, Nik Dömer, AZ

Eine Partnerschaft auf dem Prüfstand – wie geht es weiter zwischen dem FC Aarau und dem FC Baden?

Der FC Aarau und der FC Baden sind im Nachwuchsbereich miteinander verstrickt. Doch die Beziehung zwischen den Vereinen hat unter der zwischenzeitlichen Konkurrenzsituation gelitten. Nun wünscht sich die Badener Seite eine Veränderung in der Struktur. Demnächst soll ein klärendes Gespräch stattfinden.

Hitzig waren die Aargauer Derbys in der letzten Saison, doch sie sind nun Geschichte. Denn die alte Hierarchie im Aargauer Fussball ist wiederhergestellt: Der FC Aarau spielt in der Challenge League um den Aufstieg, und der FC Baden versucht, sich nach dem Abstieg in der Promotion League zu etablieren. Vorbei ist die Konkurrenz zwischen Ost- und Westaargau.

FC Baden will eine U16

Wobei eine richtige Rivalität ohnehin nur zwischen den Fans existierte, denn die beiden Vereine sind in der Nachwuchsförderung (Aargauer Weg) miteinander verstrickt. Der FC Baden ist nämlich ein wichtiger Partner des FC Aarau. Talentierte Junioren werden bereits im Alter von 10 bis 11 Jahren für die E11 selektioniert und absolvieren Stützpunkttrainings im Stadion Esp. Ab der Stufe E13 erfolgt der Übertritt in die Partnerschaft. Die talentiertesten Spieler landen später in der U16. Ab dieser Stufe finden keine regionalen Trainings im Stützpunkt mehr statt, stattdessen werden die Junioren beim FC Aarau zusammengezogen.

Diese Vernetzung hat für beide Seiten Vorteile: Hier der Leadverein FC Aarau, der viel Geld für die Nachwuchsförderung bezahlt (zwei Millionen Franken pro Jahr) und den FC Baden als starken Juniorenstützpunkt für die Erschliessung im Ostaargau braucht, dort der FC Baden, der von der Ausbildung und Entwicklung junger Talente sportlich profitieren kann. Sei es in Form von Leihspielern wie Marvin Hübel und Binjamin Hasani oder von Spielern, die beim FC Aarau nicht mehr weiterkommen und sich in der Badener Mannschaft etablieren können (bspw. Joël Brack, Teodor Popov, Jan Kalt).

Doch nun ist man beim FC Baden, der sich langfristig die Rückkehr in den Profifussball zum Ziel gesetzt hat, nicht mehr vollends zufrieden mit dieser Struktur. Geht es nach Trainer Genesio Colatrella, der einst als Nachwuchsleiter beim SC Kriens und dem FC Luzern tätig war, sollte es eine zweite U16-Mannschaft geben, die beim FC Baden stationiert ist. Die Rechnung ist einfach: Werden mehr Junioren auf U16-Stufe gefördert, könnten künftig auch die 1. und 2. Mannschaft des FC Baden von diesen Spielern profitieren, falls sie den Sprung zum FC Aarau nicht schaffen.

Spätentwickler sollen besser gefördert werden

Colatrella erklärt: «Es gibt im Aargau drei U15-Mannschaften mit etwa 60 Spielern. Schlussendlich schaffen es nur noch 20 Spieler in die U16 zum FC Aarau. Durch diesen grossen Cut könnte Potenzial verloren gehen. Deshalb hätten wir gerne auch eine U16 bei uns, um die Spätentwickler besser zu fördern.» Zudem betont der Trainer, dass der FC Baden eine solche Abteilung selbst finanzieren könne (vom Schweizer Fussballverband gibt es dafür Subventionen) und auch die infrastrukturellen Möglichkeiten dazu hätte. Man habe diese Infos bereits beim FC Aarau deponiert.

Um eine solche U16 anzumelden, hätte bis Ende Februar ein Antrag beim Verband (SFV) eingereicht werden müssen. Passiert ist das jedoch nicht. Harzt es in der Kommunikation zwischen den beiden Vereinen? FCA-Geschäftsführer Sandro Burki meint dazu: «Wir wissen von dem Anliegen. Eine zweite U16 klingt für uns auch interessant. Aber wir müssen zuerst mit dem FC Baden die Details bezüglich der langfristigen Finanzierung und der Infrastruktur klären.»

Burki fügt an: «Sollten wir eine zweite U16-Mannschaft anmelden, müssen wir auch offen und ehrlich mit den Spielern kommunizieren. Die Chance, dass es dadurch mehr Spieler zu den Profis schaffen, ist sehr gering. Der Aufwand, den die Junioren und ihre Eltern hingegen auf sich nehmen müssen, ist sehr hoch.»

Eine starke Partnerschaft muss für beide Seiten von Interesse sein

Gemäss Informationen dieser Zeitung ist zwischen dem FC Aarau und dem FC Baden zeitnah ein Gespräch geplant. Dabei geht es nicht nur um eine neue U16-Abteilung, sondern auch um grundlegende Themen der Partnerschaft – mit dem klaren Ziel, das Verhältnis zwischen den Vereinen, das durch die zwischenzeitliche Konkurrenzsituation in der Challenge League etwas gelitten hat, wieder auf Vordermann zu bringen.

Denn eine starke Partnerschaft muss für beide Seiten von grossem Interesse sein. Nicht zuletzt, weil der FC Baden für eine Rückkehr in den Schweizer Profifussball auf den Leistungsnachwuchs angewiesen ist und entsprechend dem Aargauer Weg angeschlossen sein muss (Vorschrift des Verbands). Und auch der FC Aarau braucht den Stützpunkt Baden, damit er im Ostaargau, in dem es ohnehin schon viele talentierte Junioren nach Zürich zieht, nicht gänzlich den Anschluss verliert.