, Nik Dömer, AZ

«Meine Zeit wird noch kommen» – ein Badener Offensivkünstler strebt den Durchbruch an

Joël Brack blickt bereits auf eine bewegte Karriere zurück: Schon früh galt er als Talent und wurde gefördert, erlebte jedoch beim FC Aarau auch eine grosse Enttäuschung. Mit dem FC Baden schrieb er daraufhin Fussballgeschichte. Unumstrittener Stammspieler war er dabei jedoch nie, das will der trickreiche Stürmer nun endlich ändern.

Joël Brack – so heisst der Spieler beim FC Baden, der für das Spektakel und die Geniestreiche zuständig ist. Doch es gibt ein Problem: Dem Offensivakteur fehlt die Konstanz. Deshalb konnte er sich bisher noch nicht als Stammspieler durchsetzen. So stellt sich die bekannteste aller Fussballfragen: Woran hat's gelegen?

Auf der Suche nach der Konstanz

Ein Tor und nur sechs Startelfeinsätze in der Hinrunde: Der 21-jährige Brack hat sich mehr erhofft, als er sich im vergangenen Sommer entschied, dem Verein trotz Totalumbruch treu zu bleiben. Für den ausgebildeten Stürmer ging es schliesslich darum, sich in der vierten Saison beim FC Baden endlich als Stammspieler zu etablieren.

Doch so richtig kam er noch nicht in die Gänge. Darauf angesprochen, gibt er sich selbstkritisch: «Wenn ich den Anspruch auf einen Stammplatz habe, dann muss ich dem Trainer mit konstant guten Leistungen einen Grund dafür liefern. Leider ist mir das nicht gelungen, aber es war auch generell eine schwierige Phase für die ganze Mannschaft.»

Die komplizierte Hinrunde ist inzwischen verdaut. Brack blickt nach vorne: «Ich lasse mich dadurch nicht verunsichern. Ich weiss, was ich kann, und arbeite hart dafür, noch besser zu werden. Irgendwann wird sich das bezahlt machen. Ich muss geduldig bleiben, meine Zeit wird schon noch kommen.»

Die Freude am Fussball verloren

Der Offensivkünstler steht zwar erst am Anfang seiner Karriere, doch mit Rückschlägen hat er bereits gelernt, umzugehen. Rückblick: Einst galt Brack im Nachwuchs des FC Aarau als Rohdiamant. Er machte mit Tempo und Technik auf sich aufmerksam und konnte bereits früh mit älteren Jahrgängen trainieren. Auch für die Schweizer U-Nati wurde er aufgeboten.

Doch in der Aarauer U16 wurden die Mitspieler plötzlich kräftiger und athletischer, der damals 15-jährige Brack hingegen blieb in der körperlichen Entwicklung zurück. Ein Handknochentest ergab, dass sein biologisches Alter bei 12 Jahren liegen würde. Die Folge: Brack wurde retardiert und musste zurück in die U15. Zwar spielte er danach noch bis zur U17 weiter, wurde dann jedoch vom FC Aarau aussortiert.

Brack sagt über die schwierige Zeit: «Ich verlor die Freude am Fussball und überlegte, ob ich aufhören soll.» Doch es kam anders. Um die angefangene Sportkanti, die er mit seinen Freunden und heutigen FCA-Spielern Marvin Hübel und Binjamin Hasani absolvierte, zu beenden, entschied er sich für einen Wechsel zu den A-Junioren des FC Baden. Ranko Jankovljevic, der damalige Trainer der 1. Mannschaft, hatte ihn gleich auf dem Zettel und zog ihn schon bald ins Fanionteam hoch.

Und dann war der Ex-Aarauer plötzlich Teil einer Mannschaft, die Badener Fussballgeschichte schrieb: Zuerst folgte der Aufstieg in die Promotion League, dann der Durchmarsch in die Challenge League. Brack steuerte dabei fünf Tore bei und absolvierte über 1800 Einsatzminuten. Es folgte eine Saison im Schweizer Profifussball. Der junge Stürmer kam zwar weniger zum Zug, liess aber dennoch zwischendurch seine Genialität aufblitzen. So gelang ihm gegen Xamax ein Traumtor.

Wenn er nicht mit Bällen jongliert, dann mit Zahlen

Doppelaufstieg, direkter Wiederabstieg und Totalumbruch in der Mannschaft – Joël Brack hat in den letzten vier Saisons beim FC Baden viele Emotionen erlebt. «Hochs und Tiefs gehören im Fussball dazu. Ich bin zufrieden, wie meine Karriere bisher verlaufen ist. Vor vier Jahren wollte ich noch mit dem Fussball aufhören, nun habe ich in der Challenge League gespielt.»

Mit dem Profifussball hat er noch nicht abgeschlossen: «Natürlich habe ich weiterhin höhere Ziele. Das ist mein Ansporn im Training. Aber ich bin etwas gelassener geworden. Ich weiss, dass ich nicht alles beeinflussen kann. Im Fussball sind Timing und Glück wichtige Faktoren. Ich möchte einfach mein Potenzial voll ausschöpfen, dann wird man sehen, wozu es reicht.»

Wichtig also für Brack, dass er sich nach der harzigen Hinrunde endlich zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt. Ein erster Schritt ist ihm am letzten Samstag gegen die U21 des FC Lugano (1:0-Sieg) gelungen. Da stand er in der Startelf und lieferte eine starke Vorstellung ab – dynamisch und stets mit Zug auf das gegnerische Tor. Eben so, dass es für Trainer Genesio Colatrella keinen Grund gibt, beim kommenden Auswärtsspiel gegen Kriens nicht auf ihn zu setzen.

Doch Brack will sich nicht nur gänzlich auf den Fussball konzentrieren, längst hat es ihm auch die Privatwirtschaft angetan. Bei einer Schweizer Bank arbeitet er als Kundenberater mit einem 100-Prozent-Pensum. Demnächst möchte er noch ein Wirtschaftsstudium beginnen. Ganz nach dem Motto: Wenn er nicht mit Bällen jongliert, dann eben mit Zahlen.