«Trainerfrage ist kein Thema»: Präsident Löhrli äussert sich zur schwachen Hinrunde des FC Baden
Sie waren in der Hinrunde praktisch bei jedem Spiel anzutreffen, aber am letzten Samstag blieben Sie dem Wankdorf fern. Warum?
Hat Ihnen das Resultat den Abend verdorben?
Ganz und gar nicht. Der Auftritt war nämlich gar nicht schlecht. Wir wurden leider mal wieder um die Punkte gebracht, weil das Glück nicht mitspielte. Der Gegner hat dank eines Penaltys gewonnen, den es eigentlich nicht hätte geben dürfen. Der Schiedsrichter hat sich nach dem Spiel sogar noch entschuldigt.
Der FC Baden hat elf von achtzehn Partien in dieser Saison verloren und befindet sich gefährlich nahe an der Abstiegszone. Macht Sie das nervös?
Aktuell bin ich überhaupt nicht nervös. Ich bin sogar guten Mutes, denn ich weiss, dass hart gearbeitet wird und der Trainer die Mannschaft erreicht. Fast alle Spiele in der Hinrunde waren knapp, und wir kamen stets zu guten Chancen. Ich bin überzeugt, dass wir den Turnaround in der Rückrunde schaffen werden.
Wie fällt Ihr Fazit zur Hinrunde aus?
Es war nicht alles schlecht, aber unsere Ausbeute war ungenügend. Ich führe das auf die fehlende Erfahrung zurück. Wir haben uns bewusst für eine sehr junge Mannschaft entschieden, weil wir eine gewisse Nachhaltigkeit aufbauen möchten. Das hat uns wohl ein paar Punkte gekostet. Aber das müssen wir in Kauf nehmen, denn die Spieler lernen mit der Erfahrung dazu.
«Ein paar Punkte gekostet» – das klingt etwas beschönigend. Ihre Mannschaft hat weniger als einen Punkt pro Spiel geholt.
Immerhin haben wir in sieben Partien gepunktet. Man muss sehen, woher wir kommen. Der Sommer war sehr turbulent, wir standen zwischenzeitlich mit nur drei Spielern da. Die Vorbereitung war alles andere als optimal, zwei Wochen vor dem Saisonstart war die Mannschaft noch nicht einmal komplett. Insofern haben wir uns tapfer geschlagen.
Sie sind also zufrieden mit der Hinrunde?
Natürlich hätten wir gerne mehr Punkte auf dem Konto. Aber man muss auch beachten, dass dieser komplette Neuanfang mit Risiken verbunden war. Es hätte auch gar nichts funktionieren können, dann wären wir nun abgeschlagen Letzter. Das ist nicht der Fall, deshalb bleibe ich optimistisch. Ich würde sogar sagen, dass diese Mannschaft von der Qualität her ins obere Drittel gehört.
Aber dann muss ich so fragen: War dieser komplette Neuanfang wirklich nötig?
Gewiss hätten wir gerne ein paar Spieler mehr behalten. Aber ich denke auch, dass der komplette Neuanfang nach dem Abstieg dem Verein gut tat. Es war ja ein Umbruch auf allen Ebenen. Nun weht ein neuer Wind, und ich sehe überall Menschen, die den FC Baden weiterbringen möchten. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg. Es braucht eben einfach noch ein bisschen Zeit.
Sie reden sehr positiv, trotz der schwierigen Lage. Gibt es auch ein paar Dinge, die Sie kritisieren?
Natürlich können wir uns in allen Bereichen noch verbessern, aber ich bin grundsätzlich mit der Entwicklung der Spieler und der Mannschaft zufrieden. Ich bin einfach der Überzeugung, dass man stets belohnt wird, wenn man hart arbeitet. Und wir arbeiten hart, deshalb werden wir das Glück auch wieder auf unsere Seite ziehen.
Die zahlreichen Niederlagen haben bestimmt Spuren hinterlassen. In welchem mentalen Zustand befindet sich die Mannschaft?
Die Niederlagen gehen schon nicht spurlos vorbei. Die Enttäuschung nach verlorenen Spielen war zuletzt riesig, aber nicht nachhaltig. Und ich habe nicht den Eindruck, dass die Spieler deswegen den Glauben an sich verloren haben. Wir tun auch viel dafür, dass der Zusammenhalt weiter gestärkt wird. Regelmässige Teamanlässe helfen dabei, Rückschläge zu verdauen.
Zu reden gibt auch die Verletztenliste. Zeitweise fehlte dem FC Baden ein Drittel des Kaders. Das ist doch nicht normal?
Ich habe nicht den Eindruck, dass wir etwas falsch gemacht haben. Die Spieler waren fit, als sie zu uns kamen. Wir hatten einfach Pech. Und vielleicht hat einigen der Spielrhythmus gefehlt, nicht jeder war in der letzten Saison eine Stammkraft.
Wenn es nicht läuft, muss der Trainer seine Sachen packen. Befindet sich Genesio Colatrella auf dem heissen Stuhl?
Die Trainerfrage ist für mich aktuell überhaupt kein Thema. Genesio macht hervorragende Arbeit. Man muss auch sehen, was er sonst noch alles im Verein leistet. Gemeinsam mit unserem Nachwuchsleiter Jürg Widmer feilt er an der Struktur. Es gibt Sitzungen und Schulungen mit den Nachwuchstrainern, und es soll eine neue Badener Generation heranwachsen, die irgendwann in der 1. Mannschaft durchstartet. Das ist unsere Vision.
Aber es gibt Stimmen im Umfeld des FC Baden, die bereits den Trainer hinterfragen.
Druck von aussen gibt es immer, und ich weiss auch, wie der Stammtisch funktioniert. Ich frage mich, was diese Leute erwartet haben. Abstieg, Totalumbruch, und dann gleich wieder vorne mitspielen? Das ist Träumerei. Die Saison verläuft bisher so, wie es leider zu erwarten war. Wir rechneten mit einer zähen Hinrunde.
Kritiker bemängeln ebenfalls, dass es zu wenig Identifikationsspieler in der 1. Mannschaft gibt.
Es ist unser Ziel, dass die regionale Verwurzelung wieder zunimmt. Das braucht natürlich Zeit. Aber bereits in der Hinrunde erhielten Badener Nachwuchsspieler, die wir aus der 2. Mannschaft hochgezogen haben, einige Einsatzminuten. Teodor Popov war zuletzt sogar Stammspieler. Darauf werden wir aufbauen.
Was ist, wenn diese junge Mannschaft nach der Winterpause keine Resultate liefern kann? Irgendwann wird der Druck zur Blockade führen.
Wir sind uns des Risikos bewusst. Nun ist es im Winter unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dieses Szenario nicht eintreten wird. Wichtig ist, dass wir intern ruhig bleiben. Das Ziel in dieser Saison ist einzig und allein der Klassenerhalt.
Was muss in der Winterpause geschehen? Gibt es Anpassungspläne?
Aktuell kann ich dazu noch nichts sagen. Wir werden das in der Sportkommission gemeinsam analysieren. Fakt ist aber auch, dass der FC Baden finanziell nicht auf Rosen gebettet ist.
Sie brauchen zuerst Geld?
Wenn wir uns dazu entschliessen, dass es Verstärkung braucht, dann werden wir schauen, wie wir sie finanzieren können. Aber es gibt immer Möglichkeiten, davon bin ich überzeugt.
Der FC Aarau ist Ihr Partnerverein und könnte womöglich mit Verstärkungen aushelfen. Werden Sie im Westen anklopfen?
Das ist eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen. Wir nähern uns seit dieser Saison wieder an. Sinn und Zweck dieser Partnerschaft müsste schon sein, dass gute Spieler aus dem gemeinsamen Nachwuchskonstrukt auch bei uns zum Zug kommen.
Man hat den Eindruck, dem FC Baden fehlen aktuell auch ein paar erfahrene Spieler, die Verantwortung übernehmen. Patrick Muff, Cedric Franek und Rajmond Laski wären solche gewesen. War es ein Fehler, dass man mit ihnen keine Lösungen gefunden hat?
Ich möchte nicht werten, ob das damals richtig oder falsch war. Ich war bei den Gesprächen nicht dabei und noch nicht in meiner jetzigen Funktion. Fakt ist, sie sind gegangen, und nun müssen andere in diese Rolle hineinwachsen.
Ist eine Rückholaktion ausgeschlossen?
Aktuell ist das noch kein Thema. Aber die Tür ist für sie sicher nicht zu, und ich bin überzeugt, dass man sich im Leben immer zweimal sieht. Die Ausgangslage für mögliche Gespräche hat sich inzwischen auch etwas verändert. Daher will ich nichts ausschliessen.
Wie sieht es mit anderen Aufstiegshelden aus? Stefano Cirelli soll ein Kandidat sein.
Ich kann mich nicht zu einzelnen Spielern äussern. Aber wenn wir zum Entschluss kommen, dass wir etwas mehr Erfahrung brauchen, dann dürfte klar sein, dass ein paar Ex-Badener für uns interessant sein könnten.
Wie es scheint, droht dem FC Schaffhausen der Konkurs. Ärgert es Sie, dass die Swiss Football League dem Verein die Lizenz erteilt hat, obwohl er offensichtlich schon länger grosse finanzielle Probleme hat?
Ja, das ärgert uns tatsächlich, und es ist auch unverständlich.
Der FC Baden hätte am grünen Tisch profitieren können, sofern die Liga dem FC Schaffhausen die Lizenz verweigert hätte.
Es wirft Fragen zum Lizenzierungsverfahren der Swiss Football League auf. Alle wussten, dass es den Schaffhausern finanziell überhaupt nicht gut geht und dass es in dieser Saison für sie eng werden könnte.
Wie sieht es beim Thema Sponsoring aus? Wenn der FC Baden irgendwann in die Challenge League zurückkehren möchte, braucht er mehr Geld. Sind Sie da bereits vorangekommen?
Primär ging es in den letzten Monaten darum, dass wir unsere Sponsorings, die wir für die Challenge League abgeschlossen hatten, erhalten konnten. Das hat gut geklappt. Aber klar, wir wollen und müssen auch neue gewinnen. Das ist auch mein zukünftiger Anspruch.
Steht der FC Baden noch in Kontakt mit der ABB?
Seit dem Sommerfest ist es etwas ruhiger geworden, aber ABB bleibt für uns eine interessante Adresse, die wir gerne als Partner an unserer Seite hätten. Natürlich werden wir künftig wieder den Kontakt suchen.
Der Start in Ihre Präsidentschaft beim FC Baden hätte einfacher verlaufen können. Gab es auch Dinge, die Sie als positiv festhalten?
Ich habe das Gefühl, dass etwas zusammenwächst. Das beziehe ich nicht nur auf die Mannschaft, sondern auf den ganzen Verein. Wir entwickeln uns stetig weiter, auch die Professionalisierung geht voran. Zudem halten uns die Sponsoren die Stange. Auch in der Supportervereinigung unterstützen uns mehr Leute als damals, als wir 2022 zuletzt in der Promotion League spielten. Diese Erkenntnisse treiben mich an.