, Michael Wehrle

Solch ein Sieg tut doppelt gut

Der FC Baden ist nach dem 3:2 in einem dreckigen Spiel gegen Chiasso endgültig in der Promotion League angekommen.

Nein, zum Lieblingsgegner für die Badener Fussballer wird der FC Chiasso ganz sicher nicht. Umso süsser schmeckte der Sieg, umso grösser war die Freude, die Tessiner auf die lange Heimreise zu schicken. «Auch wenn ich nach diesem Spiel ein paar Geheimratsecken mehr habe», sagte Cheftrainer Michael Winsauer grinsend.

Es war ein hartes Stück Arbeit, bis die drei Punkte im Trockenen waren. Mit allen Mitteln, erlaubten und unerlaubten, machten die Tessiner den Badenern das Leben schwer. Das begann damit, dass sie um 18.10 Uhr telefonierten, sie seien im Stau gestanden, seien nun in Oberwil-Lieli, müssten aber noch essen und könnten deshalb unmöglich um 20 Uhr spielen. Erst um 20.45 Uhr wollten sie antreten, der FC Baden bestand auf 20.30 Uhr.

Damit nutzte Chiasso das Reglement aus, das 30 Minuten Verschiebung erlaubt, bei einer Begründung. «Ich weiss ja nicht, ob sie Profis oder wirklich Amateure sind und deshalb erst spät wegfahren konnten», sagt Badens Assistenztrainer Ergün Dogru. Per Whatsapp-Chat informierte er seine Spieler, verschob den Treffpunkt von 18.40 Uhr nach hinten. «Die meisten aber waren eh schon unterwegs», erzählt Dogru. Sie hätten das gar nicht gross thematisiert, die Spieler hätten sich selbst beschäftigt, unterhalten. «Wir wollten nicht darauf eingehen, uns nicht irritieren lassen», sagt Dogru. Aber natürlich sei es nervig. «Du weisst schon, dass die Tessiner Mannschaften immer alles probieren, um dich zu verunsichern», erklärt Dogru. «Und ich habe überhaupt nichts gegen Emotionen, aber bitte mit Respekt und Anstand.» Das sei diesmal aber nicht der Fall gewesen. Pausenlos hätten Spieler und Trainer versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen.

Höhepunkt war, als Torhüter Marvin Hübel nach einem groben Foul verletzt am Boden lag. «Er hatte die Zunge verschluckt und ein Chiasso-Spieler bestürmte den Schiedsrichter, er solle auf die Uhr sehen, wegen der Nachspielzeit», erzählt Dogru. Er ahnte Schlimmes, wollte verhindern, dass in dem Trubel auch ein Badener rot sieht und stürmte aufs Feld zum schlichten. Es gelang.

«Mental ist dieser Sieg ganz wichtig», sagt Dogru. Für die Mannschaft und den Cheftrainer. Solche Spiele zu gewinnen, mit viel Dreck und Emotionen, das tue doppelt gut. «Wir sind definitiv in der Promotion League angekommen», betonte Dogru.

Zunge verschluckt: Marvin Hübel gibt Entwarnung

«Der Kopf ist immer eine heikle Sache, deshalb entschieden wir, dass ich rausgehe», sagt Hübel. Nase und Lippen seien noch geschwollen, sonst gehe es ihm gut. «Wahrscheinlich hatte ich auch noch eine leichte Gehirnerschütterung, der Kopf schmerzte vom Zusammenprall, aber am Sonntag werde ich wieder spielen», erklärt er. Bei der U21 des FC Luzern treten die Badener um 14 Uhr an. «Das ist ein sehr guter Jahrgang», weiss Dogru. Er freue sich auf das Spiel, weil der FC Baden viel mehr spielerisches Potenzial habe, als er in der letzten Viertelstunde gegen Chiasso gezeigt habe.

Freuen dürfen sich auch die Fans aufs nächste Heimspiel am Samstag, 3. September, gegen Rapperswil-Jona. Denn es macht Spass, dieser Mannschaft zuzusehen. Sie verdient die Unterstützung. Fast 700 Fans waren gegen Chiasso da, es dürfen ruhig noch mehr werden. Stark vertreten waren die Supporter und der Fanklub, der lautstarke Unterstützung von einer Schulklasse hatte. Und auch am Tag danach war der FC Baden ein Thema zweier Herren beim Café in der Altstadt.