Hermi Löhrlis ultraschneller Aufstieg: In zwei Jahren vom U9-Trainer zum Präsidenten
Auf der Website des FC Baden ist er bereits als Präsident aufgeführt. Doch noch ist es nicht so weit. Hermann «Hermi» Löhrli muss diesen Donnerstag an der Generalversammlung noch offiziell gewählt werden. Weil der 42-Jährige der einzige Kandidat ist, zweifelt aber niemand an seiner Wahl. «Ehrlich gesagt bin ich sehr entspannt. Ich denke, das klappt schon», sagt er auf seine typisch pragmatische Art.
Eigentlich sollte Gianmarco Coluccia nach dem Rücktritt von Heinz Gassmann das Amt übernehmen. Doch der 31-jährige Rechtsanwalt und frühere Vizepräsident zog sich vor einigen Wochen überraschend aus beruflichen Gründen zurück.
Löhrli äussert sich nicht gross zum für viele überraschenden Rückzug Coluccias. «Es ist so gekommen, wie es gekommen ist,» sagt er bloss. «Ich habe mir dann überlegt, ob ich das Amt übernehmen soll, und freue mich jetzt sehr darauf.»
42 Jahre alt ist Löhrli. Aufgewachsen in der Enge in der Stadt Zürich, absolvierte er eine Automechanikerlehre und diverse Weiterbildungen; in seiner Freizeit schaute er sich gerne zusammen mit Freunden die Spiele des FC Zürich im Letzigrund an. Ansonsten spielte Fussball in seinem Leben lange Zeit keine besondere Rolle. «Ich komme eigentlich eher aus dem Unihockey-Bereich,» sagt er. Allerdings kickte im Firmenfussball mit und absolvierte auch zwei Saisons in der 4. Liga.
Der Liebe wegen zog es Hermi Löhrli in den Aargau, nach Baden. Im Ausgang in Zürich lernte er die elf Jahre ältere Eliane kennen, die auf dem Hertenstein in Nussbaumen oberhalb von Baden aufgewachsen ist, auf dem Eichmatthof, wo viele Menschen aus der Umgebung Jahr für Jahr den Weihnachtsbaum kaufen. Nach der Geburt der Tochter (12) und des Sohnes (10) ging er davon aus, in seinem Leben nicht mehr allzu viel Fussball im Stadion zu schauen. Priorität hatten nun seine Familie und der Job.
Inzwischen leben er und seine Familie auf der Badener Allmend, wo es ihm sehr gefällt. Auch beruflich ist er in der Stadt zu Hause: Löhrli führt die Parkgarage an der Neuenhoferstrasse. Und er ist in der Spanischbrödlizunft aktiv. «Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber heute bin ich mehr Badener als Zürcher.»
Zum Fussball und zum FC Baden kam er dank seines Sohnes. Dieser spielt bei den Junioren. Löhrli begann mit Sponsoring. Irgendwann fehlte ein Assistenztrainer bei den U9 - und Löhrli übernahm das Amt in der Saison 22/23. So kam Löhrli in Kontakt mit Heinz Gassmann, der ihn vor etwas mehr als einem Jahr überzeugen konnte, Präsident der Supportvereinigung des FC Baden zu werden.
In dieser Funktion schaffte er Erstaunliches: Waren in der vorletzten Saison noch 145’000 Franken zusammen gekommen, konnte Löhrli die Summe vergangene Saison auf 320’000 Franken steigern. Sein Ziel ist es, nun trotz Abstieg der 1. Mannschaft von der Challenge in die Promotion League die Summe einigermassen zusammenzubehalten, damit dem FC Baden ungefähr 270’000 Franken an Supportergeldern zur Verfügung stehen.
Künftig wird Löhrli ein Doppelmandat ausüben: Neben dem Präsidentenamt wird er auch weiterhin die Supportervereinigung präsidieren. «Ich mache das einfach sehr gerne», sagt er.
Ansonsten sei er keiner, überall ständig dreinreden wolle. Gerade in sportlichen Belangen will er die Verantwortung Genesio Colatrella überlassen, dem Cheftrainer der 1. Mannschaft. «Ich bin immer da, wenn es Probleme gibt, greife aber nicht ständig ein.» Er wolle die Leute machen lassen, seine Aufgabe sei es, die Fäden in der Hand zu haben. Er sei dankbar, noch auf die Unterstützung und grosse Erfahrung von Heinz Gassmann zählen zu können, die beiden stehen regelmässig im Austausch.
Wie soll sich der FC Baden weiterentwickeln? «Es gab viel Wirbel auf und neben dem Platz. Wir müssen uns jetzt erst mal mal sammeln, dann wollen wir aber wieder angreifen.» Man habe auch für ein Team der Promotion League ein eher tiefes Budget. Dennoch müsse mittelfristig die Rückkehr in die Challenge League, die zweithöchste Liga, ein Thema sein. «Die Region hat das verdient. Das Interesse ist nach wie vor gross, das zeigen die Zuschauerzahlen.»
Löhrli ist überzeugt, dass auch aus finanzieller Sicht das Potenzial für die Challenge League da ist. «Es gibt genügend Firmen in der Region, wir müssen dafür sorgen, dass sie uns unterstützen.»
Ein kompliziertes Thema beim FC Baden sind die Fans. Einerseits sorgen sie im Stadion für gute Stimmung, singen 90 Minuten lang durch. Andererseits gab es in der Vergangenheit immer wieder Skandale. «In der letzten Saison hatten wir rekordhohe Ausgaben für die Sicherheit, das ist bedauerlich und ich hoffe, wir können das ändern», sagt Löhrli. Erfreulich sei der Start in die Saison, bisher gab es keine Probleme. Nach seiner Wahl zum Präsidenten wird er mit den Fans zusammensitzen.