, Nik Dömer, AZ

Begeisterung auf dem Platz, Ernüchterung auf den Rängen: Was beim Badener Saisonstart für Gesprächsstoff sorgte

Erstes Spiel, erster Sieg: Der FC Baden ist erfolgreich in die neue Saison gestartet. Am vergangenen Samstag setzte sich das Team von Genesio Colatrella mit 2:0 gegen die YB U21 durch. Aus Badener Sicht gab es dabei drei Highlights und drei Dämpfer.

Als Schiedsrichter Maurizio Londino das Spiel am vergangenen Samstag im Stadion Esp in der 95. Minute abpfiff, war die Erleichterung bei den Hausherren riesengross. Nach einem turbulenten Totalumbruch während der Sommerpause war dieser Sieg dringend notwendig, um endlich etwas Ruhe zu schaffen. Und es gab noch etwas anderes: Denn mit diesem 2:0-Sieg gegen die YB U21 wurde eine lange Durststrecke beendet, seit dem 30. März hatten die Fans keinen Sieg mehr bejubeln können. Entsprechend wurde der Erfolg frenetisch mit der Mannschaft gefeiert.

Aber was verrät dieser Saisonstart über die neue Mannschaft? Wo gibt es Optimierungsbedarf und was fiel beim ersten Spiel negativ auf?
 
Hier sind drei Highlights und drei Lowlights.
 
 
1. Ein neuer Hexenmeister im Tor

Für den 24-jährigen Goalie Mirco Mazzeo war dieses Spiel ein Traumeinstand. Als das Momentum zu kippen drohte, zeigte der Hexenmeister mehrere starke Paraden und sicherte seinem Team damit den Sieg. Für seine mirakulöse Glanztat, bei der er in der 43. Minute einen Kopfball von der Linie kratzte, erhielt er vom Trainer das Prädikat «Weltklasse». Nach dem Spiel war der Torhüter beim Feiern mit den Fans sogar an vorderster Front. Es scheint, als ob er sich bereits vollständig mit dem Klub identifizieren kann.

2. Die neue Badener DNA

Viele langjährige Badener haben den Klub in den letzten zwei Saisons verlassen, doch Trainer Colatrella hat sich zum Ziel gesetzt, neue Identifikationsspieler für den Klub zu schaffen. Gleich im ersten Saisonspiel stand das 18-jährige Eigengewächs Teodor Popov im zentralen Mittelfeld in der Startelf. Im Verlauf der Partie wechselte er zudem Marko Djordjic (18) und Younes Oussadit (20) ein, die ebenfalls aus der zweiten Mannschaft stammen.

Wobei Oussadit mit seinem Einsatz eine besondere Geschichte schrieb. Erst am Freitag erfuhr er von seinem Aufgebot, weil beim FC Baden noch nicht alle Neuzugänge eine Spielberechtigung erhalten hatten. Oussadit zahlte das Vertrauen zurück und sorgte in der 95. Minute mit seinem Treffer für die Entscheidung.

3. Das neue Bollwerk in der Defensive

Jahrelang waren Rajmond Laski, Cedric Franek und Patrick Muff das Badener Bollwerk in der Defensive. Entsprechend gross war die Sorge bei einigen Fans nach deren Abgängen. Doch im Spiel gegen die YB U21 deuteten die beiden neuen Innenverteidiger Elmedin Fazlic und Thoma Monney an, dass sie durchaus das Potenzial haben, in grosse Fussstapfen zu treten. Gemeinsam mit ihren Vorderleuten brachten sie den wirbeligen Berner Nachwuchs zum Verzweifeln. Überzeugen konnte auch Albin Sadrijaj im defensiven Mittelfeld, der mit seiner prägnanten Physis viel Aufräumarbeit leistete.

 

1. Harmloses Umschaltspiel

Nicht alles war auf dem Platz zufriedenstellend. Der FC Baden geriet zeitweise richtig unter Druck und wurde von der YB U21 in die eigene Zone gedrängt. Gefährliches Umschaltspiel gelang den Badenern nur selten. Es machte sich bemerkbar: Bei Balleroberungen fehlen noch die Automatismen, zudem müssen sich die Spieler hinsichtlich der Laufwege noch besser kennenlernen. Oftmals war der Abstand zwischen den beiden Stürmern Davide Giampà und Patrik Gjidoda noch zu gross.

2. Zu wenig Torgefahr

Drei Top-Torchancen konnte sich der FC Baden erarbeiten, zwei davon wurden genutzt. Das ist zwar sehr effizient, doch gegen einen hochstehenden Gegner hätte eigentlich mehr Torgefahr drinliegen müssen. Auch Neo-Captain Giampà wirkte im Abschluss oft etwas unglücklich, seine Versuche aus der Distanz flatterten meistens am Tor vorbei.

Trainer Colatrella meinte dazu nach dem Spiel: «Giampà ist unser Unterschiedsspieler, aber ich habe das Gefühl, dass er sich zu viele Gedanken macht. Die muss er loswerden. Er befindet sich im Herbst seiner Karriere und muss niemandem mehr etwas beweisen. Er soll die Zeit in der Promotion League einfach geniessen, dann kommen die Tore von alleine wieder.»

3. Wenig Zuschauer

Ach, was waren das für tolle Zuschauerzahlen in der Challenge League! Über 2200 Fussballfans fanden durchschnittlich den Weg ins Esp. Nun kehrt nach dem Abstieg die Ernüchterung ein: Nur 725 Zuschauer waren gegen die YB U21 anwesend. Im Gästesektor verirrten sich gar zwei Leute, ob sie wirklich YB-Anhänger waren oder einfach etwas Platz für sich geniessen wollten, blieb ungeklärt. Warum die Zahl wieder unter die 1000er-Grenze gerutscht ist, dürfte vielerlei Gründe haben: Ferienzeit, unattraktiver Gegner und eine Liga, die weniger Spannung bietet, sind die plausibelsten.