, Michael Wehrle

«Ein Kompliment an alle Gegner»

Der FC Aarau wird seiner Favoritenrolle beim Badener Blitzturnier gerecht und gewinnt alle drei Spiele. Michael Wehrle. FOTO Wagner.

Vier Klassen liegen dem zwischen den FC Aarau und dem FC Wettingen. Hier das Team der Profis aus der Challenge League, dort die Feierabendkicker aus der zweiten Liga. Doch beim Blitzturnier des FC Baden im Stadion Esp spielte das keine grosse Rolle. Zum Jubiläum, der FC Baden wird in diesem Jahr 125 Jahre alt, hat Präsident Heinz Gassmann dieses Turnier ins Leben gerufen. Mit dabei waren noch der FC Wohlen aus der 1. Liga und Gastgeber Baden, der Aufsteiger in die Promotion League. Jeder spielte gegen jeden über 30 Minuten, nur die Partie Aarau gegen Baden ging über 45 Minuten. Am Ende sah die Tabelle fast so aus wie erwartet. Der FC Aarau gewann alle seine drei Spiele, Wohlen sicherte sich Platz zwei dank des 2:1-Sieges über Baden und Wettingen musste mit vier Niederlagen vom Platz. Doch nur gegen Baden kamen die Wettinger beim 0:4 unter die Räder, gegen Aarau gabs ein 0:2, gegen Wohlen ein 1:3. «Es ging hier nicht ums Sportliche», sagte Aaraus Trainer Stephan Keller, der dennoch keine Minute sass und seine Mannschaft lautstark coachte. «Ein Kompliment an alle Gegner», betonte er, «alle haben sich sehr gut geschlagen.» Nicht zu übersehen war natürlich, dass der FC Aarau dennoch die klar beste Mannschaft stellte und die Spiele dominierte. Die Mannschaft ist auch in der Vorbereitung schon deutlich weiter als die anderen Teams, schliesslich beginnt die Saison bereits am Freitag, 15. Juli. Über den Gegner hüllte sich Keller in Schweigen. Nur zu verständlich, schliesslich kommt es im Brügglifeld zum Vergleich mit dem FC Vaduz. Und an die letzte Partie dieser Teams erinnert sich kein Aarauer gerne. Zuvor stehen aber noch zwei Testspiele auf dem Programm, gegen Schötz und den österreichischen Bundesligisten Altach. «Ganz ideal ist die Vorbereitung auf dem Kunstrasen nicht», sagte Aaraus Sportchef Sandro Burki. Doch in der Meisterschaft müsse Aarau ja auch ab und zu auf dieser Unterlage spielen. Zwei Testspieler hatten die Aarauer dabei, aber keine Spieler, die direkt eine Verstärkung wären. «Wir suchen noch je einen Mann für Defensive und die Offensive, wollen uns in der Breite ergänzen», erklärte Burki, «doch im Moment ist es an der Transferfront ruhig.» Erste Spiele unter Winsauer – Lüschers Abschied Vor einer Woche erst stieg der FC Baden ins Training ein. Zum ersten Mal sah der neue Trainer Michael Winsauer seine Schützlinge beim Spiel. «Nun habe ich ein paar Eindrücke mit Wettkampfcharakter vom Team mit einem sehr reduzierten Kader», erklärte er. Zufrieden sei er mit dem Einsatz gewesen, zwei individuelle Abwehrfehler hätten zur Niederlage gegen Wohlen geführt. Ein ähnlicher Fehler brachte die Badener auch gegen Aarau in Rückstand. Dennoch zeigten sie in diesem Spiel eine deutlich bessere Leistung als gegen Wohlen, setzten den Favoriten gegen Schluss gar etwas unter Druck, ehe Nuno Da Silva mit dem Schlusspfiff das 3:1 erzielte. Valon Fazliu hatte Aarau 2:0 in Führung gebracht, Fabio Capone den Anschlusstreffer erzielt. Erste Akzente beim FC Baden setzte Davide Giampà, bis ihm gegen Ende die Luft ausging. Zum letzten Mal für Baden lief dabei Noah Lüscher auf. Der Mittelfeldspieler setzt mit dem Fussball bis mindestens Ende Jahr aus. «Ich habe eine Stelle als Marketingspezialist in Zürich bekommen und muss 100 Prozent arbeiten», sagte er. Damit könne er dem Verein nicht gerecht werden. «Leider ist es in unserem jungen Unternehmen nicht möglich, nur zu 80 Prozent zu arbeiten», bedauerte er. Und so gehe er schweren Herzens nach einer kurzen aber tollen Zeit mit den Aufstiegen der 1. und 2. Mannschaft. Ryszard Komornicki und Marc Hodel zufrieden «Wir haben uns gut verkauft, Aarau war halt eine Nummer zu gross», betonte Wohlens Trainer Ryszard Komornicki. Er sei wirklich selten zufrieden, aber diesmal sehr angetan von seinem Team nach erst zwei Trainings. Dabei habe er im Moment eine Mannschaft mit acht, neun Mann auf dem Niveau der 1. Liga und einige vielversprechende Junioren. «Eine Basis ist gelegt, die Körpersprache war sehr positiv und auch taktisch habe ich gute Dinge gesehen», sagte Komornicki. Allerdings sei das ein kleines Turnier, das sehe in der Meisterschaft dann ganz anders aus. «Wir brauchen schon noch zwei bis drei Spieler, die uns weiterbringen», betonte er. «Wir haben uns super geschlagen», sagte ein strahlender Marc Hodel, der Trainer des FC Wettingen. Seine Mannschaft habe das richtig gut gemacht. «Das ist für meine Spieler eine Schule und eine gute Lehrstunde», betonte er. Und eine tolle Erfahrung gegen die Profis kicken zu dürfen.       

Das fröhliche Treffen der Aargauer Fussballer - Das Blitzturnier des FC Baden soll nicht das Letzte gewesen sein.

Da standen sie in Eintracht am Spielfeldrand und schauten zu wie sich die Amateurkicker des FC Wettingen gegen die Profis des FC Aarau aus der Affäre zogen: Heinz Gassmann, Präsident des FC Baden und sein Kollege Pierluigi Ghitti vom FC Wettingen. Die Idee zu diesem Vergleich stammt von Gassmann. Zum Jubiläum des FC Baden lud er vier Vereine ein, die im Aargau Geschichte geschrieben haben. Den FC Aarau, das Aushängeschild, den FC Wettingen, der einst in der Nationalliga A und im Europacup für Furore sorgte und den FC Wohlen, lange Jahre in der Challenge League die Aargauer Nummer zwei. Und die Geladenen folgten dem Ruf zur Party des ältesten Aargauer Fussballvereins, der vor 125 Jahren gegründet wurde. «Gemeinsam wollen wir es doch schaffen, dass die Talente im Aargau bleiben», sagte Gassmann. «Unser Besuch ist eine Geste von Sportchef Sandro Burki, mir und dem FC Aarau an Heinz Gassmann, den wir alle sehr schätzen», betonte Aaraus Trainer Stephan Keller. Es sei ein schönes Treffen, ohne die Nickligkeiten, die es oftmals im Aargauer Fussball gebe. Und während Gassmann und Ghitti am Spielfeldrand plauderten, spann der Wettinger die Idee weiter: «Das könnten wir doch nächstes Jahr wiederholen, dann bei uns im Stadion Altenburg.» «Das ist eine spannende Idee», stimmt Philipp Bonorand, Präsident des FC Aarau zu. Die historischen Kräfte arbeiten gemeinsam, es finde ein positiver Austausch in lockerer Atmosphäre statt. Es gehe bei diesem Treffen mal nicht direkt darum, ein Problem zu lösen. Es brauche sicher kleine Anpassungen, der Zeitpunkt sei zum Beispiel für seinen Klub diesmal nicht ideal, aber da könne man ja mit dem Trainer drüber reden. «Ich finde das Turnier toll und nachahmenswert», betonte Wohlens Präsident André Richner. Die Vereine seien zusammengerückt, ein Miteinander und ein Austausch finde untereinander statt. Und sein Trainer Ryszard Komornicki bedankte sich extra bei Gassmann für das tolle Turnier. Vergessen war da schon die kurzen Spannungen, die der Transfer von Davide Giampà von Wohlen nach Baden ausgelöst hatte. Lediglich ein Wirrkopf auf der Tribüne macht seinem Unmut lautstark Luft und beleidigte Giampà bei jedem Ballkontakt. Rund 800 Fans hatten den Weg ins Esp gefunden. Gassmann war damit hochzufrieden. Und nicht nur Fans waren gekommen. Auch die Spielervermittler hatten den Termin schon entdeckt. «Ich habe einen Mann aus der zweiten Liga in Deutschland, dürfte der mal bei ihnen reinschnuppern», quatsche einer Komornicki an. «Das gehört halt dazu», meinte der nur achselzuckend. Viel Spass hatte Ghitti an seinem Klub. «Da dürft ihr nicht mitmachen, da macht ihr euch lächerlich», hatte er im Vorfeld gehört. «Doch seit Marc Hodel unser Trainer ist, haben wieder alle Spass am Fussball und im Training sind wieder 20 Mann», sagte Ghitti strahlend und genoss den mutigen, erfrischenden Auftritt seiner Spieler. Zum Abschluss des Turniers gabs im Festzelt unter der Leitung von Moderator Roland Kündig noch lockere Gesprächsrunden rund um den Fussball mit den vier Trainern und den Präsidenten. Dabei waren sich alle einig: Der FC Aarau, der FC Wohlen und der FC Wettingen sollen doch in der nächsten Saison aufsteigen und der FC Baden in der Promotion League unter Trainer Michael Winsauer eine gute Rolle spielen. (mic)