, Nik Dömer, AZ

«Wir sind nach Wunschvorstellung gestartet, aber...»: Warum Baden-Trainer Colatrella auf die Euphoriebremse drückt

Zwei Spiele, zwei Siege und Platz 2 in der Promotion League: Der Saisonstart des FC Baden lässt sich sehen. Doch wie viel sind diese Erfolge wirklich wert und was sagen sie über die Entwicklung der Mannschaft aus? Trainer Genesio Colatrella liefert eine Einordnung.

So schnell kann es gehen: Nach zwei Spieltagen steht der FC Baden mit sechs Punkten auf dem 2. Platz in der Promotion League. Nur der
FC Rapperswil-Jona liegt aufgrund des leicht besseren Torverhältnisses noch vor den Badenern. Die Zweifel, die es vor dem Saisonstart wegen des Totalumbruchs gab, sind – zumindest vorübergehend – vergessen.

«So etwas schweisst zusammen»

Zweifel an den neuen Spielern hatte Genesio Colatrella ohnehin nie. Schliesslich stellte er die Mannschaft als Trainer und Sportchef nach seinem Gusto zusammen und holte dabei einige alte Wegbegleiter nach Baden. Doch gute Einzelspieler sind nur die halbe Miete, umso erfreulicher ist die Erkenntnis für den Coach, dass das Kollektiv gleich von Beginn an zu funktionieren scheint: «Beide Siege wurden hart erarbeiten, das gefällt mir besonders. Die Spieler mussten viel solidarische Arbeit gegen den Ball leisten, so etwas schweisst zusammen. In dieser Hinsicht bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden.»

Um zu verstehen, was Colatrella damit genau meint, lohnt sich ein kleiner Rückblick auf den vergangenen Samstag. Der FC Baden gastierte bei der FC Lugano U21. Bereits auf der Hinfahrt mussten die Badener erste Schwierigkeiten bewältigen: Ein kilometerlanger Stau am Gotthard, der Tunnel war zwischenzeitlich wegen technischer Probleme gesperrt. Die Badener wählten mit ihrem Car die Route über den Gotthardpass und kamen schliesslich doch noch pünktlich an.

Auch während des Spiels liessen sich die Badener nicht aus dem Konzept bringen, trotz brütender Hitze (36 Grad), Kunstrasen ohne Bewässerung und Unterzahl (Gelb-Rot für Samuel Kasongo) ab der 75. Minute. Das Spiel hatte einen ähnlichen Charakter wie die Auftaktpartie gegen den YB-Nachwuchs. Immer wenn die Badener in Bedrängnis gerieten, fanden sie Lösungen.

Gewiss half dabei auch die Routine, wie bei Patrik Gjidodas starker Einzelaktion, die den FC Baden erstmals in Führung brachte, oder bei der Entscheidung zum 3:1, die durch einen schnell ausgeführten Freistoss von Neuankömmling Kedus Haile-Selassie (langer Pass auf Davide Giampà) herbeigeführt wurde.

Besonders stolz ist Trainer Colatrella auf die geschlossene Mannschaftsleistung. «Bei den Auswechslungen lief nicht alles nach Plan. Gjidoda musste gleich nach der Pause aufgrund von Schwindel vom Platz, weil ihm die Hitze zu schaffen machte. Zeitgleich hatte auch Iodice mit Schmerzen zu kämpfen. Aber die Einwechselspieler haben sofort eingeschlagen, es gab keinen Leistungsabfall.»

«Dürfen die Siege nicht überbewerten»

Positiv überrascht war der Trainer vom starken Support der Badener Fanszene. Pausenlos unterstützten sie ihre Mannschaft. «Für uns als Team ist das ein enormer Ansporn und ein Privileg in dieser Liga. Viele Spieler sind zwar neu beim FC Baden, aber es gibt bereits eine gewisse Bindung. Nach jedem Tor rannten sie zu den Fans, um mit ihnen zu jubeln. Man hat die Energie auf dem Feld gespürt.»

Nun steht der FC Baden also mit zwei Siegen aus zwei Partien da und hat dabei ein beinahe makelloses Torverhältnis von 5:1. Eine Bilanz, die bereits zum Träumen einlädt. Doch wie viel sind diese ersten Erfolge wirklich wert? «Wir sind nach Wunschvorstellung gestartet, aber wir dürfen diese zwei Siege nicht überbewerten. Es geht darum, dass wir gemeinsam eine Spielidee verinnerlichen, um in den grossen Partien bereit zu sein. Dieser Prozess braucht jedoch Zeit, da befinden wir uns noch am Anfang.» Colatrella ergänzt: «Ich denke, die Partien gegen YB und Lugano waren ein guter Test. Nachwuchsteams haben meist viel Qualität und eine hohe Intensität. Aber es fehlt diesen jungen Spielern oft an Erfahrung im Männerfussball.»

Colatrella drückt also vorerst auf die Euphoriebremse, möglicherweise bewusst im Hinblick auf den kommenden Samstag. Dann trifft der FC Baden im Schweizer Cup zuhause auf den aktuellen Promotion-League-Leader FC Rapperswil-Jona. Dieser Match wird voraussichtlich der erste grosse Härtetest der Saison sein und zeigen, wie es um die Entwicklung der neuen Badener Mannschaft wirklich steht.