, Nik Dömer, AZ

Gekommen aus dem Nichts: Jan Kalts steiler Aufstieg beim FC Baden

Jan Kalt überzeugt im defensiven Mittelfeld des FC Baden mit Dynamik, Torgefahr und Abräumerqualitäten. Woher kommt plötzlich dieses Selbstvertrauen des Badener Eigengewächses, das erst seit wenigen Wochen regelmässig in der Startelf steht?

In der 68. Minute hüpft eine Hereingabe von Daniele Romano durch den Strafraum des FC Breitenrain, und plötzlich kommt Jan Kalt angerauscht. Erst nimmt er das Leder geschickt mit dem rechten Fuss an und knallt es daraufhin direkt in die Maschen. Es folgt direkt der Sprint zu den mitgereisten Badener Fans. Der Jubel über die 2:1-Führung ist schier grenzenlos.

Kalts emotionalster Moment

Rund eine Woche später blickt Kalt auf seinen ersten Torerfolg im Trikot der ersten Mannschaft zurück. «Dieser Treffer gegen Breitenrain, das war ein ganz spezieller Moment. Wahrscheinlich der emotionalste in meiner Karriere. Ich spiele schon lange im Verein. Dass ich nun fürs Fanionteam getroffen habe, macht mich sehr stolz.»

Umso bitterer, dass es am Ende trotzdem noch eine 2:3-Niederlage für den FC Baden gab. «Die Freude war leider nicht von langer Dauer, die Niederlage war sehr ärgerlich. Wir haben eigentlich ein gutes Spiel abgeliefert. Es wurde uns auch ein Tor nicht gegeben, obwohl der Ball hinter der Linie war.»

Aber der 23-jährige Kalt ist sich sicher, dass wieder bessere Zeiten auf den FC Baden warten. «Wir haben eine gute Mannschaft. Leider sind wir in einer Situation, in der 50:50-Entscheidungen gegen uns laufen. Das ist immer so, wenn man im Abstiegskampf steckt.»

Eine grosse Enttäuschung

Kalt weiss, wovon er spricht. Letzte Saison spielte er noch beim SC Schöftland in der 2. Liga inter und kämpfte dabei um den Klassenerhalt. Am Ende musste er mit dem Aargauer Vertreter den Abstieg hinnehmen. Doch warum ist Kalt, der 2021 sein Debüt für die ersten Mannschaft des FC Baden gab und sich stark mit dem Verein identifiziert, überhaupt im Südwesten des Kantons gelandet? «Ich habe lange Zeit in der ersten Mannschaft trainiert, aber hauptsächlich in der zweiten Mannschaft gespielt. Als dann der Aufstieg in die Challenge League kam, hiess es, dass ich in diesem Kader keinen Platz mehr habe. Also suchte ich mir etwas Neues.»

Im ersten Moment war dies für den Badener Nachwuchsspieler eine grosse Enttäuschung, doch rückblickend habe ihm die Veränderung gutgetan. «Stammspieler beim FC Baden zu werden, war immer mein grosses Ziel. Aber ich musste einsehen, dass ich nicht mehr weiterkomme, deshalb wechselte ich nach Schöftland. Das war ein guter Entscheid, ich durfte in der 2. Liga inter Verantwortung übernehmen. Der Abstiegskampf war sehr beanspruchend. Ich bin dadurch als Spieler gereift.»

Woher kommt das grosse Selbstvertrauen?

Seit Sommer 2024 ist Kalt, der in der 1000-Einwohner-Gemeinde Full-Reuenthal an der deutschen Grenze wohnt, zurück beim FC Baden. Ehemalige Mitspieler und Trainer Rino Luongo haben ihn zur zweiten Mannschaft zurückgelotst. Und gewiss spekulierte er bei der Rückkehr auch darauf, dass er dank des grossen Umbruchs in der ersten Mannschaft vielleicht wieder grössere Chancen auf Einsatzminuten im Fanionteam hat.

Dass er jedoch ein halbes Jahr später bereits in der Promotion League zu Startelfeinsätzen kommt, hatte er so auch nicht auf seiner Bingokarte. Mitte September bot Trainer Genesio Colatrella ihn zum Training mit der ersten Mannschaft auf, und nur wenige Tage später sass Kalt auf der Ersatzbank. Seit dem Auswärtsspiel gegen YB U21 ist er nun sogar in der Stammformation gesetzt – ein steiler und schneller Aufstieg.

Kalt überzeugt dabei im defensiven Mittelfeld mit einer starken Dynamik, Torgefahr und Abräumerqualitäten. Doch woher kommt plötzlich dieses Selbstvertrauen des Badener Eigengewächses? «Es sind alle ein bisschen überrascht, dass ich keine Anlaufzeit gebraucht habe. Ich bin ja quasi aus dem Nichts gekommen.»

Er führt aus: «Aber das war kein Zufall. Ich habe mich auf diesen Moment vorbereitet und viel in meine Athletik investiert. Zudem kenne ich die Promotion League bereits, weil ich vor zwei Jahren dem Kader angehörte. Ich fühle mich nicht mehr wie ein Neuling, mit 23 Jahren bin ich auch kein Youngster mehr.»

Keine Abstiegssorgen, sondern positive Energie

Kalt, der nicht nur Fussballer ist, sondern auch im Kernkraftwerk Beznau als Instandhalter arbeitet, hat also eine rasante Entwicklung hingelegt. Träumt der Spätentwickler, der einst beim FC Aarau in der U18 aussortiert wurde, weil er aufgrund seiner Polymechanikerlehre zu viele Morgentrainings verpasst hatte, nun doch noch von einer grossen Fussballkarriere? «Träumen darf man immer. Aber ich setze mir solche Ziele nicht. Ich will einfach Spass bei der Arbeit und Spass beim Fussball haben. Beim FC Baden fühle ich mich sehr wohl, und die Promotion League ist ein gutes Niveau. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich es bereits so weit geschafft habe.»

Entsprechend träumt Kalt dieser Tage eher von einem Treffer im Stadion Esp und drei Punkten beim nächsten Heimspiel gegen den SC Brühl. Nach zuletzt zwei Niederlagen ist der FC Baden wieder tief im Abstiegskampf, es droht bei einer erneuten Niederlage der Fall in die Abstiegszone. Doch diese negativen Gedanken lässt Kalt nicht an sich heran: «Ich bin voller positiver Energie und überzeugt, dass wir guten Fussball spielen. Wenn wir so weitermachen, werden wir punkten und als Mannschaft aus dem Abstiegssumpf herauskommen.»