfahren zur Qualitätssicherung einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Projektes durch unabhängige Gutachter aus dem gleichen Fachgebiet», heisst es bei Wikipedia. Hübel, Hasani und Brack wählten die Sportschule Buchs als Objekt und analysierten ihr Konzept. Dabei untersuchten sie Hypothesen der Schule, auf deren Wirksamkeit. Sie brachten dabei teilweise auch ihre Erfahrungen an der Schule ein. Jeder übernahm einen Teil, herausgekommen ist eine Arbeit, die rund 45 reine Textseiten umfasst. Dazu kommen Grafiken, Bilder, Tabellen.
«Es gibt Schöneres, aber es muss halt sein», sind sich die drei einig. Nun haben sie jeden Mittag frei, da die Sportkanti vier statt fünf Jahre dauert. Lernen müssen sie trotzdem, die schriftlichen und mündlichen Prüfungen stehen im Frühjahr an. «In Kombination mit dem Training ist der Aufwand an der Schule nicht zu unterschätzen», erklären sie. Hübel muss wegen seiner Termine bei der Nationalmannschaft einiges online nachholen. «Das geht gut», sagt er.
Selbstständiges Arbeiten, das haben sie an der Sportschule gelernt. «Frontalunterricht gibt’s dort selten», blickt Hübel zurück. Der Lehrer gebe einen Input, dann seien die Schüler gefordert. Diese Selbstständigkeit kommt ihnen nun zugute. Viel hocken sie zusammen, lernen oder geniessen auch mal die Freizeit. Bei Joël Brack in Gränichen haben sie sich einen Raum eingerichtet mit Pingpong-Tisch und Sofa. Hübel kommt aus Tägerig, Hasani aus Erlinsbach. Solche Treffen soll es immer geben, egal wohin sie ihre Wege in einem knappen Jahr führen. «Wir bleiben immer Freunde und in Kontakt». Da ist sich das Trio wieder einmal einig.