«Ist uns egal, wenn uns ein paar Leute schon abgeschrieben haben» – FC Baden sendet trotz Niederlage ein Lebenszeichen
Trainer Michael Winsauer machte am Samstag vor dem Knüller gegen den FC Sion eines deutlich: Der FC Baden ist kein sinkendes Schiff. Genau so sagte er das bei seiner Rede vor den Gönnern und Sponsoren, die jeweils rund 30 Minuten vor Anpfiff stattfindet. Und eigentlich hatte der Trainer damit auch recht, zwar Stimmen die Resultat derzeit nicht, aber die Mannschaft lebt. Das bewies sie auch bei der 0:3-Niederlage gegen den Liga-Primus.
Rückblickend gibt sich der Trainer Winsauer zwar enttäuscht über die Niederlage, doch er sprich auch von einer Reaktion, die dem FC Baden gelang: «Nach dem schwachen Auftritt in Nyon wirkte die Mannschaft nicht verunsichert, sondern brachte die geforderten Emotionen auf den Platz. Zeitweise konnten wir richtig Druck aufbauen, kamen einem Treffer sehr nahe und zwangen die Sittener zu langen Bällen.»
Der Trainer führt aus: «Leider war am Ende der individuelle Unterschied einfach zu gross, sie fanden stets Lösungen. Ich kann meinen Spielern da gar keinen grossen Vorwurf machen, gegen ein solches Team muss alles zusammenpassen, damit wir etwas holen können.»
Alles hat beim FC Baden leider an diesem Tag vor 2430 Zuschauern im Stadion Esp leider nicht gepasst. Aber dennoch gab es ein paar Ansätze, die für die letzten sieben Runden Hoffnung machen. Beispielsweise standen mit den Rückkehrern Cedric Franek und Tobias Pachonik gleich zwei Routiniers und physisch starke Spieler in der Innenverteidigung.
Ein beachtliches Zeichen, denn selbstverständlich war aufgrund ihrer Verletzungen keineswegs. Während Captain Franek nach sieben Monaten bereits sein Comeback (nach Kreuzbandriss) in einem denkbar schwierigen Spiel gab, spielte Pachonik aufgrund gebrochener Nase und ausgeschlagenem Zahn mit Gesichtsmaske und Zahnschutz.
Und die beiden, die noch nie in einem Spiel gemeinsam auf dem Platz standen, brachten das Leidenschaft zurück in die Mannschaft. «Cedi und Tobi gehen immer mit Leistung voran, das beginnt schon im Training. Sicherlich merkte man ihnen an, dass sie noch nicht bei 100 Prozent sind, aber sie wollen unbedingt Verantwortung übernehmen. Ich bin sehr froh, dass ich nun in den entscheidenden Runden auf sie zählen kann.»
Dann war da auch noch ein gewisser Marvin Spielmann, der erstmals im Badener Dress so richtig andeutete, was er dem FC Baden bringen kann. Spielmann, der zuletzt Linksaussen spielte, kam auf einer zentraleren Position zum Einsatz. Er war bissig in den Zweikämpfen, bewies gute Spielübersicht und suchte die Abschlusspositionen
Hätte er immer so gespielt, wären die Badener garantiert um ein paar Punkte reicher. Auch Trainer Winsauer sieht das so: «Dass er etwas Zeit brauchte, um bei uns richtig anzukommen, war bestimmt auch seinem physischen Defizit geschuldet. Er konnte während der Hinrunde gar keine Spielpraxis verbuchen. Wir sprechen viel miteinander, er braucht Vertrauen und das gebe ich ihm. Denn wenn man ihn so spielen sieht, dann gibt es keine zwei Meinungen, dass wir seine Qualitäten unbedingt brauchen.»
Was ebenfalls noch auffiel: Winsauer wechselte im zweiten Durchgang Omer Dzonlagic, Daniele Romano, Joel Brack, Marin Wiskemann und Guillaume Furrer ein. Und sie sorgten dabei für frische Dynamik im Offensivspiel. Romano und Dzonlagic zwangen den gegnerischen Goalie Timothy Fayulu zweimal zu einer Glanzparade. Dadurch liess sich festhalten, dass sich die gesamte Mannschaft trotz der enorm schwierigen Situation am Tabellenende mit sieben Punkten Rückstand noch längst nicht aufgegeben hat.
Klar, wer 0:3 verliert, der geht wohl kaum mit breiter Brust in die neue Trainingswoche. Winsauer ist sich dennoch sicher, dass diese Niederlage keine bleibende Schäden hinterlassen wird: «Das Spiel wird schnell verdaut sein. Niederlagen gegen Sion werden am Ende nicht der Grund sein, warum wir absteigen. Dafür sind die finanziellen Unterschiede zwischen den Vereinen schlicht zu gross.»
Er fügt an: «Es ist uns egal, wenn uns jetzt ein paar Leute schon abgeschrieben haben. Wir haben gezeigt, dass wir noch funktionieren und im Rennen sind. Und jetzt kommen die Endspiele, am nächsten Freitag können wir in Bellinzona den Rückstand auf vier Punkte verkürzen, das treibt uns an.»
Das Gastspiel im Tessin bei der neuntplatzierten AC Bellinzona am kommenden Freitag hat tatsächlich schon etwas Finalspiel-Charakter. Dessen ist sich auch der Trainer bewusst. «Auf uns wartet eine sehr schwierige Aufgabe. Auswärts ist die Kulisse ganz anders, da müssen wir selbst für die Stimmung sorgen. Gerade gegen die AC Bellinzona werden unsere Emotionen und ein mutiges Offensivspiel der Knackpunkt sein. Gehen wir mit der gleichen Einstellung wie gegen Sion ans Werk, dann bin ich optimistisch, dass es für uns drei Punkte zu holen gibt.»