, Michael Wehrle

Tolle Choreografie ohne Anstand

Der Fanclub des FC Baden zeigt mit Ultras aus dem Ausland beim Spiel gegen Étoile Carouge zwei Gesichter.

Samstagnachmittag, 14.45 Uhr, Baden-Dättwil, Stadion Esp. Es ist trüb, die Wolken hängen tief, der Regen wird immer stärker. Noch hat es viele leere Parkplätze, rund ums Stadion ist kein Mensch zu sehen. Dabei gastierte in gut einer Stunde das Spitzenteam von Étoile Carouge beim FC Baden in der Promotion League. Heidi Bieri, gute Seele, Mädchen für alles, Assistentin und treue Helferin von Präsident Heinz Gassmann, steht im Kassenhäuschen: «Lasst die Leute bitte zügig rein, kontrolliert die Tickets schon, aber macht vorwärts und probiert, die Leute unters Dach zu stellen», gibt sie den Wunsch des Präsidenten weiter. Vielleicht war das falsch.

Eine Viertelstunde später wird’s lauter: «FC Bade, eusi Liebi», tönt es. Der Fanclub ist im Anmarsch. Früher als normal, in grosser Anzahl. Es sind wohl Ultras aus Deutschland angereist. Infos darüber gibts trotz Nachfrage keine.

Wenig später machen die Fans sich an ihrem Stammplatz, neben dem Tor auf der Fislisbacher Seite, ans Werk. Sie haben ein neues, riesiges Transparent gebastelt. Einen Siegeskranz. Der Wind nimmt zu, der Regen prasselt, die Fans haben Mühe, ihre ganzen Transparente aufzuhängen. Doch viele sind gekommen, so viele wie schon lange nicht mehr. Wohl gegen 60 Fans bilden einen eindrücklichen und lautstarken Block.

Inzwischen peitscht der Regen quer übers Spielfeld. Badens Trainer Michael Winsauer nimmt’s gelassen. «Ich habe den Spielern gesagt, sie müssen halt viel und schnell laufen, dann haben sie nicht kalt», sagt er grinsend auf der Tribüne zu den Supportern. Die hören dem Trainer noch kurz zu, dann verziehen sich praktisch alle hinter die Scheiben. Es ist wirklich ungemütlich. Schiedsrichter David Huwiler pfeift an, der Fanclub bringt etwas Licht ins triste Grau und feuert ein paar Miniraketen in den Himmel. Der Nebel verzieht sich schnell, den Schiedsrichter stört’s nicht.

Auf dem Platz setzten die Badener die Vorgaben des Trainers um, laufen, kämpfen bieten dem starken Gegner Paroli.

535 Besucherinnen und Besucher sind gekommen. Darunter auch eine Gruppe von Nachwuchskickern des SV Würenlos. «Wir haben ein Trainingsweekend, dann beim FC Baden angefragt, und die haben uns eingeladen», erzählt der Trainer. Die Kinder geniessen den Match und auch die Pommes.

Ein bisschen Farbe zur 54. Minute

Es geht Richtung 54. Minute. Wie immer zählen die Fans die Sekunden herunter, der 54er-Club lehnt sich an die Postleitzahl von Baden an. Einer schwenkt eine Leuchtfackel, weder Spieler noch Schiedsrichter stören sich daran. Aber eine Busse wird der FC Baden trotzdem kassieren. Mit dem Goalie von Carouge gibts Diskussionen. Laut Augenzeugen sind schon beim ersten Tor der Gäste Becher geflogen.

Carouge führt 2:0, alles scheint entschieden. Dann gelingt Dejan Jakovljevic der Anschlusstreffer, es wird nochmals richtig laut. Auch bei den Supportern hinter dem Glas: «Es sind noch fünf Minuten, das reicht für den Ausgleich», ist Wettingens Präsident Pierluigi Ghitti überzeugt. Er liegt falsch, die Badener verlassen als Verlierer den Platz. Enttäuscht sind alle über das Resultat, nicht aber von der Leistung des FC Baden.

Doch enttäuschend, ja mindestens beschämend  ist der Auftritt des Fanclubs. Verantwortliche von Carouge beschwerten sich beim FC Baden. Vor dem Spiel hätten die Ultras die Besprechung gestört, nach der Partie rissen sie das Nummernschild des Cars der Genfer. Bei aller «Liebi», aber so etwas geht überhaupt nicht.

Das Derby in der 2. Liga endet torlos.

Ghitti war schon am Abend zuvor im Esp. Wie rund 350 andere Fans auch. In der zweiten Liga trafen Baden II und der FC Wettingen aufeinander. Dabei kamen die Gäste schon nach einer Minute zu einem Penalty. Doch der Ball landete nur an der Latte. Und so trennten sich die beiden Rivalen nach einem intensiven, manchmal fast hitzigen Derby 0:0.