, Mic Wehrle

«Ich will nicht gegen den Abstieg spielen»

Mit Davide Giampà vom FC Wohlen verpflichtet der FC Baden einen Wunschspieler und schliesst seine Kaderplanung vorerst ab. Michael Wehrle

Von drei, vier neuen Spielern für die Promotion League sprach Badens Präsident Heinz Gassmann nach dem Aufstieg. Gekommen ist nun einer: Davide Giampà vom FC Wohlen. Er ersetzt Stürmer Roman Herger, den bisher einzigen Abgang neben Ersatztorhüter Gabriele d’Ovidio, der nach Langenthal wechselt.   Giampà ist im Aargauer Fussball durchaus eine Nummer. Als Bub begann der Italiener in Lenzburg, wechselte bald zum FC Aarau. Mit 20 Jahren kam er 2013 nach Wohlen. Dort spielte er eine Saison lang mit Badens neuem Trainer Michael Winsauer in der Challenge League. 2017 verliess er Wohlen in Richtung Cham. Zwei Jahre später kehrte er für eine Saison zurück, dann zog es Giampà zu YF Juventus. Dort blieb er ein Jahr, bis ihn wieder der FC Wohlen unter Vertrag nahm.  

Nun soll er in der Badener Offensive für Wirbel sorgen.  «Er ist ein absoluter Wunschspieler von uns», sagt Winsauer. Es habe alles schnell und kurzfristig  am letzten Sonntag gehen müssen, der FC Baden sei wegen der Aufstiegsrunde spät dran. «Und so ist es ein Glücksfall, dass wir Davide verpflichten konnten», sagt Winsauer.   Verletzungen stoppten das Talent Vor neun Jahren haben sich ihre Wege erstmals gekreuzt. «Er war ein Talent, ich habe ja mit ihm zusammengespielt», erinnert sich Winsauer. Leider habe sich Giampà zu Beginn seiner Karriere verletzt. Doch habe er über all die Jahre bewiesen, dass er Tore schiessen könne. Acht waren es in der vergangenen Saison noch für den FC Wohlen. «Er ist physisch sehr stark und bringt spielerische Qualitäten mit», erklärt Winsauer. Damit habe er einen Mann, den er auf allen offensiven Positionen einsetzen könne. Als Sturmspitze oder auch als Regisseur im offensiven Mittelfeld hinter den Sturmspitzen. «Dabei hat mich Mike in Wohlen noch als Innenverteidiger kennen gelernt», sagt Giampà. Dann sei er immer weiter nach vorne gerückt: «Offensiv kann ich alles spielen, ausser Flügel.» Er solle Roman Herger ersetzen, von seiner Position aus dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Ganz vorne zusammen mit Chris Teichmann, oder etwas weiter hinten, mehr als offensiver Regisseur.  

In Wohlen wollte er damals seine Profikarriere starten. «Zwei Schambeinentzündungen, eine Meniskusverletzung und ein Kreuzbandriss warfen mich in der Zeit zurück, wo es vorwärts gehen sollte», erzählt er. Er sei enttäuscht gewesen, habe sogar mit sich selbst gehadert, sich Vorwürfe gemacht, seine Qualität infrage gestellt. Von Wohlen habe er dann den Schritt rückwärts gemacht, nach Cham in die Promotion League. Das habe ihm Druck genommen: «Seither spiele ich schöner und besser, wohl auch unbewusst.»   Wohlen bleibt eine Herzensangelegenheit Profi ist kein Thema mehr, aber auf hohem Niveau seinem Hobby nachgehen und danebenzuarbeiten, das passe. Bei der Emil Frey AG ist er Immobilienverwalter, dazu macht er ein Studium zum Betriebswirtschafter HF. Zum dritten Mal verlässt er nun den FC Wohlen, obwohl der eine Herzensangelegenheit ist. «Ich wusste immer, dass der FC Wohlen eine super Station ist, aber wegen meiner sportlichen Ambitionen wechsle ich nach Baden», sagt der 29-Jährige. Er habe gespürt, der Verein wolle sich in der Promotion League etablieren, nicht nur bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen: «Da möchte ich helfen. Ich kenne viele Spieler, das sind gute Typen, das ist ein eingespieltes Team mit einer grossartigen Chemie», sagt er.   Und in diesem Team sei er das fehlende Puzzleteil. Er kenne nicht nur Trainer und Spieler, auch mit Assistenztrainer Ergün Dogru Vogt habe er bei YF Juventus schon zusammengearbeitet. Von daher sei er überzeugt, dass der Wechsel richtig sei, aber er verlasse Wohlen im Guten. Es sei nicht ausgeschlossen, dass er noch einmal zurückkehre. «Man sagt ja, man sieht sich immer zweimal im Leben, aber im Fussball ist das mehrmals möglich», sagt er lachend.   Fussball, Beruf, Studium, viel Zeit daneben bleibt nicht. «Aber im Januar schliesse ich das Studium ab, dann fällt eine Belastung weg,» erzählt er. Dann könne er sich mehr der Familie, der Partnerin und der Leidenschaft, dem Töff fahren widmen. «Nicht rasen, gemütlich eine Ausfahrt am Sonntag, das liebe ich», verrät er. Und wenn er dabei noch mit einem Erfolgserlebnis aus dem Fussball auf den Töff steigen kann, umso besser.