, Nik Dömer, AZ

Aus Rivalen werden Freunde – schickt der FC Aarau seine Talente wieder nach Baden?

Letzte Saison waren der FC Aarau und der FC Baden noch Konkurrenten, nun ist die Hierarchie wiederhergestellt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, dass sich Aarauer Perspektivspieler künftig in Baden entwickeln können. Gleich mehrere Akteure aus dem aktuellen FCA-Kader wären wohl für ein solches Leihgeschäft prädestiniert.

Wenn am Freitag die neue Saison in der Challenge League beginnt, mag manch ein Zuschauer etwas wehmütig an den Saisonstart vor einem Jahr zurückdenken. Damals eröffnete der FC Aarau die neue Spielzeit mit einem stimmungsgeladenen Derby gegen den FC Baden vor 7500 Leuten im Brügglifeld. Solche Spiele sind aufgrund des Badener Abstiegs vorerst Geschichte. Doch der Klassenunterschied der beiden Vereine bringt für den Aargauer Fussball auch eine neue Chance mit sich.

«FC Baden ist eine wichtige Adresse für unseren Nachwuchs »

Konkret geht es um die Entwicklung junger Talente. Denn der FC Baden und der FC Aarau sind Partnervereine und spannen im Nachwuchs (gemeinsam mit anderen Aargauer Vereinen) unter dem Label «Aargauer Weg» zusammen. Ziel ist es dabei, dass junge Talente früh entdeckt und richtig gefördert werden. Und im Optimalfall bleiben sie auf ihrem Weg vom Junior bis zum Profi dem Aargauer Fussball erhalten.

FCA-Nachwuchsleiter Frédéric Page betont: «Der FC Baden ist eine wichtige Adresse für unseren Nachwuchs. Das betrifft den Juniorenbereich, aber auch die 1. Mannschaft. In den letzten Jahren konnten junge Talente schon früh in Baden auf ambitionierten Niveau im Männerfussball Erfahrungen sammeln.»

Wie dieses Zusammenspiel funktionieren kann, zeigte zuletzt der Fall von Marvin Hübel. Der heutige FCA-Stammgoalie wurde als 17-Jähriger an den FC Baden verliehen und reifte dort während drei Saisons zum Profigoalie heran. Seine Geschichte darf als Paradebeispiel für den Aargauer Weg angesehen werden, da sowohl der FC Aarau als auch der FC Baden von Hübels Entwicklung profitierte. Der junge Torhüter hatte mit konstant starken Leistungen grossen Anteil am Badener Doppelaufstieg und war anschliessend (im Sommer 2023) bereit, um die neue Nummer 1 in Aarau zu werden.

ebst Hübel gilt es auch die Entwicklung von Binjamin Hasani (21) hervorzuheben. Der Verteidiger war ein wichtiges Element in der Badener Verteidigung beim Aufstieg in die Challenge League und kehrte gemeinsam mit Hübel zurück nach Aarau. Hasani erkämpfte sich in der vergangenen Saison einen Stammplatz in der Innenverteidigung.

Plötzlich Konkurrenten

Die erfolgreiche Zusammenarbeit geriet in der letzten Saison ins Stocken. Zwar funktionierte die Partnerschaft im Bereich der Juniorenabteilungen wie gewohnt, doch zwischen den Fanionteams gab es keinen Austausch mehr. Der Grund: Aufgrund der gleichen Ligazugehörigkeit waren die Teams plötzlich Konkurrenten.

Inzwischen ist die alte Hierarchie wieder hergestellt. Gewiss bedauerlich, weil die Aargauer Derbys in der letzten Saison insgesamt über 23'500 Zuschauer anzogen, doch hinsichtlich einer optimalen Partnerschaft ergeben sich nun für beide Seiten wieder neue Möglichkeiten. Page betont dazu: «Viele Schweizer Profivereine haben eine U21-Mannschaft in der Promotion League, dem FC Aarau fehlt aktuell eine solche Abteilung. Nun ergibt sich wieder die Chance in Zukunft, auf diesem Level mit dem FC Baden zusammenzuspannen. Besonders für talentierte Spieler, die aus der U19 kommen, kann dieser Schritt eine sehr interessante Option sein.»

Was passiert mit Silvan Schwegler?

Aber wo bleiben die neuen Hasanis und Hübels? Warum hat der FC Baden noch keinen neuen Spieler aus dem Aargauer Nachwuchs im Kader? Page erklärt: «Wir hatten zuletzt ein paar Spieler im U19-Kader, die bereit für den Schritt gewesen wären. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der FC Baden noch ein Challenge-Ligist, entsprechend mussten wir mit ihnen nach anderen Lösungen suchen.»

Zwei 18-jährige Spieler aus der U19 schafften sogar den Schritt direkt in die 1. Mannschaft des FC Aarau: Verteidiger Ryan Kessler und Mittelfeldspieler Dorian Derbaci. Beide wurden mit einem Profivertrag bis 2026 ausgestattet. Da auf ihren Positionen jedoch grosse Konkurrenz herrscht, stellt sich die Frage: Können sie sich durchsetzen oder wäre ihnen womöglich mit einer Leihe zum FC Baden besser gedient?

Und ebenfalls ein heisses Thema dürfte die Personalie Silvan Schwegler sein. Zwar hat er in fünf Saisons bereits 91 Spiele für den FC Aarau absolviert, doch das 20-jährige Eigengewächs konnte sich noch nie als Stammspieler durchsetzen. Schwegler braucht für seine Entwicklung dringend mehr Spielzeit, und in Baden könnte er wohl eine tragende Rolle übernehmen.

Iacopetta will noch keine Spieler abgeben

FCA-Trainer Brunello Iacopetta hält sich mit Aussagen zu Leihtransfers noch zurück. Nach vier Wochen Training mit seinem neuen Team ist es ihm zu früh, bereits Spieler nach Baden abzugeben. Und er sieht auch keinen Anlass zur Eile, denn bis zum Transferschluss am 9. September bleibt noch genügend Zeit: «Aktuell ist es für mich schwierig, eine klare Einschätzung zu jedem Spieler zu machen. Ich möchte allen eine faire Chance geben, sich für die Startelf aufzudrängen. Dazu kommt, dass wir aktuell kein grosses Kader haben und auch noch Dinge auf dem Transfermarkt geschehen könnten.»

Iacopetta ist allerdings nicht abgeneigt, künftig mit Badens Trainer Genesio Colatrella zusammenzuspannen: «Geni und ich kennen uns schon etwas länger und pflegen regelmässigen Austausch. Wir haben eine ähnliche Ansicht, was die Nachwuchsarbeit anbelangt. Für mich ist es gut vorstellbar, dass mal ein Spieler von mir zu ihm wechselt, sofern es für alle Seiten passt. Diese Zusammenarbeit zwischen dem FC Baden und dem FC Aarau hat sicherlich noch viel Potenzial.»