, Nik Dömer, AZ

Ein riskanter Umbruch – beim FC Baden endet die Ära der Aufstiegshelden

Nach dem Abstieg in die Promotion League ist beim FC Baden praktisch nichts mehr, wie es war. Zahlreiche Leistungsträger haben den Verein verlassen, darunter auch langjährige Identifikationsfiguren wie Captain Cedric Franek und Rajmond Laski. Was geschieht da gerade im Ostaargau? Eine Einordnung.

Es war zu erwarten, dass durch den Abstieg aus dem Profifussball zahlreiche Spieler den FC Baden verlassen werden. So funktionieren nun mal die Mechanismen in diesem Geschäft. Doch nun ist bekannt, dass auch Rajmond Laski und Captain Cedric Franek dem neuen Trainer und Sportchef Genesio Colatrella nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Sie lehnten ein Vertragsangebot für die kommende Saison ab.

Spieler fühlten sich nicht respektiert

Der Abgang von Laski und Franek kommt überraschend. Jahrelang verliehen sie dem FC Baden defensive Stabilität und waren wichtige Bestandteile der Badener Achse. Zudem waren sie Spieler, die sich mit dem Verein und der Region identifizierten und auf dem Feld als Leader vorangingen. Bei den Fans genossen sie stets einen hohen Stellenwert. Entsprechend gingen im Badener Umfeld auch viele davon aus, dass eine Vertragsverlängerung für die kommende Saison reine Formsache wäre.

Doch es kam alles anders. Die Vertragsverhandlungen mit dem angehenden Präsidenten Gianmarco Coluccia stockten in den letzten Wochen, weil die Vorstellungen im finanziellen Bereich zu weit auseinander lagen. Zwischenzeitlich fand eine Annäherung statt und eine Unterschrift stand kurz bevor. Doch mit der Ankunft von Colatrella – der die Dossiers von Coluccia übernahm – wurden die Angebote nochmals überarbeitet und es kam zu keiner Einigung.

Die Spieler beklagten zu wenig Wertschätzung von der neuen sportlichen Führung. Der finanzielle Aspekt sei ihnen dabei sekundär gewesen, liessen sie verlauten. Viel eher fühlten sie sich durch die Angebotsfristen und der generellen Art und Weise, wie die Gespräche geführt wurden, nicht ausreichend respektiert.

Geht Muff ebenfalls?

Der Weggang von Franek und Laski könnte noch weitere Folgen haben. Denn auch die Zukunft von Patrick Muff – seit 2014 Verteidiger beim FC Baden – ist ungewiss. Auch er zögerte bei den Gesprächen. Seine Entscheidung fällt in dieser Woche. Dass seine jahrelangen Teamkollegen nicht unterschrieben haben, dürfte ihm zu denken geben. Geht Muff ebenfalls, verliert der FC Baden einen weiteren routinierten Stammspieler, der in der Promotion League eine wichtige Rolle hätte einnehmen können.

Fakt ist bereits jetzt: Aktuell stehen mit Daniele Romano, Davide Giampà, Anthony Mossi und Joel Brack lediglich vier Spieler im Kader. Will heissen: Das Gefüge, das den FC Baden einst dank überragendem Teamgeist sensationell per Doppelaufstieg in die Challenge League geführt hat, muss praktisch komplett neu zusammengebaut werden. Die Ära der Aufstiegshelden ist definitiv vorbei.

Und ein solch grosser Umbruch birgt immer Risiken. Ein bekanntes Negativbeispiel ist der FC Wohlen. Nach verpasstem Aufstieg im Frühling 2022 verliessen 17 Kaderspieler den Verein. Davon haben sich die Freiämter bis heute nicht erholt, der einstige Profiklub dümpelt seither im Niemandsland der 1. Liga Classic herum.

Die Zeitenwende kann auch eine Chance sein

Ob der Badener Komplett-Umbruch wirklich notwendig war, sei dahingestellt. Klar ist nun, dass künftig bei den Spielerverträgen anders kalkuliert wird, als dies in den letzten Jahren unter Präsident Heinz Gassmann der Fall war. Colatrellas Erfahrungen sind dabei der neue Massstab.

Es soll aber auch gesagt sein, dass eine Zeitenwende zum aktuellen Zeitpunkt auch eine grosse Chance sein kann. Bei den Spielern, die künftig das Badener Trikot tragen werden, dürfte der Challenge-League-Abstieg und die damit verbundenen negativen Emotionen gar kein Thema mehr sein. Alles neu, alles auf Anfang. Ein neuer Badener Teamgeist kann heranwachsen.

Nun ist der neue Hauptübungsleiter Genesio Colatrella gefragt. Der 52-jährige Innerschweizer ist ein erfahrener Mann im Fussballgeschäft und verfügt über ein grosses Beziehungsnetz. Es ist nun seine erste richtig grosse Herausforderung, für Spieler wie Laski und Franek ebenbürtigen Ersatz zu finden. Sonst wird sich die neue sportliche Führung wohl rasch erste unbequeme Fragen anhören müssen.