, Nik Dömer, AZ

Vom Winde verweht: Der FC Baden kassiert Rekordtor und verliert in Bellinzona ein kapitales Spiel

Der FC Baden wird von der AC Bellinzona nach acht Sekunden kalt geduscht und verliert darauf mit 0:4 gegen den direkten Abstiegskonkurrenten. Damit schwindet die Hoffnung auf den Klassenerhalt sechs Runden vor Schluss markant.

Die Szene des Spiels, sie geschieht bereits nach acht Sekunden. Direkt nach dem Anpfiff schlägt Bellinzonas Aris Sörensen aus rund 55 Metern eine weite Flanke. Angetrieben vom Wind wird diese länger und länger, prallt in Badens Strafraum auf und erwischt Goalie Tim Spycher eiskalt auf dem falschen Fuss. Es ist der schnellste Treffer in der Geschichte der Swiss Football League. Und das ausgerechnet in diesem Spiel, das für den FC Baden von kapitaler Bedeutung ist. Doch der Reihe nach.

Verkehrskontrolle sorgt für Spielverzögerung

Auswärts, da hat der FC Baden in letzter Zeit besonders Mühe. Nur einen Punkt holten die Badener bisher in dieser Rückrunde auf fremdem Terrain. Der letzte Sieg ist gar schon fast ein halbes Jahr her. Vieles sprach vor dem Gastspiel bei der AC Bellinzona also nicht für den Aargauer Aufsteiger, der zuletzt zwei Niederlagen kassierte und nicht gerade mit viel Selbstvertrauen anreiste. Kam dann auch noch dazu, dass die Badener auf der Hinreise mit dem Car Turbulenzen hatten. Eine lange Verkehrskontrolle und der Stau vor dem Gotthard sorgten dafür, dass die Partie erst mit einer halben Stunde Verspätung um 20:00 Uhr angepfiffen werden konnte.

Und dann kam auch noch dieser denkbar schlechte Start hinzu. Praktisch ab der ersten Minute rannten die Badener einem Rückstand hinterher. Vom frühen Schock erholten sie sich zwar einigermassen und hatten darauf Bellinzonas schnelle Offensive gut unter Kontrolle, jedoch gelang es auf der gegenüberliegenden Seite nicht, die Hausherren ins Schwitzen zu bringen.

Mal war es ein ungenauer Pass, mal war es ein ungenauer Schuss und mal sorgte auch der starke Wind für eine misslungene Aktion. Einzig der wirblige Marvin Spielmann, der wie schon zuletzt gegen Sion eine gute Partie ablieferte, konnte mit seiner Schnelligkeit und geschickten Ballbehandlung für etwas Torgefahr in der ersten Halbzeit sorgen. Mehr war da aber nicht. Und so hiess es nach 45 Minuten wie schon so oft in dieser Saison: Mehr Ballbesitz als der Gegner, aber keinen Schuss aufs Tor.

Desolate zweite Halbzeit

Das Bild änderte sich in der zweiten Halbzeit. Aus Badener Sicht jedoch ins Negative. Die Gäste versuchten zu kreieren, doch für die spielerischen Glanzpunkte sorgten die Hausherren. Erst entwischte Ilan Sauter in der 53. Minute nach einem Freistoss der Badener Abwehr und drückte den Ball zum 2:0 für die ACB über die Linie, knapp eine Viertelstunde später umlief Mahmoud Abdallahi sämtliche Badener Pressingversuche und leitete darauf einen Angriff über die rechte Aussenbahn ein, der von Rodrigo Pollero sauber verwertet wurde.

Danach war die Luft bei den Ostaargauern draussen. Pollero sorgte in der 75. Minute gar noch für eine Zugabe und bestrafte die fahrig verteidigende Defensive des FC Baden mit einem Kopfballtor. Den Gästen wollte darauf nichts mehr gelingen, Guillaume Furrer und Marin Wiskemann scheiterten zweimal aus guter Abschlussposition und vergaben damit die Chance, um sich wenigstens noch mit einem Ehrentreffer aus Bellinzona zu verabschieden. Am Ende kam das 0:4 gegen Tabellenvorletzten einer Demütigung gleich.

Fehlende Emotionen und Leidenschaft

Vieles hatte sich der FC Baden vor dieser entscheidenden Partie vorgenommen. Mit einem Auswärtssieg beim Abstiegskonkurrenten hätte der Rückstand aufs rettende Ufer auf vier Punkte verkürzt werden können. Entsprechend wollten die Badener mit Emotionen und Leidenschaft nochmals alles raushauen, was sie im Tank haben. Doch von all dem war im Stadio Comunale nichts zu sehen. Viel eher wurden Badens Hoffnungen auf den Klassenerhalt im Tessin vom Winde verweht. So stehen sie nun sechs Runden vor Schluss mit acht Punkten Rückstand auf den neunten Platz da. Wer da noch von Klassenerhalt spricht, der glaubt an Wunder.