Rückkehr an legendären Ort: Warum das Wankdorf für den FC Baden eine besondere Bedeutung hat
Das Berner Wankdorf ist für den FC Baden ein legendärer Ort. Im Jahr 2023 wurde dort nämlich Vereinsgeschichte geschrieben: Es gelang völlig überraschend die Rückkehr nach 17 Jahren Abstinenz in die Challenge League und damit in den Schweizer Profifussball. Nun, eineinhalb Jahre später, kehren die Badener an diese Spielstätte zurück.
Es wird sich wohl ganz besonders anfühlen, wenn der FC Baden am Samstag bei der YB U21 gastiert – zumindest für Davide Giampà, Daniele Romano, Joel Brack und die Badener Fans. Denn es ist noch gar nicht lange her, dass sie alle an diesem Ort schier endlose Euphorie erlebten. Trotz einer 0:3-Niederlage am 20. Mai des vergangenen Jahres stand nach 90 Minuten gegen den Berner Nachwuchs fest: Die Badener steigen auf!
Dieses Ereignis war jedoch nicht nur einfach ein Aufstieg. Es markierte zugleich den Beginn eines neuen Kapitels in der Vereinsgeschichte. Nach jahrelangem Amateurdasein entschieden sich der damalige Präsident Heinz Gassmann und der Vereinsvorstand für eine neue und riskante Zielsetzung: Der FC Baden sollte sich im Schweizer Profifussball etablieren.
Präsident Gassmann blickt zurück: «Der ganze Verein war voller Euphorie, und alle wollten diesen Aufstieg. Wir hatten das Momentum komplett auf unserer Seite. Am Schluss erhielten wir sogar noch Schützenhilfe und konnten dadurch in Bern bereits am vorletzten Spieltag den Aufstieg bejubeln. Das war eine wunderbare Zeit.»
Doch nach dem Aufstieg stand der FC Baden vor der befürchteten Herkulesaufgabe: Lizenzauflagen erfüllen, finanzielle Mittel beschaffen, das Kader umbauen, die Strukturen professionalisieren und nebenbei auch noch den Klassenerhalt schaffen. In der Summe war es schlicht zu viel für den Aargauer Verein, um all das in einer Saison zu bewältigen.
Nun ist der FC Baden zurück in der Promotion League. Und vieles hat sich verändert: Von der einstigen Aufstiegsmannschaft sind lediglich noch drei Spieler übrig. Auch der komplette Trainerstab, die sportliche Leitung und der Präsident wurden ausgetauscht. Da stellt sich die Frage: Hat sich das wirklich alles gelohnt?
Eine Frage, die niemand besser beantworten kann als Heinz Gassmann: «Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich den Aufstieg auf jeden Fall nochmals annehmen. Hätten wir diese Chance ausgelassen, wären wir heute vielleicht ein genügsamer Klub in der Promotion League.» Der Ex-Präsident ergänzt: «Wir haben während einer Saison am Honigtopf genascht, und das hat uns Hunger auf mehr gemacht. Wir wissen jetzt, dass die Region Baden Lust auf Profifussball hat – und auch das Potenzial dazu. Deshalb wollen wir dorthin zurückkehren.»
Davon ist der FC Baden aktuell ein gutes Stück entfernt (Platz 14). Gleichzeitig sorgt Badens ehemaliger Promotion-League-Konkurrent Étoile Carouge in der Challenge League (aktuell Zweiter) für Verblüffung – wohlgemerkt mit Leistungsträgern, die schon länger im Verein spielen. Macht das nicht ein wenig neidisch? «Natürlich hätten wir auch gerne so wie Carouge gearbeitet und wollten in der Challenge League Rücksicht auf die Badener DNA nehmen. Wir haben das zu Beginn der Saison versucht, mussten dann aber feststellen, dass wir Verstärkung brauchen.»
Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass sich Carouge in den letzten fünf Jahren in der Promotion League zu einem Topteam entwickelte und sich gezielt auf die Challenge League vorbereiten konnte. Der FC Baden hingegen überperformte in seiner Aufstiegssaison mit einem Kader, das zuvor jahrelang in der 1. Liga Classic gespielt hatte. «Die Challenge League war für viele Aufstiegshelden eine riesige Hürde – nicht nur sportlich, sondern auch beruflich. Wir wollten ihnen allen eine Chance geben. Rückblickend muss ich sogar sagen, dass wir vielleicht ein paar Spieler früher hätten verabschieden müssen», betont Gassmann.
Zurück ins Wankdorf: Nach drei Niederlagen in Serie und mit einer langen Verletztenliste dürfte die Gefühlslage beim FC Baden eine völlig andere sein als zuletzt im Jahr 2023. Doch der Ex-Präsident, der in gutem Austausch mit der Vereinsführung steht, bleibt optimistisch: «Ich halte viel von der Mannschaft. Sie hat definitiv mehr Potenzial, als sie bisher zeigen konnte. Und ich denke, dass sie auch einen guten Charakter hat – das hat man zuletzt in Bulle gesehen. Ich hoffe, dass in Bern ein guter Abschluss gelingt, das wäre wichtig für die Moral.» Gassmann ergänzt: «Es war uns allen klar, dass die Hinrunde kompliziert werden könnte. Sicherlich hätten wir uns mehr Punkte erhofft, aber jetzt gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und in der Winterpause die richtigen Anpassungen vorzunehmen.»