FC Baden verabschiedet sich würdevoll aus der Challenge League – nun steht ein heikler Umbruch bevor
Ein letzter Tanz im Stadion Esp. Während 96 Minuten haut der FC Baden nochmals alles raus, um sich würdevoll gegen Neuchâtel Xamax zu verabschieden. Notabene gegen jenen Verein, der vor einem Jahr mit nur 24 Punkten (Baden holte diese Saison zwei Punkte mehr) als Letzter in der Liga blieb, da wegen der Aufstockung der Super League kein Verein aus der Challenge League absteigen musste.
Der FC Baden beweist dabei – wie schon am Freitag beim 2:2 in Schaffhausen – Moral. Zweimal liegt er im Rückstand, zweimal kämpft er sich zurück. Dank anschaulichen Toren von Marvin Spielmann und Guillaume Furrer steht am Ende ein gerechtes 2:2-Unentschieden auf der Anzeigetafel. Und noch viel wichtiger: 2778 Zuschauer im Stadion Esp werden Zeuge davon, wie sich die Badener mit erhobenem Haupt aus der Challenge League verabschieden.
Trotz einer letzten guten Leistung muss der FC Baden nun den Gang in die Promotion League antreten. Für die Challenge League ist dies ein bedauernswerter Verlust, denn die Badener haben die Liga belebt. Mit durchschnittlich 2212 Zuschauern hat Baden den fünftbesten Wert in dieser Saison. Für einen Aufsteiger in seiner ersten Profisaison nach 17-jähriger Durststrecke ist das bemerkenswert. Auch auswärts waren die Badener Fans stets zahlreich vertreten und sorgten für stimmungsvolle Kulissen.
So lässt sich sagen, dass zumindest Badens Fussballbegeisterung bestimmt nicht das Niveau eines Absteigers hatte. Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass der kometenhafte Aufstieg in den Schweizer Profifussball wohl etwas zu früh kam. Mit dem kleinsten Budget der Liga (1,5 Millionen Franken für die 1. Mannschaft) waren die Badener zu Beginn der Saison äusserst aktiv auf dem Transfermarkt, doch das Kader konnte die Zielsetzung Klassenerhalt nicht erfüllen. Daran änderten auch namhafte Verpflichtungen im Winter nichts.
Woran es genau scheiterte, ist nicht so leicht zu benennen. Denn die Mannschaft war zwischenzeitlich durchaus konkurrenzfähig und legte vom September bis November einen starken Lauf hin. In acht Partien erspielte sie sich 15 Punkte und kassierte nur eine Niederlage. Jedoch verloren die Badener darauf das Momentum. In der Rückrunde holten sie nur noch zehn Punkte, es fehlte an Konstanz. Kaum gab es mal Punkte, folgte stets darauf eine Niederlage. Erst ganz am Schluss, als der Abstieg bereits feststand, gelangen zwei Punktgewinne in Serie.
Besonders bitter waren die unnötigen Niederlagen gegen die Direktkonkurrenten. Etwa im Heimspiel gegen den FC Schaffhausen und auch in den beiden Partien gegen Stade Nyonnais verspielte der FC Baden wichtige Punkte leichtfertig. Der neue Trainer steht vor einer schwierigen Aufgabe Einfach zu behaupten, dass die sportliche Qualität fehlte, wäre zu einfach.
Viel eher war die fehlende Erfahrung ein grosser Faktor. Die Mischung zwischen jungen Talenten und den gestandenen Identifikationsspielern, die aus dem Amateurfussball kamen und nebenbei berufstätig waren, funktionierte nicht wie gewünscht. Nebenbei wurden zwar auch routinierte Profis geholt, denen aber grösstenteils die Spielpraxis fehlte. Sie brauchten dadurch zu viel Anlaufzeit und waren auch verletzungsanfällig. Dazu war der Teamgeist der frisch zusammengestellten Mannschaft wohl nicht mehr ganz so widerstandsfähig wie in den Jahren zuvor.
Nun wird sich im Sommer vieles verändern. Trainer Michael Winsauer tritt zurück. Mit ihm gehen auch Assistent Lothar Mayer, der Goalietrainer Beat Hubeli und der sportliche Leiter Stephan Keller. Auch für Präsident Heinz Gassmann war es das letzte Spiel in seiner Funktion, er wird in den nächsten Wochen das Zepter an Gianmarco Coluccia übergeben, der sich als neuer Präsident im August zur Wahl stellen wird. Und auch in der Mannschaft steht ein grosser Umbruch bevor.
Viele Spieler werden den Verein verlassen. Fix sind bereits die Abgänge von Tim Spycher, Jonathan Fontana, Stefano Cirelli und Yves Weilenmann. Ihnen werden tendenziell auch Fabian Gloor, Mats Hanke, Omer Dzonlagic, Marvin Spielmann, Arnel Kujovic, Guillaume Furrer, Tobias Pachonik und Lavdim Zumberi folgen.
Noch gibt es mit Blick in die Zukunft viele Fragezeichen. Der neue Trainer Genesio Colatrella (der beim letzten Heimspiel bereits auf der Tribüne war) steht bezüglich der Kaderplanung vor einer grossen Herausforderung. Bisher stehen lediglich Daniele Romano und Joel Brack im Kader für die kommende Saison. Nun liegt es auch an ihm, dass die Badener möglichst schnell eine schlagfertige Truppe zur Verfügung haben, um in der Promotion League eine ambitionierte Rolle zu spielen.