, Nik Dömer, AZ

Geflirtet mit einem Milliardenkonzern – darf der FC Baden von einer lukrativen Partnerschaft träumen?

Der FC Baden und ABB Schweiz feierten kürzlich ihre historische Verbindung mit einem Sommerfest im Stadion Esp. Diese Annäherung könnte der Beginn einer spannenden Beziehung sein, doch es gibt dabei ein Problem.

Baden ist ABB und ABB ist Baden. Vor über 130 Jahren startete der heutige Elektrotechnikkonzern als kleines Start-up (ursprünglich Brown, Boveri und Cie) in der Ostaargauer Stadt, seither ist er mit der Region eng verknüpft. Spürbar ist dies auch beim FC Baden, der einst von englischen BBC-Arbeitern gegründet wurde. Die gemeinsame Geschichte wurde kürzlich mit einem Sommerfest im Stadion Esp gefeiert, das sowohl den Verein als auch das Unternehmen zusammenbrachte. Könnte daraus nun eine lukrative Partnerschaft entstehen?

FC Baden erhält einen fünfstelligen Betrag

Als der FC Baden Mitte Juni zum Saisonabschlussfest einlud, war das nicht nur ein normaler Anlass für Vereinsmitglieder, sondern auch ein Fest für die Angestellten (inklusive Familienangehörige) der ABB (Asea Brown Boweri) Schweiz. Das Unternehmen spannte für diesen Event gemeinsam mit dem Badener Klub zusammen. Ein Fussballturnier, Kinderunterhaltungen und ein Public Viewing für den grossen EM-Kracher zwischen der Schweiz und Deutschland zogen rund 2000 Leute ins Stadion Esp.

Für den FC Baden war dies durchaus eine lukrative Angelegenheit. ABB überliess dem Verein die Einnahmen aus dem Catering. Es dürfte sich dabei um einen mittleren fünfstelligen Betrag gehandelt haben. Geld, das der Fussballklub nach seinem Abstieg aus der Challenge League und der damit verbundenen Budgetreduzierung gerade gut gebrauchen kann.

«ABB war schon immer Teil des FC Baden»

Doch nicht nur aus diesem Grund, war es für den scheidenden Präsidenten Heinz Gassmann ein ganz spezieller Anlass. Denn das Zusammenspannen zwischen dem FC Baden und ABB (bis 1988 hiess das Unternehmen in Baden noch BBC) war für ihn eine Art Herzensangelegenheit. «ABB hat die gesamte Region geprägt. Viele Leute aus der ganzen Schweiz zogen einst hierher, um bei diesem Unternehmen zu arbeiten. So war das auch bei meiner Familie der Fall.»

Er führt aus: «ABB war schon immer Teil des FC Baden. Das war nicht nur bei der Gründung so, auch in den vergangenen Jahrzehnten spielten hier die Angestellten Fussball und übernahmen zum Teil auch die Funktionärsposten. Dass wir nun gemeinsam ein solches Fest mit diesem grossen Unternehmen feiern konnten, hat Nostalgie geweckt und uns stolz gemacht.»

Gemäss Gassmann sei die Unterstützung des ABB-Unternehmens für den FC Baden in dieser Form ein Novum gewesen. Entsprechend ist er sehr froh darum, dass vor einem Jahr an der Badenfahrt bei der Podiumsdiskussion im «Bistro Media» gute Gespräche mit der ABB-Schweiz-Geschäftsführerin Nora Teuwsen zu diesem Event geführt haben. Und natürlich hofft der Präsident insgeheim, dass diese frisch aufgeblühte Beziehung zwischen dem FC Baden und ABB in Zukunft weiter wachsen wird.

Wie viel Handlungsspielraum hat ABB Schweiz?

Denn keine Frage, mit der finanziellen Unterstützung von ABB wäre eine Etablierung in die Challenge League wohl nur eine Frage der Zeit. Schliesslich bewies der FC Baden zuletzt, dass der Verein - was Infrastruktur, Begeisterung und Leidenschaft anbelangt - alles mitbringen würde, um den Schweizer Profifussball zu bereichern. Es fehlte eben nur das Geld, um genügend Routine zu verpflichten und die Profistrukturen zu schaffen, die für den Klassenerhalt notwendig gewesen wären.

Auch ABB Schweiz hat gemerkt, dass sich am Badener Stadtrand viel getan hat, was die sportlichen Ambitionen anbelangt. Doch die Geschichte mit einem Sponsoring ist nicht ganz so einfach, denn das Unternehmen hat sich über die Jahre zum internationalen Multimilliarden-Konzern entwickelt. ABB beschäftigt inzwischen weltweit rund 105’000 Mitarbeitende. Davon ist nur noch ein kleiner Teil (3700 Mitarbeiter) in der Schweiz tätig. Zwar befindet sich der Konzernhauptsitz in Zürich, doch der Handlungsspielraum von ABB Schweiz dürfte punkto lokalem Sponsoring eingeschränkt sein.

Und es versteht sich von selbst, dass eine finanzielle Beteiligung beim FC Baden, der zwischen 2006 und 2022 viele Jahre im Amateurfussball verbrachte, wohl lange gar kein interessantes Thema war. Dazu kommt auch, dass das Sponsoring-Konzept eigentlich gar keine Unterstützung im Fussball vorgesehen hat. Mediensprecher Dominik Lang betont: «ABB Schweiz verfolgt eine strategische Sponsoring-Ausrichtung, die kein klassisches Sportsponsoring umfasst. Der aktuelle Fokus des ABB-Konzerns liegt auf der Unterstützung von Projekten wie der Formel E, welche die relevanten Themen von ABB widerspiegeln. Darunter Technologie und Umwelt, Bildung und Wissenschaft.»

«Der Standort Baden ist für ABB Schweiz von grosser Bedeutung»

Darf der FC Baden also überhaupt von einer starken Partnerschaft mit ABB Schweiz träumen oder sollte er dies gleich wieder vergessen? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es aktuell nicht. Mediensprecher Lang erklärt dazu: «Der Anlass war ein erstes Kennenlernen und hat ABB Schweiz und den FC Baden ein Stück näher zusammengebracht, ist aber in dieser Form und Intensität wahrscheinlich als einmalige Zusammenarbeit zu sehen.»

Klar dürfte hingegen sein, dass ABB Schweiz grossen Wert auf die Wurzeln legt und sich entsprechend auch im Ostaargau um einen guten Ruf bemüht. Lang erwähnt: «Der Standort Baden ist für ABB Schweiz von grosser Bedeutung. Baden und ABB sind historisch eng miteinander verbunden und haben sich gemeinsam weiterentwickelt – bis heute ist das ABB-Erbe in Baden deutlich spürbar.»

So kann der FC Baden zumindest hoffen, dass die jüngsten Ereignisse bei ABB Schweiz das Interesse am Fussball geweckt haben und bezüglich Sponsoring-Konzept ein Umdenken stattfindet. Denn der Fussball begeistert die Massen und verbindet Menschen – nicht nur bei der Euro 2024 in Deutschland, sondern auch beim FC Baden. In der vergangenen Saison verzeichnete der Verein im Stadion Esp nämlich als Aufsteiger bereits den fünfthöchsten Zuschauerschnitt der Challenge League.